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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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unvergleichliche Stadt mitten im Atlantischen Ozean, im geographischen Dreieck zwischen den Kontinenten Europa, Nordamerika und Afrika, wie von einer schimmernden Perlenkette umschlossen war. Darüber stand zitternd eine von den Sternen heimkehrende Najade und wartete auf einen frei werdenden Landeplatz. 
    Harris bemerkte: »Wenn es nach Dr. West ginge, müßten wir sie jetzt mit Benzin übergießen und anzünden. Wir müßten den menschlichen Geist kastrieren und uns zurück entwickeln zu primitiven Ackerbauern. Es gäbe keine Forschung mehr und kein Ventil für die Übervölkerung der Erde. Wir wären am Ende. Ich frage mich, ob wir ein solches Schicksal tatsächlich verdient haben.«
    Ich sagte: »Er hat sich da in etwas verrannt –«
    »Er hat die Macht, es zu verlangen«, sagte Harris. »Er ist krank. Er muß gefunden werden – er und diese Bakterienkultur.«
    Auf Harris' Stirn schimmerte ein feuchter Film. Er hatte Angst. Nie zuvor hatte ich ihn in einem solchen Zustand erlebt.
    Harris stand auf und drückte auf einen Knopf – und von irgendeinem VEGA-eigenen Satelliten kam Antwort. Auf der gläsernen Wand hinter dem Schreibtisch wurde der Weltraum lebendig, erwachten fremde, ferne Gestirne zu geheimnisvollem Leben. Ich erkannte den Andromedanebel.
    »Das«, sagte Harris, »ist es, woran ich glaube – an ein Universum ohne Grenzen, an einen ewigen Wechsel von Werden und Vergehen. Wir sind ein Teil davon. Warum soll das Sünde sein?«
    Das Bild erlosch.
    »Ich werde nicht kapitulieren«, sagte Harris. »Helfen Sie mir.«
    »Wie?« fragte ich.
    »Erzählen Sie mir von Dr. West. Ich bin sicher, daß wir dabei früher oder später auf eine Spur stoßen werden. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.«
    »Und dann?«
    »Wir haben unseren eigenen Sicherheitsdienst. Er wird die Sache in die Hand nehmen – lautlos und unauffällig.«
    Ich widersprach – lauter und heftiger, als es die Situation bedingte.
    »Ich weiß, wie der Sicherheitsdienst solche Sachen zu handhaben pflegt – lautlos, unauffällig und tödlich.«
    Harris wirkte auf einmal bestürzt. 
    »Sie haben kein Vertrauen zu mir?«
    »So ist es: Ich habe kein Vertrauen zu Ihnen. Wenn Ihre Leute Nat aufstöbern, bringen sie ihn um – getreu dem uralten Motto, daß der Zweck die Mittel heiligt. Im übrigen bliebe ihnen, falls Nat wirklich krank ist, kaum etwas anderes übrig. Womit sollten sie ihn ködern? Mit ihrer polizeilichen Überredungskunst? Sie hätten keinerlei Einfluß auf ihn, er würde sie nicht an sich heranlassen  … Sie sehen, Sir, ich habe nachgedacht. Ich habe mich allen Ernstes in seine Haut versetzt. Ein Mann wie er, der von seiner Mission durchdrungen ist, läßt sich nicht einfach verhaften. Ein solcher Mann kämpft. Er kämpft bis zuletzt.«
    Harris neigte den Kopf und holte tief Luft. 
    »Dann gnade uns Gott.«
    Durch die Wände lief ein leichtes Vibrieren. Draußen schwebte die Najade zur Landung ein. 
    »Nein«, sagte ich, »ich werde Ihnen, Ihrem Sicherheitsdienst, der VEGA und diesem selbstgefälligen bürokratischen Apparat, der über allem schwebt, niemanden mehr ans Messer liefern – und am wenigsten meinen eigenen Halbbruder. Er mag verrückt sein, wie Sie sagen, er mag sich durch die Krankheit verändert haben und in der Tat zu einer Gefahr für die Menschheit geworden sein – aber er soll seine Chance haben.«
    Harris blickte langsam auf.
    »Die einzige Chance, die ihm bleibt, ist die, uns zuvorzukommen und die biologische, lautlose Bombe zu zünden.«
    »Oder auch mit mir zu reden«, antwortete ich. »Er bewundert mich, er verehrt mich. Vielleicht ist ein Funken von all dem in ihm noch lebendig. Auf mich hat er noch immer gehört.«
    Harris musterte mich von Kopf bis Fuß mit einem Blick von überraschender Kälte. 
    »Es könnte eine lange Jagd werden, Brandis, und Sie sind – lassen Sie's mich unumwunden aussprechen – in einer miserablen Verfassung.«
    Ich stand auf.
    »Schön. Lassen wir's dabei, Sir. Ich gehe heim zu meinen Flaschen. Und diesmal, das schwöre ich Ihnen, wird mich kein lausiger Militärpolizist mehr aufstöbern.«
    Harris hob seine Hand. 
    »Warten Sie!«
    Ich rührte mich nicht. 
    »Sie könnten ihn finden?«
    »Ich könnte ihn finden.«
    Harris bedachte mich mit einem verkniffenen Lächeln.
    »Dann finden Sie ihn! Der Auftrag liegt von diesem Augenblick an in Ihrer Hand. Finden Sie ihn, und bringen Sie ihn zur Vernunft oder was immer Sie wollen. Vor allem aber – vernichten Sie den

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