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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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den alten Mann und den bewußtlosen Polizisten war die Straße menschenleer - aber dies konnte sich rasch ändern. Es war höchste Zeit zu verschwinden.
    Die Lautsprecher über den Dächern schmetterten einen fröhlichen Marsch.
    Der alte Mann blutete aus einer Kopfwunde. Lieutenant Torrente half ihm auf und stützte ihn. Allmählich wurde der Blick des alten Mannes klarer; er richtete sich auf die reglose Gestalt des Polizisten -und der alte Mann zuckte zusammen.
    „Sie haben ihn getötet?" fragte er.
    „Nein", sagte ich. „Er wird bald wieder zu sich kommen . "
    Der alte Mann seufzte.
    „Trotzdem - Sie müssen fliehen und sich verbergen. Oder kennen Sie nicht das Gesetz?"
    „Welches Gesetz?" fragte ich.
    Der alte Mann antwortete nicht gleich. Sein Blick wanderte über mich und die beiden Lieutenants hinweg und kehrte dann zu mir zurück: weise, mild und voller Verstehen.
    „Sie sehen aus und Sie sprechen wie Baraträer - aber Sie kennen nicht das Gesetz. Folglich stellt sich mir die Frage: Wer sind Sie, und woher kommen Sie?" Der alte Mann schüttelte ein wenig den Kopf. „Nun, ich werde nicht weiter in Sie dringen. Aber das Gesetz gilt auch für Sie. Niemand erhebt ungestraft die Hand gegen einen Polizisten. Nehmen Sie meinen Dank für das, was Sie für mich getan haben -doch fliehen Sie! Bringen Sie sich in Sicherheit!"
    Der alte Mann wankte. Lieutenant Torrente legte einen Arm um seine Schulter.
    Ich beschloß , alles auf eine Karte zu setzen.
    „Wir haben keine Zuflucht in Magnoville ", sagte ich, „es sei denn, Sie geben uns ein Bett für diese Nacht." Der alte Mann schwieg. Schließlich antwortete er: „Ich bin Bogulob Babel - und mein Haus soll Ihr Haus sein, solange Sie wollen. Seien Sie mir willkommen -wer immer Sie sind."
    Der Polizist ächzte und bewegte sich, als wir ihn verließen, aber noch war er zu benommen, um erneut eine Gefahr darzustellen, und da er keinen von uns zu Gesicht bekommen hatte, bevor ihm die Sinne schwanden, brauchten wir ihn auch weiterhin nicht zu fürchten. Wahrscheinlich konnte er nicht einmal den alten Mann beschreiben. Für eine gezielte Fahndung war das zu wenig.
    Bogulob Babel, von Lieutenant Torrente und mir gestützt, führte uns durch dunkle, verschwiegene Gassen. Er mied die belebten Plätze und die Hauptverkehrsstraßen.
    Unterwegs erfuhr ich, daß er fast jeden Abend ausging, um den Kindern von Magnoville , wo immer er sie um sich versammeln konnte, von den vergangenen Zeiten zu erzählen.
    Bogulob sagte:
    „Von wem sollen sie es sonst erfahren - wenn nicht von den alten Leuten? Sie wachsen auf und wissen nicht, wie schön die Welt einmal gewesen ist und wie herrlich sie immer noch sein könnte. Die Kinder kennen nichts als die Stadt."
    Bogulob berichtete über sich selbst.
    Er war bis zu seinem fünfundfünfzigsten Lebensjahr Bauer gewesen, Herr über hundert Morgen Land und einige Dutzend Rinder - aber alles das hatte er aufgeben müssen, als die Wohlstandspartei die Wahlen gewann.
    „Das geschah", so führte er aus, „auf dem Höhepunkt einer Krise. Die fossilen Brennstoffe hatten sich erschöpft, und die Wohlstandspartei machte sich anheischig, die Krise durch ein ausgeklügeltes Energiebeschaffungsprogramm zu meistern. Das hat sie auch getan. Wir haben heute Energie im Überfluß . Das Ergebnis davon ist BIG MOTHER. Sie sorgt für uns - von der Wiege bis zur Bahre."
    Nach und nach begann sich das Bild, das ich mir von der Zivilisation auf dem Spiegelplaneten machte, zu vervollständigen, und wo immer sich noch Lücken abzeichneten, füllte ich diese aus, indem ich die entsprechenden Fragen stellte.
    Bogulob antwortete geduldig, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mir kam es vor, daß er auf eine Begegnung wie diese seit Jahren gewartet hatte, um sich alles von der Seele zu reden, was ihn bedrückte.
    Der Zwischenfall auf dem Platz der Seligen verwunderte ihn nicht.
    „Die meisten Leute in Magnoville ", sagte er, „würden sich in einem solchen Fall kaum anders verhalten, selbst wenn das vielleicht nicht einmal ihrer Überzeugung entspricht. Es fehlt in dieser Stadt nicht an Provokateuren. Geht man ihnen auf den Leim, dann genügt ein unbedachtes Wort und schon schnappen die Handschellen zu. Tags darauf findet man sich auf der Müllhalde wieder, zwei Schritte vor dem Feuerofen."
    Bogulob scheute sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen, nicht einmal, als es um die Wohlstandspartei ging.
    „Früher einmal", sagte er, „hat es in den Reihen

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