Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
den Einsatzort.
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Wetterlage: Windstärke Null. Im Nordwesten durch starke Rauchentwicklung behinderte Bodensicht.
Besondere Vorkommnisse: keine.
In der unbewegten Luft stand der Rauch dick und fett und schwarz über dem versengten Gelände. Der Berg selbst war nicht zu sehen. Als ob er ahnte, was ihm zugedacht war, hatte er sich in seine Tarnkappe gehüllt. Und mehr noch: aus seiner Deckung heraus schleuderte er dem nahenden Schiff die heimtückischste seiner Waffen entgegen -ein ausgedehntes Feld akustischer und elektromagnetischer Störungen, gebrochener Wellen und irreführender Signale. Alles, was ihn trotz allem verriet und markierte, war das Geflatter der rotweißen Feuerfahnen, in dem sich seine Wut entlud.
Ich spürte, wie sich bei diesem Anblick meine Eingeweide verkrampften und meine Lippen trocken wurden: die Angst meldete ihre Herrschaft an. Das, worauf ich die Alpha V, nachdem ich sie ein letztes Mal steil in die Höhe gezogen hatte, ihrem eigentlichen Element, den Sternen, entgegen, seit einer knappen Minute zuhielt, war alles andere als eine eingespiegelte Illusion. Diesmal hatte ich es mit der Realität zu tun. Im Simulator war es mir ein leichtes gewesen, ein Held zu sein, einer jener Ritter ohne Furcht und Tadel, die es mit jedem Drachen aufnehmen. Die Probe aufs Exempel - ob ich auch hielt, was man sich bei der VEGA von mir versprach - mußte erst noch gemacht werden. Die Wirklichkeit ließ sich mit dem Simulator nicht vergleichen; sie hatte ihre eigenen Gesetze.
Im Kopfhörer knackte es. Lieutenant Xumas Stimme meldete sich:
„Treibstoffrapport, Sir.“
„Ich höre.“
„Verbrauch wie geschätzt. Wir sind jetzt knapp unter halb.“ „Knapp unter halb. Roger und danke.“
Disziplin war und blieb gegen die Angst eine hervorragende Medizin: durch nichts zu ersetzen. Sie war das Korsett, das alles zusammenhielt, wenn man selbst am liebsten längst weich geworden wäre.
Bislang gab es an diesem Flug nichts auszusetzen. Alles - der Start in Metropolis, die Zwischenlandung im Pioniercamp, das Befrachten des Schiffes mit CBX und der neuerliche Start - verlief völlig nach Plan. Auch mit reduzierten Tanks verfügten wir über genug Treibstoff, um nicht unter Zeitdruck zu stehen. Wir konnten es uns leisten, geduldig zu lauern und zu warten, bis der Berg müde wurde. Die Computer, die diesen Flug geplant hatten, waren unbestechliche Rechner. Entfernung, Kurs, Geschwindigkeit, Gewicht - alles wurde von ihnen gegeneinander abgewogen und sodann in einen exakten Wert umgesetzt.
Im Grunde - dachte ich - ist alles errechenbar: nur nicht das wichtigste Element - der Mensch. In ihn kann man allenfalls sein Vertrauen setzen, nicht mehr. Wie ich in Stroganow und Xuma. Wie Harris in mich. Und oft genug - kaum zu fassen! - funktioniert das. Diesbezüglich hat sich seit der Steinzeit nichts geändert.
Jedoch: dies war nur eine Überlegung am Rande, ein flüchtiges Abschweifen. Das Schiff, das kaum noch Fahrt machte, erzwang sich meine ungeteilte Aufmerksamkeit: es bockte unwillig in der dichter werdenden Atmosphäre.
Eine letzte Kurskorrektur - ein letzter Handgriff am Regler -: und dann stand das Schiff, dem es nicht vergönnt war, unter den Sternen zu sterben, dort, wo es um eben diese Zeit zu stehen hatte. Es stand -in einer Höhe von 14000 Metern - über dem Massiv des Kilimandscharo.
Selbst hier noch machte sich der Rauch bemerkbar. Das Licht, das durch die Cockpitscheiben einfiel, war fahl, grau, wie ausgelaugt.
Lieutenant Stroganow schien meine Empfindungen zu teilen.
„Sir?“
„Ja?“
„Wir werden einen Taststock brauchen, Sir.“
Lieutenant Stroganows Humor war der Situation angepaßt: grimmig und lustlos.
Er übertrieb. Im Navigieren unter schwierigsten Bedingungen - wo jeder sonst versagte, einschließlich der Ausbilder - war er Meister. In all den Jahren, die er bereits flog, war ihm so etwas wie ein sechster Sinn gewachsen. Ein Wort von ihm - und jede Pilotenschule der EAAU hätte ihm mit Handkuß einen Lehrstuhl angetragen. Aber er pfiff auf das Befördertwerden. Er zog es vor, mit immer grauer werdenden Haaren weiterzufliegen.
Der Berg - ich musterte ihn - war in voller Aktion. Er spie sein glühendes Eingeweide aus sich heraus und drohte uns gewissermaßen mit einer feurigen Faust. Er sah nicht so aus, als würde er sich widerstandslos stopfen lassen.
Auf meiner Stirn bildete sich kalter Schweiß. Ich konzentrierte mich auf meine
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