Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
er hinzu: »Tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen den Gefallen nicht tun kann. Sie müssen das verstehen, Mr. Seebeck.«
Die Triebwerke sprangen an.
Über dem Kommandopult flackerte das Rotlicht. Major Degenhardt ließ die Gurte einrasten. Dabei unterhielt er sich mit Captain Tuomi. Die Anstrengung der langen Verfolgung war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. In seiner Stimme verbarg sich kontrollierte Müdigkeit.
Aus dem Gespräch ging hervor, daß der Kommandant Lieutenant Koslowskis Anregung aufgegriffen hatte. Die Invictus hatte eine Standortverlagerung vorgenommen. Sie lag jetzt zwischen dem Rochen und der Sonne und schwang langsam mit. Das bedeutete, daß sie für den Rochen ein unsichtbares Schiff war – versteckt in jenem schmalen Sektor, in dem seine Ortung zwangsläufig versagte.
Im Augenblick war die Gefahr des Entdecktwerdens ohnehin gleich Null. Der Rochen hatte genug damit zu tun, sich einen Weg durch das Meteoritenfeld zu ertasten. Sein Radar war blockiert. Und später würde ihm kaum eine Chance bleiben. Unter allen Reflektoren war die Sonne die gewaltigste; ein Schiff, das davorstand, ließ sich in der Regel nicht ausmachen.
Seebeck fuhr einen Notsitz aus und setzte sich. Major Degenhardt sah sich kurz nach ihm um, sagte aber nichts.
Seebeck wußte selbst nicht, was er auf der Brücke wollte. Es mußte mit seinem Beruf zusammenhängen. Er fühlte sich aufgebracht, empört und fast zu Tode verzweifelt – doch ungeachtet dessen wollte er den letzten Akt dieses astralen Dramas nicht versäumen. Als Chronist dabeizusein, mit offenen Augen und offenen Ohren, das würde sein Beitrag sein.
Ein Lautsprecher knackte. Lieutenant Demnitz’ Stimme ließ sich vernehmen.
»Brücke – FK. Sir, ein Lichtspruch vom Hauptquartier geht soeben ein.«
Major Degenhardt drückte die Taste.
»Roger, FK. Annehmen, aber nicht bestätigen.«
»Keine Bestätigung. Aye, aye, Sir.«
Keine Bestätigung: Für das Hauptquartier in Metropolis war und blieb der Schwere Kreuzer Invictus ein verschollenes Schiff. Seebeck überlegte. Noch mochte sich in Metropolis die Beunruhigung in Grenzen halten. Es kam immer wieder vor, daß ein Schiff für mehrere Tage verstummte, um sich hernach frisch und fröhlich wieder zu melden. Die Entfernungen waren groß; Sonnenstürme und Meteoritenschwärme unterbrachen immer wieder den Funkverkehr.
Keine Bestätigung: Der Rochen blieb ebenso ahnungslos wie die unermüdlichen Lauscher in den VOR und auf den zur VOR gehörenden Raumstationen. Der Schwere Kreuzer Invictus war ein Schiff, das keine Spuren hinterließ.
Der Kommandant und Captain Tuomi diskutierten mit halblauter Stimme die Anzeigen auf dem Monitor. Seebeck verspürte eine Berührung und sah auf. Lieutenant Demnitz drängte sich an ihm vorüber – in der Hand die papierdünne Folie mit dem Lichtspruch.
»Sir –«
Major Degenhardt winkte ab.
»Später, Lieutenant.«
Demnitz ließ sich nicht abweisen.
»Major, es ist dringend.«
Major Degenhardt runzelte die Stirn und streckte eine Hand aus.
»Danke, Lieutenant.«
Demnitz wirkte nervös, aber als er das Cockpit verließ und Seebeck ihn antippte, zuckte er mit den Achseln.
Ein Lautsprecher knackte. Lieutenant Koslowskis Stimme hallte durch das Cockpit.
»Brücke – RC. Achtung! Der Fuchs kommt jetzt aus dem Bau, Sir.«
Major Degenhardt zerknüllte den ungelesenen Lichtspruch und drückte die Taste.
»Brücke. Roger. Frage: Wo?«
»Sie bekommen die Standlinien, Sir.«
»Roger. Ich warte.«
Es war, als hätte man in einem muffigen Zimmer ein Fenster aufgerissen. Frische, belebende Luft strömte herein. Major Degenhardts Stimme war laut, klar und deutlich – ohne eine Spur jener Müdigkeit, die Seebeck vor kurzem noch darin zu entdecken geglaubt hatte. Auf dem Monitor erschienen die Standlinien.
Seebeck beugte sich vor.
Woran er bis zuletzt gezweifelt hatte – dem VOR-Schiff war es tatsächlich gelungen. Es hatte sich auf dem gewundenen Kanal durch das Meteoritenfeld gekämpft und näherte sich nun der trichterförmigen Mündung. Der Rochen war im Begriff, das Versteck, in das er sich geflüchtet hatte, wieder zu verlassen – und das, wie die Bewegungen des Lichtpunktes verrieten, offenbar ohne ernsthaften Schaden genommen zu haben. Hinter ihm lag ein Stück meisterhafter Navigation – ein mörderisch verwegenes fliegerisches Abenteuer.
Seebeck berichtigte sich.
Ein Narr nur sucht das Abenteuer. Der VOR-Kommandant war alles andere als ein
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