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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Harris. 
    »Ausgeschlafen?«
    »Verschwinden Sie!«
    Harris nickte. 
    »Sobald Sie mich angehört haben, Brandis, verschwinde ich. Und Sie können zurückkehren zu Ihrer Flasche. Aber zuvor werde ich Ihnen einige Fragen stellen.«
    »Ich weiß nichts.«
    In Harris' grauen Augen las ich nichts als glasharte Entschlossenheit.
    »Zufällig haben Sie einen Halbbruder namens Dr. Jonathan West. Sie könnten helfen, ihn zu finden.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil es wichtig ist, daß er gefunden wird. Sehr wichtig.«
    »Dr. West ist Angestellter der VEGA, Abteilung Biochemie. Wenn Sie als sein Vorgesetzter nicht wissen, wo er steckt, ich weiß es schon gar nicht.«
    »Dennoch, Brandis, könnten Ihre Auskünfte für mich von Nutzen sein.«
    »Ich erteile keine Auskünfte.«
    Harris seufzte und schnalzte mit den Fingern, und irgendwo im halb abgedunkelten Raum begann ein Filmprojektor zu surren und die Wand vor mir mit plastischen farbigen Bildern zu füllen.
    Ich blickte in einen kreisrunden Laborraum. Zwischen den Apparaturen kauerte ein kleiner, rothaariger Mann, der mir freundlich entgegenlächelte. Ich kannte ihn. Mehr als einmal hatten wir uns auf den internationalen Schachturnieren getroffen. Als Schachmeister hatte Dr. Samuel Goodman einen zumindest ebenso guten Namen wie als Raummediziner und Biochemiker. Jonathan – Dr. West –, mein Halbbruder, war sein bevorzugter Assistent. 
    »Was soll das?«
    »Sehen Sie hin, Brandis! Sehen Sie genau hin!«
    Der Film lief weiter. Offenbar hatte ihn eine automatische Kamera aufgenommen. Dr. Goodman hatte sie eingerichtet und eingeschaltet – und danach hatte er sich vor das Objektiv begeben. Auf einmal durchzuckte mich die Erkenntnis, daß das, was ich für ein Lächeln gehalten hatte, das verzerrte, idiotische Grinsen eines Menschen war, der langsam und unweigerlich erstickte. Auf der Filmleinwand kippte Dr. Goodman plötzlich vornüber.
    Der Projektor hörte auf zu surren. 
    »Dr. Goodmans warnendes Vermächtnis«, sagte Harris, »aufgenommen im astralen Labor Aeskulab – sie nannten es nach dem Gott der Heilkunst, änderten nur den letzten Buchstaben: es war ein tödliches Vorzeichen. Offenbar starb Goodman als letzter – aber er fand noch Zeit, seinen Tod zu filmen. Es dürfte Ihnen, Brandis, durch Ihren Halbbruder bekannt geworden sein, wohin auf Aeskulab die Forschung zielte. Goodman hoffte, ein zuverlässiges Serum gegen das Raumfieber zu entwickeln, und zu diesem Zweck experimentierte er mit dem Erbgut verschiedener Bakterien. Etwas ging schief.«
    Harris wartete. Er wartete auf Fragen, Einwände. Ich schwieg. Ich mochte sein Gefangener sein, aber meine Gedanken gehörten immer noch mir. 
    Harris sagte: »Mir scheint, ich muß Ihnen noch einiges erklären, Brandis.«
    Er tat es. Wohl oder übel mußte ich ihm zuhören. 
    »Die genetischen Experimente mit den Bakterien wurden im vergangenen Winter in den Weltraum verlegt, weil dort dafür die idealen Bedingungen vorherrschen: absolute Keimfreiheit. Und bis vor kurzem noch war Dr. Goodman der festen Überzeugung, auf der richtigen Spur zu sein. Aber dann, unversehens, muß ihm ein Fehler unterlaufen sein. Die Folge war ein synthetischer, neuartiger, noch nie dagewesener Bazillus, der sich als heimtückischer Killer entpuppte, ein Todesbazillus, gegen den es keine Abwehrmittel gibt …«
    Was gingen mich diese Geschichten an. Ich hatte meine eigene Geschichte. Ich dachte an die Einsatzbesprechung anläßlich meines Kurierfluges zum Mars. Ich hätte ablehnen sollen, statt dessen war ich gestartet. Es war ein Fehler gewesen. Harris sollte dies zugeben und mich dann in Ruhe lassen. Harris war anderer Ansicht. Mit seiner knarrenden Stimme, die keinerlei Widerspruch duldete, redete er auf mich ein.
    »Von diesem Goodman-Bazillus genügt bereits der Inhalt eines Reagenzgläschens, um den ganzen Erdball mit einer verheerenden Seuche zu überziehen. Die Symptome haben Sie soeben gesehen: eine Art Wundstarrkrampf, der das Gesicht des davon Befallenen zunächst zu einem unnatürlichen Grinsen verzieht und schließlich zum Tode durch Ersticken führt. Die Inkubationszeit ist äußerst kurz. Zwischen Ansteckung und Tod liegen in der Regel nur zwei bis drei Stunden.«
    Ich hörte Harris reden, aber meine Gedanken beschäftigten sich mit Dr. Jonathan West. 
    Zwischen Nat und mir gab es nicht viele Gemeinsamkeiten. Wir hatten die gleiche Mutter, aber verschiedene Väter. Er war aus der zweiten Ehe meiner Mutter hervorgegangen,

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