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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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und als er zur Welt kam, verließ ich das Haus. Später, bereits in seiner Studentenzeit, hatte Nat dann meine Freundschaft gesucht, und hier und da hatte ich ihm als der Ältere und Erfahrenere behilflich sein können. In gewisser Weise bewunderte er mich – aber sein Versuch, mir nachzueifern und als Astronaut Karriere zu machen, scheiterte an seinem unzulänglichen Sehvermögen. 
    Er ergriff die Laufbahn eines Kittelträgers und spezialisierte sich auf das Gebiet der Biochemie. Irgendwann verschaffte ich ihm dank meiner Bekanntschaft mit Dr. Goodman eine Anstellung bei der Abteilung für Raummedizin der VEGA, als diese gerade aufgemacht wurde. Aber auch als Dr. Goodmans Assistent, wozu er sich dank seiner Tüchtigkeit rasch hocharbeitete, blieb er für mich der Kleine: ein fröhlicher, pfiffiger, gutmütiger Bursche mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz. Wenn ich es mir recht überlegte, so hatte ich für ihn nie brüderliche Gefühle empfunden, wohl aber ein Gefühl fast väterlicher Verantwortung. 
    Harris sagte: »Als die Seuche auf Aeskulab ausbrach, tat Dr. Goodman sein Bestes, um sie zu isolieren. Er stellte die Station unter Quarantäne. Mittlerweile ist dort niemand mehr am Leben. Und damit könnte die Geschichte, die ich Ihnen erzähle, zu Ende sein – wenn es nicht doch eine Ausnahme gäbe, und das ist Dr. West.«
    Er hatte den Namen mit besonderer Betonung gesprochen, und nun sah er mich erwartungsvoll an und hoffte sichtlich, damit mein Interesse endlich wachgerüttelt zu haben – aber damit war nichts.
    Ich sagte: »Harris, hauen Sie ab! Ich habe gekündigt.«
    Er zog auf seine unnachahmliche Weise die Brauen hoch und gab zurück: »So? Nun, mir ist nichts davon bekannt geworden, Brandis. Für mich sind Sie nach wie vor Angestellter der VEGA im Range eines Commanders und mit dem Anspruch auf das Kommando über ein schnelles Schiff.«
    »Dann kündige ich jetzt«, sagte ich. »Ich kündige, und Sie befreien mich von Ihrer Gegenwart. Ist das ein Wort?«
    »Ich bin noch nicht am Ende«, sagte Harris. »Was ich Ihnen noch sagen wollte, ist dies: Dr. West überlebte die Krankheit – aber er bezahlte dafür einen hohen Preis. Nach außen hin wirkt er gesund, und kein Mediziner, der ihn untersucht, würde je auf die Idee kommen, ihn für geistesgestört zu erklären. Trotzdem ist er das. Der Goodman-Bazillus veränderte seine Gehirnfunktion und damit seine Psyche. Er ist aus der Krankheit hervorgegangen als ein anderer Mensch.«
    Ich lachte Harris ins Gesicht.
    »Und um mir das mitzuteilen, haben Sie mich aufgespürt, unter die Dusche gestellt und gewindelt? Mann, Harris, Sie sind ein wahrer Samariter!«
    Harris ließ sich nicht beirren. Während ich mich systematisch zu Tode soff, war er der Alte geblieben: ruhig, beherrscht und zielstrebig. 
    »Dr. West«, sagte er, »verließ Aeskulab unter Mitnahme der gesamten Bakterienkultur. Vermutlich packte er sie in einen Behälter aus Torristen. Seitdem weiß niemand, wo er sich aufhält. Aber vor zwei Tagen hat er der VEGA eine Botschaft zukommen lassen. Ich nehme doch an, daß Sie seine Handschrift kennen.«
    Der Brief, den Harris mir reichte, stammte tatsächlich von Nats Hand. Er war an das Direktorium der VEGA adressiert und lautete: 
     
    Erste und letzte Aufforderung!
    Ich, der Unterzeichnete, bin zu der Überzeugung gelangt, daß nichts für das Seelenheil des Menschen schädlicher ist als das, was allgemein Fortschritt genannt wird.
    Ich stelle fest: Wenn die Menschheit fortfahrt, sich von ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich im Schweiße ihres Angesichts den Boden zu bestellen, zu immer neuen Planeten entfernt, um dort selbst der Sünde zu frönen, hat sie ihren Untergang mehr als verdient.
    Ihr den Untergang zu bereiten liegt in meiner Hand, und ich werde nicht zögern, dies zu tun, handelt es sich doch dabei um ein barmherziges Werk der Erlösung.
    Es wird mir ein leichtes sein, den Goodman-Bazillus in den Strömungen des Meeres und der Luft so gründlich auszubreiten, daß von der Seuche kein Kontinent verschont bleibt. Ich wende mich an die VEGA, die mit ihrem Forschungsprogramm für mich die Verkörperung des Bösen darstellt, mit der dringenden Aufforderung, alle Versuche und Experimente interplanetarischer und sonstiger Natur einzustellen, die dem einfachen Leben zuwiderlaufen.
    Die Frist, die ich der VEGA einräume, beträgt sechs Wochen. Wird diese Frist überschritten oder wird mein Appell mißachtet, überlasse ich die Welt

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