Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
Pionierhauptmann, dessen alleinige Aufgabe darin bestand, die Verbindung zur Alpha V nicht abreißen zu lassen: dieses knappe Hin und Her von Meldungen und Bestätigungen, das nunmehr über den Umweg der Mistral lief.
Bis zuletzt, das heißt bis zur Freigabe der Alpha V durch den Einweiser, erlaubte sich keiner im Raum, an das Gelingen des Unternehmens zu glauben: als müßte vorzeitiger Optimismus alles, was bereits erreicht war, zwangsläufig wieder in Frage stellen. Dann jedoch, als sich die Alpha V aus der Tiefe des Kraters meldete, wurde das anders: bis zum endgültigen Erfolg war es nur noch ein kleiner Schritt. Der unberechenbare Berg verhielt sich auch weiterhin ruhig; die ferne Stimme des Commanders Brandis klang sicher und gefaßt; und als schließlich die entscheidende, die erlösende Meldung kam:
„Alpha V ist gelandet. Wir steigen über. Ende“ - da wußte man, daß die Schlacht geschlagen und gewonnen war.
Das CBX befand sich am vorbestimmten Ort. Nun bedurfte es nur noch eines flüchtigen Knopfdrucks, um diesen Berg, von dem alles Unheil ausging, mit einigen Hunderttausend Kubikmetern strahlenundurchlässigen Gesteins zu stopfen und zu versiegeln.
Die Uhr, die dem Berg seine letzten Sekunden zumaß, lief an.
Eine mechanische Stimme verkündete mit monotonem Singsang das Schrumpfen der Frist:
„Zweiundzwanzig „Einundzwanzig „Zwanzig -“
Auf einem der Monitoren - synchron mit der Uhr und dem Singsang des Countdowns - spulte sich der Trickfilm ab, der die Vorgänge in der Alpha V, so wie sie programmiert und einstudiert waren, schematisch wiedergab:
Lieutenant Xuma besteigt Dingi -Lieutenant Stroganow besteigt Dingi -Commander Brandis besteigt Dingi -Professor Aksakow atmete auf. Auch das Rennen gegen die Zeit schien mit einem klaren Sieg der drei VEGA-Männer zu enden. In spätestens fünf Sekunden würde das Dingi den Spalt verlassen haben - und in weiteren zehn Sekunden würde es sich längst in der strahlenden Klarheit eines blauen afrikanischen Himmels befinden, weitab von jeder Gefahr, auf dem Weg zum Rendezvous unter den Sternen.
„Achtzehn - Siebzehn - Sechzehn - da jedoch, als sich Colonel Chemnitzers Hand bereits auf den Knopf des Auslösers legte, ließ sich erneut Commander Brandis’ Stimme vernehmen.
„Gibraltar, wir haben Schwierigkeiten beim Übersteigen. Ein Luk ist verklemmt. Sie müssen uns Zeit geben.“
Professor Aksakow wurde bleich.
Irgendeine Stimme in irgendeinem der Lautsprecher flüsterte: „O mein Gott!“
Colonel Chemnitzer biß sich auf die Lippe und zerquetschte seinen Zigarillo.
Der junge Pionierhauptmann, der die Verbindung hielt, blickte verstört.
„Alpha V, die Uhr läuft. Sie haben noch… fünfzehn Sekunden.“ Einen Atemzug lang hätte man das Fallen einer Stecknadel hören können.
„Roger“, erklang wieder die Stimme von Commander Brandis. „Soviel ich weiß, junger Mann, lassen sich solche Uhren auch wieder abschalten. Alles, was wir brauchen, sind ein paar zusätzliche Sekunden. Lieutenant Xuma meldet gerade: das Luk gibt bereits nach.“ Aksakow nickte plötzlich und trat näher.
„Ich glaube, Colonel, das können wir verantworten.“
Colonel Chemnitzer streifte den russischen Geotechniker mit einem gleichgültigen Blick.
„Sie übersehen, Professor, daß ich hier die Entscheidungen treffe.“ Aksakow brauste auf:
„Aber… “
Colonel Chemnitzer schenkte, ihm keine Beachtung mehr. Er nahm dem jungen Hauptmann das Mikrofon aus der Hand.
„Hier spricht Colonel Chemnitzer. Ich bedauere, Ihrem Wunsch nicht entsprechen zu können, Alpha V. “
Ungerührt spulte sich auf dem Monitor der überflüssig gewordene Trickfilm ab: schematische Phasen eines bordinternen Manövers, die längst von den Ereignissen überholt waren.
Und irgendwo im Raum lief ein Tonband und hielt alles, was darin gesprochen wurde, fest: - sowohl den Umstand, daß Professor Wladimir Aksakow - offenbar nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte - bereit war, das Gelingen des Projektes aufs Spiel zu setzen, um den im Berg eingeschlossenen Menschen eine letzte Chance zu geben: dies, obwohl er bis zu diesem Augenblick stets auf einem minuziösen Einhalten des Zeitplans bestanden hatte; - und jenen anderen Umstand, daß Colonel Friedrich Chemnitzer nicht mehr und nicht weniger tat als seine Pflicht.
„Alpha V, bitte kommen!“
Alpha V schwieg.
„Zwei -“
„Eins -“
„Null -“
Colonel Chemnitzer löste aus.
Im Frieden seines
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