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Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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in das Innere der Erde.
    „Verzeihung, Sir.“
    An mir vorüber drängelte sich Lieutenant Stroganow. Lieutenant Xuma war bereits in der Tiefe des Schachtes verschwunden: geschmeidig wie eine sich windende Schlange. Ich würde als letzter von Bord gehen: wie es das Reglement verlangte.
    „Sir! „ Lieutenant Xumas Stimme - heiser und atemlos - klirrte im Kopfhörer. „Ich krieg’ das Luk nicht auf. Es ist… es ist total verklemmt.“ Ich erstarrte. Der Traum von einem guten Stern, der über meiner Geburt gestanden hatte, verflog. Dieser verfluchte, überflüssige, läppische Anprall! „Wie lange werden Sie brauchen, um es aufzustemmen, Lieutenant?“ Die Antwort klang hoffnungslos: „Keine Ahnung, Sir. Ich kann mich hier kaum bewegen. Es wird eine Weile dauern.“

16. Harris-Report
    Man hatte einen enorm hohen Kredit aufgenommen und ihn mit der Kaltblütigkeit eines abgebrühten Systemspielers in voller Höhe und ungeteilt auf eine einzige Zahl gesetzt, und nun rollte und rollte und rollte die Roulettekugel: so und nicht anders war, falls man vergleichen will, die Situation im felsgepanzerten Befehlsstand auf Gibraltar.
    Den Einsatz - in des Wortes doppelter Bedeutung - zu riskieren war eine Sache; eine andere war es, den Stillstand der rollenden Kugel abzuwarten. Für diese Form des Roulettes gab es keine Erfahrungen und keine Regeln. Für ein Mißlingen sprachen viele Faktoren: der unberechenbare Berg, von dem keiner sagen konnte, wie lange er sich untätig verhalten würde; die über den Grad des Zumutbaren hinausgehende Beanspruchung des Materials; die Schwierigkeit des über dem Kratergrund zu fliegenden Manövers; die nur unzulänglich vorausberechnete Einwirkung der Hitze auf das launische CBX; vor allem aber das Fehlen eines vergleichbaren Modellfalles. Im Gegensatz zu dieser Summe von Mißlichkeiten sprach für das Gelingen nur ein einziger Faktor: der Einsatz wurde geflogen von der besten und erfahrensten Besatzung der VEGA.
    Freilich: wie wenig eine erfahrene Besatzung auszurichten vermochte, falls der Berg plötzlich zurückschlug, hatte man auf Gibraltar in frischer Erinnerung. In diese zweite Rouletterunde war man daher mit äußerst gemischten Gefühlen gegangen, völlig ohne den beim ersten Mal zur Schau getragenen Optimismus.
    Alle, die an diesem Projekt in verantwortlicher Position beteiligt waren - Wissenschaftler, Techniker und Pioniere -, machten aus der Tatsache kein Hehl, daß auf diesen zweiten Versuch, den Berg zu stopfen, kein weiterer folgen würde. Ein neuerlicher Fehlschlag bedeutete das absolute Ende.
    Über die Konsequenzen, die ein Scheitern beinhaltete, brauchte man sich nicht auszulassen; diese zeichneten sich bereits allenthalben ab: verwüstete, verpestete Landstriche; überstürzte Evakuierungen; zerrissene Familien; Leid, Verzweiflung, Panik; und immer wieder Rebellion, und immer häufiger Mord und Totschlag. Eine Zivilisation, die sich bis vor kurzem noch festgefügt, ja unerschütterlich gewähnt hatte, befand sich im Zustand der Auflösung.
    Im Licht der elektrischer Birnen, die die unterirdische Zentrale erhellten, regierten Spannung und Nervosität. Nun, da alle Vorbereitungen abgeschlossen waren und die Kugel rollte, war man hier zu geduldigem Warten verurteilt.
    Über schwarze Bildwände galoppierten weiße Zahlenkolonnen wie apokalyptische Reiter; auf quadratischen Monitoren flimmerten verwaschene bildliche Informationen; in den Lautsprechern wisperten die Stimmen der angeschlossenen Stationen. Professor Aksakow - in den letzten Tagen merklich gealtert - hatte sich bescheiden in eine Ecke des betonierten Gewölbes zurückgezogen. Seine Arbeit - die des Wissenschaftlers - war getan; der Rest lag in den Händen der Pioniere, genauer gesagt, in den gepflegten Händen Colonel Chemnitzers, der - ausgeruht, glattrasiert und wie üblich ein Paradebeispiel männlicher Eleganz - auf die Sekunde genau seinen Platz vor dem Schaltpult eingenommen hatte: Auge in Auge mit der noch nicht angelaufenen Uhr. Ein einziger Umstand verriet, daß auch Colonel Chemnitzer von Nervosität geplagt wurde: die Finger seiner rechten Hand trommelten wie die eines Klavierspielers auf dem mattglänzenden Pult - unmittelbar neben jenem Knopf, der, sobald man ihn drückte, die beiden Phasen des Unternehmens in einem einzigen auslösenden Impuls vereinigte. Im Mundwinkel des Colonels wippte ein erloschener Zigarillo. Neben Chemnitzer saß, über sein Mikrofon gebeugt, der junge

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