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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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träge waren, um sich an der Hetzjagd zu beteiligen, verdankten wir es, daß wir mit heiler Haut davonkamen.
    In einer seitlichen Gasse blieben wir stehen und rangen nach Luft.
    Lieutenant Torrente keuchte:
    „Was, zum Teufel, habe ich denn gesagt, Sir, daß er so plötzlich explodierte?"
    Ich konnte es nur vermuten.
    „Es mag das Wort Bedienung gewesen sein, Lieutenant.
    Auf jeden Fall bezichtigte er uns, Agitatoren der Arbeit zu sein."
    In der von Abgasen erfüllten Luft lag eine zärtliche Melodie. Ein paar Takte davon erinnerten mich an „Blue moon ", einen bei uns daheim wieder in Mode gekommenen Hit aus dem vorigen Jahrhundert.
    Und noch etwas anderes war zu hören: eine raunende Altmännerstimme, die von vergangenen Zeiten erzählte.
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    4.
    Die raunende Altmännerstimme erzählte:
    „Es war einmal eine Zeit, lange, lange, bevor BIG MOTHER erfunden wurde, als die Menschen sich ihr täglich Brot noch im Schweiße ihres Angesichts verdienten. Das nannten sie 'arbeiten". Unzählige Berufe gab es damals - nicht nur Ingenieure und Polizisten wie heute -, und jeder dieser Berufe war gut und sinnvoll. Da gab es die Bauern, die die Felder bestellten, und die Fischer, die mit ihren Booten hinausfuhren auf das Meer; da gab es die Handwerker und die Studierten. Und es gab sie nicht nur hier in Magnoville , sondern überall im Lande, denn damals stand es den Menschen frei, zu leben, wo immer es ihnen behagte ..."
    Ich trat mit meinen Männern still hinzu.
    Die raunende Stimme gehörte einem weißhaarigen Mann in einfachem Gewand, der eine Schar Kinder um sich versammelt hatte.
    Was er erzählte, schien den Kindern zu gefallen. Sie umdrängten den alten Mann wie einen Märchenerzähler, und sie scheuten sich auch nicht, ihn mit Fragen zu bedrängen. Vor allem ein kleines Mädchen mit langen blonden Zöpfen tat sich hervor.
    „Durften die Leute denn auch in den Wald gehen, Großvater?"
    Der alte Mann nickte.
    „Sie durften auch in den Wald gehen. Niemand sagte zu ihnen: 'Das ist verboten!' Sie gingen sogar sehr oft in den Wald, weil sie darin Ruhe und Erholung fanden - nach getaner Arbeit."
    „Erzähl uns vom Wald, Großvater!" sagte das Mädchen mit den langen blonden Zöpfen. „Wie sieht es dort aus?"
    Der alte Mann wiegte den Kopf.
    „Lang, lang ist's her", sagte er, „ daß ich zuletzt im Wald gewesen bin, aber ich will versuchen, mich daran zu erinnern... "
    Weiter kam der alte Mann in seiner Erzählung nicht, denn in diesem Augenblick ereignete sich ein Akt von höchster Brutalität.
    Der Polizist hatte sich hinter einer Plakatwand verborgen gehalten. Nun schien ihm der Zeitpunkt zum Handeln gekommen zu sein. Er verließ sein Versteck, stieß das Mädchen mit den Zöpfen beiseite und hieb dem alten Mann ohne ein Wort der Warnung oder der Begründung seinen schweren Schlagstock über den Kopf.
    Der alte Mann brach in die Knie.
    Die Kinder schrien entsetzt auf und stoben davon.
    Der Polizist brüllte: „Unschuldige Kinder vergiften - das könnte einem Volksfeind wie dir gerade passen. Aber das Auge des Gesetzes wacht." Zugleich holte er mit dem Schlagstock erneut aus.
    Diesmal - ich zweifelte nicht daran - würde der Schlag tödlich sein.
    Einen Atemzug lang war ich unschlüssig. Ich fühlte mich sowohl empört als auch zur Vorsicht gemahnt. Mit meinem Gefühl stand ich auf der Seite des alten Mannes, doch mein Verstand riet mir, mich jeder Einmischung zu enthalten. Ohnehin würde es schwierig genug sein, zur Kronos zurückzukehren, und dort an Bord, nicht hier in Magnoville , war meine Verantwortung.
    Lieutenant Stroganow befreite mich aus diesem Zwiespalt.
    Der grauhaarige Sibiriak ließ alle Vorsicht fahren. Sein Zorn entlud sich blitzschnell. Mit seiner kräftigen Rechten umklammerte er von hinten das Handgelenk des Polizisten, während er diesem gleichzeitig den linken Arm um den Hals legte. Der Polizist zuckte ein paarmal mit den Beinen und wurde schlaff. Lieutenant Stroganow ließ ihn fallen. Fast gemütlich bemerkte er: „Er wird's überleben, Sir - aber ich möchte doch denken, daß ihm das eine Lehre sein wird."
    Was geschehen war, war geschehen - und nun, da es nicht mehr abzuändern war, stellte ich zu meiner Erleichterung fest, daß ich es billigte. Ein Mord - und dem untätig zugesehen zu haben - war genug. „Danke, Lieutenant!" sagte ich. Lieutenant Stroganow nickte.
    „Schon in Ordnung, Sir. Ich wußte doch, was Sie wollten."
    Ich sah mich um. Die Kinder waren auf und davon. Bis auf uns,

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