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Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Fahrt auf: langsam, zögernd, vorsichtig, nahezu tastend.
    Die Sicht war miserabler denn je. Teils war man geblendet, teils eingehüllt in quirlende Finsternis.
    Und damit hörte alle Weisheit auf.
    Fortan war es nicht mehr wie im Simulator - wo nunmehr die gleißenden Lampen aufgeflammt wären und den kunstvollen Effekt unbarmherzig entlarvt hätten.
    Diese letzten dreihundert Meter eines beispiellosen Fluges waren nie geübt worden.
    Das Schiff kroch dahin.
    Wie lange mochte der Berg noch stillhalten? Ich entsann mich meiner Pflicht.
    „Alpha V ist soeben auf neuen Kurs gegangen. Entfernung drei-null-eins. Sehr schlechte Sicht.“
    „Roger“, bestätigte Gibraltar mit dünner Stimme. „Wie läuft’s?“
    Auch das - eine von diesen blödsinnigen, überflüssigen Fragen, die man den Leuten von Rechts wegen in den eigenen Hals zurückstopfen sollte!
    Ich blieb Gibraltar die Antwort schuldig.
    Der Spalt war in Sicht gekommen: unter dem mächtigen, rußgeschwärzten, dampfenden Wulst ein gähnendes Haifischmaul.
    Die Turbulenzen machten mir zu schaffen. Der Krater - angefüllt mit heißer, aufwärtsstürmender Luft - war ein einziger Schlot. Das Schiff stieg gegen meinen Willen.
    Unmittelbar vor dem Wulst - einen Atemzug bevor Metall und Fels einander berührten - ließ ich die Alpha V ein letztes Mal absacken.
    Und dann stand sie zitternd vor dem Haifischmaul - nur eine knappe Steinwurfweite davon entfernt - und wartete auf mein Kommando.
    Welches Kommando? Ich brauchte nur zu wollen - und das Schiff würde sich aufrichten, um dann wie ein Pfeil den geliebten, vertrauten Sternen entgegenzustürmen. Und alles, was ich danach zu sagen hätte: Es ging nicht. Es ging nicht. Widerlegt es doch!
    Das Stimmchen von Gibraltar quäkte:
    „Alpha V, Sie haben nicht mehr viel Zeit!“ Diesmal reagierte ich.
    „Gibraltar“, sagte ich, tun Sie mir den Gefallen: halten Sie den Mund!“
    Das Schiff war bereits wieder in Bewegung. Meter um Meter, Zoll um Zoll kroch es an das Haifischmaul heran, näher und immer näher, bis der Wulst sich drohend über das Cockpit schob.
    „Scheinwerfer!“
    „Scheinwerfer!“ Lieutenant Xuma war auf dem Posten. Der Landescheinwerfer flammte auf. Der Spalt war angefüllt mit Rauch und Dampf. Wie tief er in den Berg hineinreichte, ließ sich nicht abschätzen.
    Das Schiff kroch in den Spalt hinein: dreißig Meter - vierzig -fünfzig - sechzig…
    Sechzig waren genug.
    Das Schiff stand.
    „Gibraltar, Alpha V ist auf Position. Ich setze zur Landung an.“
    „Roger. Sie setzen jetzt zur Landung an. Bitte, machen Sie schnell!“
    Ruhige, oft genug geübte Handgriffe: auf der Stelle drehte das Schiff um seine Horizontalachse zur letzten Phase einer konventionellen Landung ein - Bug himmelwärts, achteres Triebwerk und die drei ausgefahrenen Federbeine abwärts. Jeder Pilotenschüler beherrschte diese Handgriffe nach der dritten praktischen Lektion. - ein Sturmwind brach ohne jede Vorwarnung in den Spalt ein und wirbelte den Rauch durcheinander.
    Das Schiff schüttelte sich und brach aus. Ein harter Stoß, ein dumpfes Dröhnen: die Alpha V war mit ihrem wulstigen Nacken gegen die Felsdecke geprallt. Im achteren Schiffsteil fiel schlagartig die Beleuchtung aus. Dafür glommen auf dem Armaturenbrett vier oder fünf vermaledeite Rotlichter.
    All dies dauerte nicht länger als zwei, drei Sekunden.
    Dann hatte ich das Schiff wieder fest in der Gewalt und setzte es auf.
    Die Triebwerke verstummten.
    Nun galt es nur noch, die Beine in die Hand zu nehmen, bevor diese Pionierfritzen auf Giribraltar auf den Knopf drückten und das CBX in die Luft jagten.
    Zuvor jedoch noch eine Meldung, die letzte, die wichtigste:
    „Alpha V ist gelandet. Wir steigen über. Ende.“
    Und aus dem fernen, fernen Gibraltar kam die Antwort:
    „Roger, Alpha V. Sie sind gelandet und steigen über. Sie haben noch zweiunddreißig Sekunden.“
    Zweiunddreißig Sekunden: das waren immer noch zwei Sekunden mehr als eine halbe Minute. Und normalerweise war eine halbe Minute mehr als genug, um zu dritt in ein Dingi zu klettern, die Luken zu verriegeln, das Triebwerk zu zünden und sich mit Volldampf voraus auf und davon zu machen.
    Nur jetzt die Ruhe bewahren! Ich warf die Gurte ab.
    „Alle Mann von Bord!“
    Drei, vier tiefe Atemzüge der Erleichterung. Bis hierher war alles glatt gegangen. Ich war unter einem guten Stern geboren. Ich hatte vollbracht, was bis zu diesem Tage undenkbar gewesen war: ein Schiff einzufliegen

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