Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
auch ein Punkt erlöschen?
Ein Licht, das ausgeblasen wird; eine Erscheinung, die sich auflöst; eine Vorstellung, eine Art Bild … Ein Schiff mit Menschen war etwas anderes, aber das hatte er nicht zu sehen bekommen. Warum also sollte man dieses Bild heraufbeschwören – anstatt alles bei einem Punkt zu belassen – bei einem Punkt, der sich abtun ließ als eine Halluzination?
Seebeck schwitzte.
Es bedurfte des Blickes auf die Uhr nicht, um ihn wissen zu lassen, daß die Minute des heiligen Ritters Georg unmittelbar bevorstand.
Auch Captain Tuomi hatte geschwitzt? Warum? Seebeck fuhr sich über die Augen.
Was hatte er sich erhofft, als er Commander Brandis’ Kammer betrat? Ein Wunder? Lieutenant Stroganow war im Recht. Der Commander war nicht in der Lage, etwas zu verhindern. Das Wunder war bereits geschehen: er war noch am Leben. Das einzige Bollwerk, das ihn vom Tode trennte, war die Ruhe. Daran zu rütteln war vermessen.
Die ewige Frage: Wie weit darf man gehen, um der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen? Der Sibiriak mit dem verwitterten Gesicht kannte die Antwort. Er hatte – kein Zweifel – mit seinem Dazwischentreten seinem Commander das Leben gerettet. Er hatte verhindert, daß Seebeck den Commander zu einem Opfer der Wahrheit machte – einer Wahrheit, die letztlich nichts als Vermutung war.
Seebeck fror.
Lieutenant Jackson trat ein, ohne anzuklopfen.
»Mr. Seebeck –«
Seebeck warf sich auf der Koje herum. Was wollte Jackson? Ihm den Arrest verkünden? Ihm für den Rest der Reise die Welt auf drei Schritte vor und drei Schritte zurück beschneiden?
Das runde Gesicht des Chiefs war eitel Gutmütigkeit.
»Mr. Seebeck«, sagte Lieutenant Jackson, »das wird Sie interessieren … der Angriff ist zunächst einmal abgeblasen.«
»Abgeblasen?«
Seebeck ließ sich aus der Koje rutschen. Der dicke Chief der Invictus stand vor ihm wie ein Barockengel: zum Abküssen.
»Es gibt da ein paar Probleme, Mr. Seebeck«, sagte Lieutenant Jackson. »Lieutenant Wilberforce trug mir auf, es Ihnen zu sagen. Meteoriten. Wir haben abgedreht.«
»Wilberforce hat Ihnen das aufgetragen?«
»Mir scheint, Mr. Seebeck, er hat ein paar von Ihren Büchern gelesen. Jetzt hält er große Stücke auf Sie. Auf jeden Fall – Sie möchten sich bei ihm blicken lassen. Da gibt es neuen Stoff für Ihre Reportage.«
Seebeck war schon auf dem Weg.
Im NC empfing ihn Lieutenant Wilberforce mit ruhiger Gelassenheit. Aus irgendeinem Grunde hatte Seebeck in ihm nie einen möglichen Verbündeten gesehen – weder in ihm noch in Jackson, noch sonst in einem von Major Degenhardts Männern. Der Schwere Kreuzer Invictus, wie er ihn sah, glich einem reibungslos funktionierenden Mechanismus, in dem ein Zahnrad in das andere griff.
»Streit gehabt mit dem Kommandanten? Jackson deutete so etwas an.«
Seebeck hob die Schultern.
»Schlimmer.«
Lieutenant Wilberforce machte ein gleichgültiges Gesicht.
»Falls es dabei zufällig um den Rochen ging, Mr. Seebeck – der ist gerade dabei, dem Kommandanten Nachhilfe zu erteilen im Fliegen.«
Seebeck bemerkte erst jetzt, daß der Computer abgeschaltet war; demnach steuerte Captain Tuomi die Invictus von Hand. Die Verfolgung hatte an Zielstrebigkeit eingebüßt.
Wilberforce gewahrte Seebecks ratlosen Blick.
»Ich will es Ihnen erklären«, sagte er. »Sehen Sie, hier …«
Seebeck sah auf den Monitor, auf den Wilberforce wies. Er sah den flüchtenden Lichtpunkt, der das VOR-Schiff war, aber er sah auch andere Signale: unzählige glitzernde Diamanten, die sich zu einem huschenden Nebel zusammengeschlossen hatten. Diamantener Nebel. Eine ganze Milchstraße schien auf der Reise zu sein.
»Was ist das?« fragte Seebeck.
»Ein Meteoritenfeld«, sagte Lieutenant Wilberforce. »Wir gehen ihm aus dem Weg.«
Das also stand hinter dem Abbruch der Verfolgung. Seebeck starrte auf die Signale. Etwas verwirrte ihn. Die Invictus – kein Zweifel, das sah auch der Laie – hatte abgedreht. Anders der Rochen … Der Lichtpunkt und die diamantene Milchstraße lagen auf Kollisionskurs.
Seebeck erzwang sich Gewißheit.
»Was zum Teufel hat er vor?«
Lieutenant Wilberforce lachte. Er lachte in der Tat. Er lachte wie über einen guten Witz.
»Er schüttelt uns ab, Mr. Seebeck. Und, verdammt nochmal, die Frechheit, mit der er das tut, nötigt mir Respekt ab. Ich glaube, ein ganz guter Navigator zu sein. Aber hierbei muß ich passen.«
Seebeck fuhr fort, auf den Bildschirm zu starren, und was es darauf zu
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