Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
abgedunkelten, lautlosen Reiches starrte der Einweiser mit brennenden Augen auf einen seiner Monitoren: jenen, der von Ludwig gespeist wurde. Unmittelbar bevor Ludwig - diesmal endgültig - starb und das Bild auf dem Monitor - diesmal endgültig - erlosch (während über dem mehr als 1000 Kilometer entfernten Berg die riesige Staubwolke der Explosion zu wachsen begann, höher und immer höher, eine Fontäne aus pulverisiertem Gestein), glaubte er, der Einweiser, knapp über dem Rand des Kraters einen winzigen aufwärtsstrebenden Punkt gesehen zu haben.
Der Einweiser war sich seiner Sache nicht sicher.
Und je länger er über das, was er gesehen oder nicht gesehen hatte, nachsann, desto mehr festigte sich in ihm die Überzeugung, das Opfer einer Halluzination zu sein.
Zudem war seine Aufmerksamkeit, da Anton und Berta - in sicherer Entfernung postiert - intakt geblieben waren, bereits wieder gefesselt.
Was er sah, erschien ihm wie ein Stück Zauberei.
Es gab keinen feuerspeienden Berg namens Kilimandscharo mehr. Es gab nur noch eine riesige staubende Schutthalde.
Nirgends Rauch. Nirgends Feuer. Der Berg war gestopft, die Hölle zugeschüttet.
In Metropolis ließ sich John Harris mit General Kosinski, dem Chef der Raumüberwachung, verbinden. Auch dieses Gespräch wurde aufgezeichnet.
Harris:
Der Einweiser hat sich gemeldet. Es kann sein, daß er was gesehen hat. Aber unsere Mistral weiß von nichts. Es muß da ziemlich heftige elektronische Störungen gegeben haben. Wissen Sie mehr?
Kosinski:
Hier liegt nichts vor… Sie meinen doch das Dingi?
Harris:
Eben das. Es ist auch mir eine vage Hoffnung… sehr vage.
Kosinski:
Nein, wie gesagt, hier liegt nichts vor. Tut mir leid… Das heißt, unser Südostsektor war vorübergehend ausgefallen. Aber jetzt ist er wieder all right. Da ist nichts. Tut mir aufrichtig leid. Verdammt ja, man hofft immer bis zuletzt.
Harris:
Verstehe. Auf jeden Fall - vielen Dank.
17. Ruth O’Hara: „Die Pilotenfrau“ (Auszug)
Sieg und Niederlage: beides in einem.
Daß es so kommen könnte: ich hatte damit gerechnet. Mehr zu verlangen, wäre vermessen gewesen. Mark - als er sich vor der Rampe von mir verabschiedete - hatte es gewußt: der Sieg würde bitter sein; seine Augen hatten es mir verraten. Und ich hatte nichts unternommen, um ihn zurückzuhalten. Nicht nur, weil es ohnehin vergebliche Mühe gewesen wäre; eher, weil auch ich glaubte, daß diese Arbeit getan werden mußte - und außer ihm war niemand mehr dagewesen. Und nun war sie getan. Der Berg war gestopft. Die Welt hatte, was sie am dringendsten brauchte: eine Atempause. Der Preis dafür waren drei Menschenleben. Zuviel? Oder nur - angemessen?
Als Harris zu mir kam, leise und mit kummervoller Miene, war ich sofort im Bilde. Es ist immer gut, vorbereitet zu sein.
Ich fragte nach Einzelheiten, um ein letztes Mal, wenigstens in Gedanken, dorthin versetzt zu werden, wo er vor kurzem noch gelebt hatte:
„Wie ist es passiert?“
„Kommt es darauf an, Ruth?“ fragte Harris.
„Mir schon“, sagte ich.
Harris blickte an mir vorüber:
„Sie bekamen das Luk nicht auf.“
„Hat man in Gibraltar davon gewußt?“
„Ja.“
„Und?“
Harris zögerte. Dann sagte er:
„Es mußte sein, Ruth. Es mußte sein.“
„Und Colonel Chemnitzer selbst… hat dann ausgelöst?“
„Er selbst.“
Ich dachte: Hat Friedrich Chemnitzer so etwas wie Befriedigung verspürt, als er in getreuer Ausübung der Pflicht seinen Finger auf diesen Knopf preßte? Zwischen ihm und Mark schwelte eine alte, tiefe Feindschaft, an deren Zustandekommen ich nicht ganz unschuldig war. Und ich dachte auch: Wie ist es jetzt - nachdem alles vorüber ist - um Friedrich Chemnitzers Gewissen bestellt?
Zu meiner Überraschung verspürte ich keinen Haß.
Mark hatte gewußt, daß Colonel Chemnitzer am Schaltpult saß. Und trotzdem war er in die alte Alpha V gestiegen und dann gestartet. Hätte ich ihn nach dem Warum seiner Zurückhaltung gefragt, dann wäre ihm als Antwort wohl nichts anderes eingefallen als: Chemnitzer ist in diesem Fall unersetzlich. Vielleicht war er das wirklich.
Harris sagte:
„Es ist nur selbstverständlich, daß wir, solange wir keine endgültige Gewißheit haben, die Suche nicht abbrechen. Im Augenblick wird gerade das ganze ostafrikanische Terrain fotografiert.
Und um dies wieder abzuschwächen, fügte er nach einigem Schweigen hinzu:
„Nur - offen gesagt - sollten Sie sich davon nicht allzuviel
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