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Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Harris:
    „Ein exakter Anflug, Commander. Auch diesmal wieder: nicht ein einziger Fehler.“
    Ich warf die Gurte ab und verließ, begleitet von den Lieutenants Stroganow und Xuma, schwankenden Schrittes den Simulator. Mein ganzer Leib fühlte sich zerschlagen an. Arme und Schultern schmerzten. In den Ohren war ein dumpfes Rauschen.
    Harris fragte: „Wie fühlen Sie sich?“
    Ich mußte mir, bevor ich Antwort gab, seine Frage wiederholen, um ihren Sinn zu begreifen: Wie fühlen Sie sich? Ich war noch nicht ganz wieder da.
    „Den Umständen entsprechend, Sir.“ Meine Stimme war mir fremd. „Müde.“
    Harris nickte.
    „Kein Wunder. Wollen Sie - nach einer angemessenen Ruhepause -noch mal?“
    Noch mal? Mich schauderte. Um keinen Preis der Welt wollte ich diesen Simulator wieder betreten. Seit drei Tagen befand ich mich im Training: rund um die Uhr - wie ich es Monnier angeraten hatte. Ich kannte den verdammten Krater in und auswendig. Alle nur denkbaren Situationen waren durchgespielt - einschließlich eines vorzeitigen, überraschenden Ausbruchs. Mit all den Informationen, die in mir gespeichert waren, fühlte ich mich in der Lage, den Landeanflug -falls erforderlich - mit verbundenen Augen durchzuführen: bis hin zu jener letzten, entscheidenden Phase. Diese ließ sich nicht simulieren: es fehlten Meßwerte, Aufnahmen, Vergleichsdaten. Der Einflug in den Spalt war und blieb der Faktor X.
    Harris wartete auf Antwort. Ich mußte mich entschließen. Noch einmal, das bedeutete: wieder eine Galgenfrist, gewonnenes Leben. Und niemand konnte mir - nach dem, was Monnier widerfahren war -einen Vorwurf machen. Aber das bedeutete auch: zusätzliches Warten. Und für unzählige Menschen, die ich nicht kannte, die ich nie kennen würde: zusätzliches Leid. Und Tod, Tod, Tod.
    „Nein“, sagte ich. „Ich glaube nicht, Sir, daß noch neue Erkenntnisse zu erwarten sind.“
    Harris’ Augen verrieten mir, daß er diese Antwort erhofft hatte.
    Auf einmal verspürte ich Mitleid mit ihm. Er - der durch den Verlust seines rechten Armes an den Boden gefesselt war - trug ein Kreuz, das unvergleichlich schwerer wog als das meine: das Kreuz des nüchternen Befehlsgebers.
    Er hatte zu Monnier gesagt: „Geh!“ - und Monnier war gegangen. Und nun war Monnier tot. Aber die Pflicht verlangte von Harris, daß er nun zu einem anderen seiner Männer - diesmal zu mir - sagte: „Geh!“ - und ich würde gehen. Was war schmerzlicher: das Gehen oder das Zurückbleiben? Wer ging, war aller Verantwortung enthoben. Der Zurückbleibende aber trug bis an das Ende seiner Tage das Kreuz, das eigenhändig auferlegte. Andererseits: wenn ich ging, nahm ich von Harris nicht auch etwas mit auf den einsamen Weg? Sein Vertrauen in mein Können, seinen Glauben an meinen Mut, seine sittliche Kraft, die er, zum Zurückbleiben verdammt, auf mich übertrug?
    Nein, kein Mitleid. Die Welt braucht Monniers, aber sie braucht auch Männer wie Harris. Sie sind es, die die Ordnung aufrechterhalten.
    Harris hatte geschwiegen: wie um sich seelisch auf diesen neuen Stand der Dinge einzustellen. Nun öffnete er den schmalen Mund:
    „Darf ich Gibraltar verständigen?“
    Es hatte keinen Sinn, länger zu zögern. Die Arbeit mußte getan werden.
    „Ich bitte darum, Sir.“
    Harris ging in einen Nebenraum. Als er zurückkehrte, war er blaß.
    „Morgen“, sagte er. „Das CBX muß erst noch herangeschafft werden.“

13. Ruth O’Hara: „Die Pilotenfrau“ (Auszug)
    Am Nachmittag unternahm Mark mit dem für ihn bereitgestellten SK Alpha V einen Probeflug. Das Schiff war in der Werft generalüberholt worden; nun wollte es Mark vor dem entscheidenden Einsatz noch einmal selbst auf Herz und Nieren testen.
    Kurz vor dem Start - er trug bereits die enganliegende Kombination - erschien er noch einmal in meinem Büro. Dort wurde er bereits erwartet. Eugen von Bülow, einer der bedeutendsten Journalisten dieser Zeit, bat im Auftrage der Stella-TV um ein Interview. Mir war es nicht gelungen, ihn abzuwimmeln; zudem wollte ich in diesem besonderen Fall Marks Entscheidung nicht vorgreifen.
    Mark lehnte ab: „Sie müssen verstehen - ich habe anderes zu tun.“ Bülow ließ nicht locker.
    „Mit Ihrem Nein bringen Sie mich in eine mißliche Situation, Commander. Ich habe fest mit Ihrer Zusage gerechnet. Die Sendung ist bereits angekündigt.“
    Bülow war ein liebenswürdiges Schlitzohr. Der Ruf, der ihn umgab - stets das zu erreichen, was er wollte -, schien mir nicht

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