Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
42,800 Kilometer und damit 3,36-mal so groß wie derjenige der Erde; an Volumen übertrifft er die Erde um das 38fache. Seine um 0°46,4’ gegen die Ekliptik geneigte Bahn durchläuft er in 84 Jahren 7 Tagen mit einer Geschwindigkeit von 7 Kilometern in der Sekunde. Dabei wird er von fünf Monden umkreist.
»Meine Herren«, rief Major Pong Yen, »auf diesem gewaltigen Planeten ohne weitere Anhaltspunkte ein notgelandetes Schiff zu finden, das gleicht der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.«
»Aber dieser Commander Scott«, warf der Kriegsminister ein, »steht doch gewiss auf dem Funkweg mit VEGA-Erde in Verbindung!«
»Das tat er, Exzellenz. Allerdings brach die Verbindung vor kurzem ab, aber selbst wenn er weitergefunkt hätte, wären wir nicht einen einzigen Schritt weitergekommen. Anpeilen erwies sich auf die Entfernung hin als unmöglich und der Code der Durchsagen war einfach nicht zu knacken.«
»Sie sagen: Der Code war nicht zu knacken.« Minister Tschou Lin war auf einmal hellwach. »Soll das heißen, dass Sie ihn mittlerweile geknackt haben?«
»Nicht ganz, Exzellenz. Geknackt ist vielleicht nicht unbedingt das richtige Wort. Sagen wir lieber: Wir sind in die Lage versetzt worden, ihn zu entschlüsseln. Aufgrund der Informationen, die uns ein Überläufer lieferte.«
»Sie haben einen echten Verräter an der Hand, Major?«
»So ist es, Exzellenz.«
»Wieder einen von diesen versponnenen Weltverbesserern, die bei uns das Paradies zu finden hoffen?«
»Dieser, Exzellenz, hat bessere Gründe. Wir haben ihn gekauft. «
»Sehr gut!«, sagte Tschou Lin. »Ich bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden, Major.«
»Danke, Exzellenz.« Major Pong Yens Arm fuhr plötzlich in die Höhe und sein Zeigefinger wies aufwärts. »Seit einer Stunde, meine Herren, ist Scotts genaue Position auf dem Uranus auch unseren Männern dort oben bekannt. Ihr Flug hat damit aufgehört, ein Flug ins Ungewisse zu sein.«
»Sehr gut!«, wiederholte Tschou Lin. »Das ist wirklich sehr gut. Aber eine Frage ist trotz allem noch nicht beantwortet. Warum startet die VEGA nicht selbst eine Hilfsexpedition?«
General Lao Wu klopfte auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Für diese Antwort, meine Herren, bin wiederum ich zuständig. Und ich kann nicht umhin, Ihren eben angefachten Optimismus wieder zu dämpfen. Völlig zuverlässige Informationen besagen, dass die VEGA tatsächlich eine Rettungsexpedition zum Uranus vorbereitet – und zwar wird dabei jene Hermes zum Einsatz kommen, die ich Ihnen vorhin im Bild zeigen konnte.«
»Jener Prototyp?« Die Stimme des Kriegsministers klang ungläubig. »Aber Sie sagten doch selbst, dass er noch völlig unerprobt ist.«
»Aber er ist schnell«, sagte General Lao Wu. »Und der VEGA-Chef Harris ist ein zu jedem Risiko bereiter Mann. Er wird die Reise zum Uranus gewissermaßen zum entscheidenden Testflug erklären. Schließlich wissen auch die Verantwortlichen der EAAU, was für sie auf dem Spiel steht.«
»Und was«, fragte Tschou Lin mit plötzlich leiser Stimme, »schlagen Sie vor, um diesen Flug zu verhindern, General?«
»Das kommt darauf an«, erwiderte Lao Wu ruhig, »wie weit man mir erlaubt zu gehen.«
»So weit, wie es die Sache erfordert«, sagte der Minister, »vorausgesetzt, Ihre Leute erledigen das Notwendige, ohne dass man die VOR damit in Verbindung bringen kann. Also, bitte keinen Raumzwischenfall, keinen dieser blitzschnellen Angriffe – nichts dergleichen!«
General Lao Wu verneigte sich. »Damit, Exzellenz, hätten wir auch wenig Aussicht auf Erfolg. Aber es gibt noch einen anderen Weg. Freilich, auch dieser wird uns eine Kleinigkeit kosten.«
Damit endete die geheime Zusammenkunft in der Verbotenen Stadt.
4.
Einen Atemzug lang glaubte ich, ich flöge einer aufgehenden Sonne entgegen, aber dann erkannte ich, dass das, was ich für die Sonne hielt, lediglich Ruths rotes Haar war, das über mir schwebte.
»Mark!«, sagte Ruth O’Hara. »Mark, werd endlich wach! Commander Harris will dich sprechen.«
Bevor ich mich vor den Apparat setzte, warf ich einen Blick aus dem Fenster. Fünfundneunzig Stockwerke unter mir dehnte sich einer der schönsten Plätze der Welt: der Platz der Republik, der seit einiger Zeit »Platz Antoine Ibaka« hieß: zur Erinnerung an den hohen Preis, den die Bürger der EAAU für ihre Freiheit entrichten mussten. Antoine Ibaka war mein Bordkamerad und Freund gewesen; auch er zählte zu den Gefallenen des großen
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