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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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pulsierten bunte Lichtreklamen. Die Texte waren durchweg politischen Inhalts. Sie priesen BIG MOTHER, die Wohlstandspartei und die Abschaffung der Arbeit. Bei aller Vielfältigkeit der Slogans war es doch eine recht monotone Aussage. Die Leute jedenfalls, die die Straßen bevölkerten, schienen davon längst keine Notiz mehr zu nehmen. Sie machten einen gelangweilten, gleichgültigen Eindruck.
    Magnoville empfing uns mit Musik. Allenthalben waren Lautsprecher angebracht, aus denen in ununterbrochener Folge wohlklingende Melodien rieselten: eine Entdeckung, die uns in den folgenden Tagen auf Schritt und Tritt begleiten sollte. Die ganze Stadt, alle ihre Straßen und Plätze waren rund um die Uhr von Musik erfüllt, und diese Musik hatte eine beruhigende, ja einlullende Wirkung. Man konnte sich ihr nicht entziehen.
    Laut und gewalttätig hingegen war der Verkehr. Jeder Einwohner von Magnoville schien über ein Fahrzeug zu verfügen, jedes Automobil schien in Bewegung zu sein. Die Luft war von Abgasen geschwängert. Mir fiel auf, daß viele der Automobilisten im Höllentempo auf die Stadtmauer zurasten, dort ihre Wagen herumrissen, um sich dann mit der Verwegenheit von todesmutigen Soldaten erneut in das infernalische Gewühl zu stürzen. Ihre Gesichter wirkten dabei erhitzt und erregt wie die von Kindern, die sich auf einem Jahrmarkt tummeln. Man sah jedoch weder Lastwagen noch andere gewerbliche Fahrzeuge, und ebenso vergebens hielten wir Ausschau nach einem Taxi.
    Nachdem wir an einer vielbefahrenen Kreuzung zehn Minuten lang auf ein Taxi gewartet hatten, dämmerte mir, wie unsinnig in einer Zivilisation, in der alle menschliche Arbeit verpönt war, ein solches Warten sein mußte . Wir fanden einen U-Bahn-Schacht und nahmen den nächsten Zug.
    Der Zug entpuppte sich als automatisch gesteuerter Triebwagen mit Anhänger.
    Außer uns war kaum jemand unterwegs. Die einzigen Mitreisenden waren ein paar Betrunkene, die uns keinerlei Beachtung schenkten. Mir fiel ein Container auf, aus dem sie sich mit Getränken versorgten - ganz offensichtlich ohne zu bezahlen.
    Ein solcher Behälter befand sich auch in unserer Reichweite. Lieutenant Torrente öffnete ihn und schnalzte sodann mit der Zunge.
    „Sir", sagte er, „wenn Sie das sehen - das haut Sie um ! "
    Die Innenseite des Deckels trug eine Aufschrift:
    Für dich von BIG MOTHER
    Greif zu!
    Der Container selbst war gefüllt mit allen möglichen alkoholischen Getränken.
    Ich klappte den Deckel wieder zu.
    Eine kurze Ansprache schien mir angesichts der lockenden Versuchung am Platz zu sein. Wir befanden uns auf fremdem, möglicherweise feindlichem Territorium. Um Magnoville mit heiler Haut wieder zu. verlassen, brauchten wir einen kühlen, klaren Kopf.
    „BIG MOTHER", sagte ich, „mag zu dem, was ich Ihnen, Gentlemen, jetzt sage, stehen, wie sie will - ich pfeife darauf. Für uns heißt es in den nächsten Tagen: Vorsicht und nochmals Vorsicht. Also
    - Finger weg von dem Zeug!"
    Und um der Versuchung endgültig vorzubeugen, nahm ich die nächste Station zum Anlaß , den Zug zu verlassen. Ein Hinweisschild wies uns den Weg zurück an die frische Luft:
    PLATZ DER SELIGEN Stadtmitte
    Eine Rolltreppe ersparte uns das Treppensteigen.
    Mein erster Eindruck, als wir aus dem U-Bahn-Schacht hinaustraten ins Freie, war der eines babylonischen Spektakels - und es bedurfte eines zweiten, gründlicheren Hinsehens, um hinter dem Spektakel die alltägliche Realität zu erkennen.
    Magnoville - der Platz der Seligen verriet es - war eine Stadt mit Geschichte. Die Anlage des Platzes und die Architektur der ihn säumenden Paläste und Häuser erinnerte an das alte Paris - etwa in der Gegend der Place Pigalle . Und wären nicht die fremden Sternbilder darüber gewesen - die Illusion wäre vollkommen gewesen.
    Der Platz war voller Menschen, die sich allesamt auf die eine oder andere Weise die Zeit vertrieben oder sich ganz einfach dem Müßiggang ergaben. Es gab unzählige Gruppen von Kartenspielern, Würfelspielern und Kegelbrüdern. Es gab Leute, die diskutierten, Leute, die lauthals stritten, Leute, die sich mit anderen Leuten prügelten, ohne daß ihre Mitbürger sich einmischten. Viele Männer und Frauen, denen wir begegneten, waren betrunken. Hier und da schlief ein erschöpfter Zecher in aller Öffentlichkeit seinen Rausch aus.
    Am Fuß eines Brunnens befand sich ein automatischer Zeitungsgeber. Stehenbleibend zog ich ein Blatt aus dem Spender und überflog die Überschriften. Die

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