Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
damit gerechnet, mehr über diesen Zwischenfall von mir zu erfahren, der das ganze teure und aufwendige Epsilon -Projekt schlagartig in Frage stellte.
Vielleicht müsste ich an dieser Stelle hinzufügen, dass es mir nicht Leid tat, ihn enttäuschen zu müssen. In Wirklichkeit war ich viel zu müde, um noch so etwas wie Bedauern empfinden zu können. Allenfalls vermochte ich Captain Monnier zu bedauern.
Selbst wenn mich keine Schuld an diesem Zwischenfall traf, von der Verantwortung konnte mich niemand freisprechen. Nur weil ich Captain Monnier zum Telefonieren in den Funkraum geschickt hatte, war er im entscheidenden Moment nicht angeschnallt gewesen. Die Wucht, mit der er gegen die Schottwand geprallt war, musste ungeheuerlich gewesen sein. Und elf endlos erscheinende Tage hatte ich nichts für ihn tun können.
Campbell trug etwas in sein Notizbuch ein und nahm die Befragung wieder auf. »Haben Sie etwas Ähnliches schon einmal erlebt, Commander?«
Ich brauchte nicht erst lange nachzudenken, um die Antwort parat zu haben: »Nein, Sir.«
»Es ist das erste Mal, dass ich von einem … einem solchen Zwischenfall höre, Commander«, sagte Campbell, die dicke Hornbrille unverwandt mir zugekehrt. »Wir haben die VEGA-Computer danach befragt. Es gibt keinen Präzedenzfall.«
Es überraschte mich nicht. Hätte es einen Präzedenzfall gegeben, wäre er mir längst zu Ohren gekommen. In Pilotenkreisen pflegte man informiert zu sein.
»Als ich vorhin an Bord der Hermes war, konnte ich nicht feststellen, dass das navigatorische System Mängel aufweist«, fuhr Campbell fort.
»Es weist auch keine Mängel mehr auf, Sir«, bestätigte ich geduldig.
»Aber ließen Sie mich nicht wissen, es sei total ausgefallen?«
»Das war es auch. Aber als wir wieder zu uns kamen, war die Anzeige wieder völlig normal.«
»Und dafür finden Sie keine Erklärung?«
»Nicht die mindeste. Das Schiff ist völlig in Ordnung. Daran kann es folglich nicht gelegen haben.«
»Haben Sie eine Vermutung, Commander?«
»Ich verabscheue Vermutungen, Sir«, erwiderte ich steif.
»Wie Sie wollen, Commander. Dann werde ich, falls Sie nichts dagegen haben, jetzt einige Fragen an die Lieutenants Stroganow und Xuma richten.«
Auch dabei, dachte ich, würde nicht viel herauskommen. Nun gut – es war nichts als ein bescheidener Anfang. Die eigentliche Befragung stand uns noch bevor: heute oder morgen, sobald die VEGA-Kommission zusammengetreten sein konnte. Professor Campbell war nur ein vorläufiger Sendbote: eine Kapazität auf dem Gebiet des Protonenantriebs.
Unter dem Cockpitfenster war Metropolis in Sicht gekommen, diese unvergleichliche, von Menschenhand geschaffene Insel mitten im Atlantischen Ozean: die Hauptstadt der EAAU, wie sich die aus dem Zusammenschluss dreier Kontinente hervorgegangene Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union kurz nannte.
Gemeinhin pflegte mein Herz beim Anblick dieser herrlichen Stadt, die sich umbranden ließ vom weißen Schaum des Ozeans, vom ersten Augenblick des Wiedersehens an höher zu schlagen. Diesmal jedoch verspürte ich nicht die mindeste Freude.
Nicht einmal der Gedanke an Ruth O’Hara, die in Metropolis auf mich wartete, vermochte mir Trost zu bringen. War das verwunderlich? Welcher Commander kehrte schon gern heim mit einem Schiff, dessen Flagge auf halbmast stand? Oder doch fast auf halbmast, da das letzte Wort noch nicht gesprochen war, solange der Arzt damit beschäftigt war, Captain Monnier zu untersuchen. Während er das tat, drehte er mir den Rücken zu; weder konnte ich sehen, welcher Art seine Untersuchungen waren, noch was seine Miene dabei verriet.
Neben mir beantworteten Stroganow und Xuma geduldig Professor Campbeils unzählige Fragen; sie wussten auch nicht mehr zu berichten als ich.
Meine Gedanken kehrten zurück in die Vergangenheit, deren untilgbare Narben Robert Monnier noch immer im Gesicht trug. Jene Katastrophe war unzweifelhaft von mir verschuldet worden: ein vom Ehrgeiz und von der Ruhmsucht diktierter Fehlstart mit einem Alpha-Schiff, das sich noch im Zustand der Inspektion befunden hatte.
Im Gegensatz zu damals hatte ich mir diesmal nichts vorzuwerfen; dennoch weckte der Anblick von Metropolis in mir keine freudigen Gefühle. Vielleicht hatte das auch etwas mit meiner Müdigkeit zu tun: Aus Furcht, der Zwischenfall könnte sich wiederholen, hatte ich in den letzten elf Tagen kaum mehr als zwei Stunden am Tag geschlafen.
Und noch immer war das Tagwerk nicht getan. Das
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