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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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suspendiert worden zu sein.«
    Auch das war ein Umstand, der mir entfallen war. Der Schock zeigte seine Folgen. Erst nach und nach entsann ich mich aller Einzelheiten und Zusammenhänge.
    »Vidal steht ab morgen wieder in Dienst. Über alles weitere werde ich mit ihm persönlich reden.« Ich dachte nach. Der Schreck über meinen Unfall saß ihm gewiß noch in den Knochen. Ebensogut hätte es, falls nicht ich, sondern er mit der Zwei gestartet wäre, ihn erwischen können - trotz rotem Halstuch und sechsschüssigem Talisman. Es war anzunehmen, daß er die Zeit genutzt hatte, um in sich zu gehen; ich konnte es mir leisten, ihn zu beruhigen. »Sie können ihm ausrichten: es wird keine Eintragung geben.«
    Jordan hob die Schultern. Er mußte wissen, daß Vidal nicht zum Start erschienen war, aber der Grund hierfür schien ihm unbekannt zu sein.
    »Ich werde es ihm sagen, Sir. Sonst noch etwas?«
    Mir fiel nichts Wichtiges mehr ein. Alles, was für die Wiederaufnahme der Testflüge erforderlich war, hatten wir besprochen.
    »Das dürfte alles sein, Jordan. Ich danke für Ihren Besuch.«
    Jordan verabschiedete sich und ging. Die Unterredung hatte mich geschwächt. Beim Lesen des Berichts aus Metropolis schlief ich ein.
    Als ich irgendwann die Augen wieder aufschlug, saß Ruth O’Hara neben meinem Bett.

17.
    Ruth blieb drei Tage auf Espiritu Santu, bevor sie wieder nach Metropolis zurückflog. Die meiste Zeit davon verbrachte sie neben meinem Bett.
    Ein einziges Mal nur erwähnte sie meinen Unfall; als sie merkte, daß mir das Thema nicht behagte, kam sie nie wieder darauf zu sprechen.
    Solange ich Ruth in meiner Nähe hatte, war der Aufenthalt im Krankenhaus noch einigermaßen erträglich. Schlimm wurde es nach ihrer Abreise - vielleicht, weil ich nicht zu den Leuten zähle, die mit einer gewissen inneren Befriedigung krank zu sein vermögen, wovon es, wie mir scheint, eine ganze Menge gibt.
    Ruth hatte kaum das Zimmer verlassen, als ich auch schon meinen ersten heimlichen Aufstehversuch unternahm. Nach ein paar Schritten wurde mir schwindelig. Eine Schwester entdeckte mich und schickte mich in das Bett zurück.
    »Ich möchte nur wissen, was Sie sich dabei gedacht haben, Commander!« schimpfte sie. »Bisher war ich der Meinung, Sie hätten die Absicht, gesund zu werden.«
    »Aber ich bin gesund!« widersprach ich.
    Sie blieb unerschütterlich bei mir, bis ich wieder flach auf dem Rücken lag.
    »Ich werde nicht versuchen, Ihnen weiszumachen, wie man zum Mond fliegt«, wies sie mich zurecht, »und Sie, Sir, unterlassen es bitte, mich über Ihren Gesundheitszustand zu belehren! Als man Sie hier einlieferte, waren Sie mehr tot als lebendig.«
    Fortan lag ich im Bett und haderte mit meinem Schicksal -nicht ohne dann und wann doch wieder heimlich einen kleinen Spaziergang durch das Zimmer zu unternehmen. Zum erstenmal, seitdem ich nach Espiritu Santu gekommen war, hatte ich Sehnsucht nach dem Camp - nach den Baracken, zwischen denen der Staub aufstieg, nach der Werft mit ihrer Betriebsamkeit und nach den flunderförmigen Schiffen, die so wenig Vertrauen verdienten.
    Warum nur hatte man ihnen den Namen Kolibri gegeben? Die Erklärung war nüchtern: Sie gehörten zur IC-Serie der VEGA. Aber Mustang wäre angebrachter gewesen. Sie waren gut, schnell und ausdauernd - nur daß sie noch zugeritten werden mußten.
    Und ich beneidete meine Männer - Jordan, Vidal, Romen -, wenn sie, nachdem sie mir Bericht erstattet hatten, wieder hinausgingen in das freie Leben, von dem mich eine ganze Armee von weißbekittelten Medizinmännern fernhielt. Sie gingen an den Start, flogen zum Mond, stürzten sich hinab in den schwarzen Schlund des Ozeans, schimpften und fluchten, wie das so ihre Art war, und niemand hinderte sie daran, aus dem Bett zu steigen.
    Wie zu erwarten war, verlief der Flugbetrieb nach meinem Unfall ohne jeden Zwischenfall. Der Wurm ruhte aus. Aber den Gesichtern meiner Piloten war es anzusehen, daß ihnen die Angst weiterhin im Nacken saß. Ihre Moral hatte sich gebes-sert, doch die Angst ließ sich nicht abschütteln, denn irgendwann mußte es unweigerlich wieder eine Akte mit dem Vermerk Ursache unbekannt geben. Wessen Namen würde sie tragen?
    Am meisten litt ich darunter, daß ich von diesem Teil der Arbeit ausgeschlossen war, wenngleich ich, so gut das vom Bett aus ging, nach und nach darangehen konnte, wenigstens die Fäden des organisatorischen Ablaufs in meiner Hand zu vereinigen.
    Dazu gehörte, daß ich, taub gegen

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