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Weltraumpartisanen 08: Raumsonde Epsilon

Weltraumpartisanen 08: Raumsonde Epsilon

Titel: Weltraumpartisanen 08: Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Unmöglichen liegen.
    Alles hing nun davon ab, ob es mir gelang, meine Männer davon zu unterrichten, bevor sie unter der Drohung der auf sie gerichteten Waffen die Nerven verloren. Ein schwieriges Unterfangen - denn die Wachen achteten auf jedes Wort, das fiel. Dennoch mußte es versucht werden.
    „Mr. Romen!“
    „Sir!“
    „Wir alle könnten, glaube ich, eine kleine Aufmunterung vertragen. Wie wär’ s mit etwas Musik?“
    Grischa Romens braune Zigeuneraugen verengten sich. Er las in meinem Gesicht und begriff.
    „Und was, Sir, darf es sein?“
    „Irgendwas“, erwiderte ich, „was auch unseren Gastgebern gefällt. Eins von diesen alten Liedern - von dunklen Wegen und glühendem Abendrot. Na, Sie wissen schon.“
    Grischa Romen hatte verstanden. Im Ruheraum der Zeus erklang, als harmlose Zigeunerweise getarnt, die warnende Botschaft. Grischa Romens Mundharmonika sagte: Mein Weg führt durch die Nacht. Mein Pferd ist müde und muß ruhn. Ich breche wieder auf im Abendrot .“
    Die Botschaft war überflüssig. Rotes Licht fiel auf einmal durch die Bullaugen. Die Melodie brach ab. Grischa Romen hatte die Mundharmonika von den Lippen genommen.
    Ich blickte hinaus.
    Vom Antennenmast herab warnte das rote Signal. Dies war das eine, was ich sah. Die andere Wahrnehmung bestand aus Captain d’Arcy und seinen Männern, die sich - einen mehr toten als lebendigen Hermes -Piloten mit sich schleifend - soeben anschickten, die Zentrale zu verlassen, um an Bord der Zeus zu gehen.
    Sie traten hinaus ins Freie, erkannten den losbrechenden Sonnensturm, der bereits über den Himmel heranjagte, blieben betroffen stehen - begriffen, daß ihnen der Weg zu ihrem Schiff vorübergehend abgeschnitten war, und flüchteten zurück in die Geborgenheit des Iglus.
    Als ich mich abwandte, sah ich noch etwas drittes - und dies wurde zum Signal des Handelns.
    Die Aufmerksamkeit der beiden Wächter war vorübergehend abgelenkt - sei es durch das überwältigende, beängstigende Naturereignis, sei es durch den Umstand, daß der Start sich verzögerte. Wie auch immer - einen Herzschlag lang waren sie nicht auf der Hut.
    Auch Sergeant Dahlsen war dies nicht entgangen. Er machte zwei, drei rasche Schritte - und entriß einem der Wächter die Waffe.
    An ihm vorüber warf ich mich auf den zweiten der Piraten. Ein kurzes, erbittertes Handgemenge - dann war die Situation entschieden. Sein eigenes Gewehr zielte auf seine Brust.
    Die Eroberung der Zeus war vollendete Tatsache.
    Major Young stellte sich mit beachtlicher Schnelligkeit auf die veränderte Lage ein.
    „Was soll das Zögern, Commander?“ fragte er. „Drücken Sie ab! Die Banditen haben nichts anderes verdient.“
    „Die Banditen gewiß nicht, Major!“ erwiderte ich. „Aber mit toten Piraten läßt sich die Freiheit unseres Captains van Kerk schwerlich erkaufen.“
    Da mir der Schiffstyp vertraut war, dauerte es nicht lange, bis alle erforderlichen Befehle erteilt waren. Jeder Mann wußte, was er zu tun hatte. Die Kontrollampen flammten auf und gaben kund, daß die Aggregate auf Plus geschaltet waren. Das Triebwerk war klar zum Zünden. Ein Druck auf den Starter, und es würde anspringn.
    Das Blatt hatte sich gewendet. Captain d’Arcys Situation entsprach jener der tapferen VOR-Soldaten unter Hauptmann Saadi. Er konnte sich ergeben, falls er wollte; andernfalls blieb ihm nur übrig zu kämpfen: auf einem fremden Planeten, mit gleichsam leeren Händen gegen die massierte Zerstörungsenergie eines Schweren Kreuzers.
    Zunächst jedoch mußte Captain van Kerk an Bord genommen werden. Um dies zu erzwingen, besaßen wir ein gutes Faustpfand.
    Dies war mein Plan.
    Captain van Kerk selbst, der nichts davon ahnte - und dies auch nicht ahnen konnte -, machte ihn zunichte.
    Lieutenant Simopulos machte mich auf ihn aufmerksam. „Sir!“
    „Was gibt’s, Lieutenant?“
    „Unser Captain! Da läuft er!“
    Von der Zentrale her, vorüber am Antennenmast, ein Gewehr in der Hand, rannte Captain van Kerk durch den todbringenden Sonnensturm, offenbar mit der Absicht, unter Aufopferung seiner Person den Start der Zeus zu verhindern. Es war die Tat eines Helden: großherzig
    - und überflüssig. Helm und Anzug bewahrten ihn nicht vor der Strahlung. So handelte nur ein Mensch, der mit seinem Leben abgeschlossen hat.
    Auf einmal bekam ich einen trockenen Mund. „Lieutenant Romen!“
    „Sir!“
    „Sobald der Captain an Bord ist, werfen Sie die beiden Banditen hinaus!“
    „In den Sonnensturm, Sir?“

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