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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Brüderlichkeit!
    Ich werde diesen Tag wohl nicht mehr überleben.
    Meine letzten Grüße gelten euch, meine lie...
    18. 3. 1994: Mein zwanzigster Geburtstag.
    O Gott, hilf mir! Alle Macht dem Volk, nicht der Partei!
    Nieder mit Rebrow! Die einzige Kette, die es auf der Welt geben darf, ist jene, die Menschen bilden, wenn sie Hand in Hand spazieren gehen! Ich mag sterben, die Gerechtigkeit wird weiterleben.
    Inschriften, Inschriften, Inschriften: letztes Zeugnis einer verzweifelten Generation. Die Früchte ihres Leidens hatten sie nicht mehr erlebt: den Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika zur EAAU, zu diesem gerechtesten, fortschrittlichsten und humansten Staatswesen, das die Geschichte bislang gesehen hatte.
    Stroganows monotone Stimme verstummte. Zu viele Inschriften aus vergangener Zeit bedeckten die feuchten Wände. Er wandte sich ab und hauchte seine erstarrenden Hände an. Sein Atem dampfte.
    Zum ersten Mal, seitdem die
Hermes
Metropolis verlassen hatte, war ich mit der Besatzung allein. Es war an der Zeit, entschied ich, ihr meinen Standpunkt klarzumachen. Die Ansprache, die ich ihr hielt, lebte in meiner Erinnerung fort als ein nahezu gespenstisches Ereignis: »Meine Herren, da ich nicht
    weiß, wann uns wieder ein offenes Wort vergönnt sein wird, möchte ich, dass Sie jetzt Folgendes zur Kenntnis nehmen: Die Situation, in der wir uns befinden, kann nur mit Besonnenheit gemeistert werden. Ich bitte Sie dringend, jeden Einzelnen von Ihnen, Vertrauen zu mir zu haben und mir auch weiterhin den Gehorsam nicht zu versagen!«
    Danach wechselte ich mit jedem einzelnen Mitglied der
Her
mes-Crew ein paar persönliche Worte.
    »Ein Sibiriak sollte eigentlich an Kälte gewöhnt sein, Lieutenant Stroganow!«
    »Bei längerem Aufenthalt, Sir, werde ich wohl oder übel zu dieser Gewöhnung zurückkehren müssen.«
    »Lieutenant Xuma, ich hoffe, Sie tragen mir nichts nach.«
    »Es ist schon in Ordnung, Sir. Sie waren völlig im Recht.«
    »Trainieren Sie eigentlich schon fleißig für die nächsten Olympischen Spiele, Lieutenant Mercier? Es heißt, in den VOR gäbe es jetzt einen Pistolenschützen, der Ihnen die Goldmedaille streitig machen könnte.«
    »Sir, wenn ich jetzt eine Pistole hätte, würden die Olympischen Spiele in diesem Raum stattfinden!«
    »Etwas griechische Sonne könnte uns hier nicht schaden, nicht wahr, Lieutenant Simopulos!«
    »Auch ein paar Flaschen griechischen Weins wären nicht zu verachten, Sir.«
    »Da fällt mir ein, Lieutenant Koskinen: Sie haben lange nichts mehr publiziert.«
    »Ich arbeite diesmal an einem umfangreicheren Werk, Sir. Grenzen der Elektronik, sozusagen.«
    »Vielleicht hätte ich’s Ihnen schon früher einmal sagen sollen, Sergeant Dahlsen: Ihre Menüs sind immer ganz ausgezeichnet.«
    »Danke, Sir. Es freut mich immer, wenn’s Ihnen und den Lieutenants schmeckt.«
    Ich machte wieder einen Schritt und zögerte. Es war nicht
    sehr einfach, das passende Wort zu finden.
    »Captain Monnier, es mag wie Hohn in Ihren Ohren klingen -aber ich finde es ungeheuer beruhigend, dass Sie mit von der Partie sind.«
    Es war zu dunkel, um zu sehen, was in Robert Monniers Gesicht vorging, aber es war hell genug, um zu erkennen, dass seine ganze Gestalt auf einmal steif wurde.
    »Sir, man hat mich leider nicht vor die Wahl gestellt.«
    Ich nahm die Herausforderung nicht zur Kenntnis. Nichts konnte ich zu dieser Stunde weniger brauchen als Auseinandersetzung und Streit. Außerdem war Monniers Verbitterung menschlich verständlich. Im Übrigen hatte ich ihm kein leeres Kompliment gemacht; ein anderer Pilot als er hätte mir nur schwerlich jene Zuversicht eingeflößt, die für mich so unerlässlich war, eine Zuversicht, die vorerst in sich selbst ruhen musste. Ich hatte keinen Plan. Ich war nicht in der Lage, einen Plan zu entwickeln, weil ich über die weiteren Absichten der Vollstrecker nicht unterrichtet war; solange ich nicht wusste, was von mir und meinen Männern verlangt wurde, wollte ich es unterlassen, Widerstand um jeden Preis zu leisten. Zu jedem Opfer bereit war ich erst, als ich das Ziel der Vollstrecker erfuhr. Ich erwähne das, um der Legendenbildung Einhalt zu gebieten, die es im Zusammenhang mit der Peking-Affäre zu verzeichnen gibt und die mir und meinen Männern alles abspricht, was menschlich ist, nämlich Zweifel, Irrungen, falsche Entscheidungen, Furcht. All das hat es gegeben.
    Es gab auch Zwischenfälle, so diesen einen, der sich in der

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