Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Scheppern. 
    »Na großartig, Mark! Genau so muß man's halten – sonst holt einen der verdammte Streß doch wieder ein. Also, von mir aus – haut ab! Steigwinkel siebzig auf neunzig.«
    »Siebzig auf neunzig. Roger. Mach's gut, Mike!«
    »Das gleiche für dich und Ruth, Mark, und bleibt gesund! Und jetzt verschwindet! Da hängt so ein VOR-Schlitten in der Luft und will rein.«
    »Der größte Vorzug der Asiaten ist seit je her die Geduld«, erwiderte ich. »Was will ein VOR-Schlitten in Metropolis? Sag' bloß nicht, das Jahrtausend der Brüderlichkeit sei angebrochen.«
    Der Lautsprecher schepperte erneut.
    »Auf Raten, Mark, auf Raten! Alles, was ich weiß, ist, daß die Strategische Raumflotte Order bekommen hat, ihn ungeschoren zu lassen. Also, was ist – meldest du dich ab?
    »Gemacht, Mike!« sagte ich. »Wir wollen den Schlitten nicht warten lassen. Diana zwo-zwo-zwo meldet sich ab.«
    Einen Atemzug später waren wir unterwegs.
    Die Diana stieg. Sie stieg, wie es der Tower ihr vorgeschrieben hatte: mit einem Winkel von siebzig Grad in genau östlicher Richtung – dem großen roten Feuerball über dem Atlantischen Ozean entgegen.
    Sie stieg leicht, rasch und mühelos.
    Sie stieg hindurch durch einen Schwarm kreisender Möwen und warf für einen flüchtigen Augenblick ihren langen Schatten über das Gelände.
    »Mark!«
    Ruth schrie.
    Aus den Augenwinkeln hatte ich den gelben Blitz bereits erspäht, der aus dem seidigen Blau auf uns herabstieß.
    Es war zu spät, um ihm auszuweichen.
    Alles, was ich am Steuer noch tun konnte, um zu verhindern, daß er uns wie eine Granate voll in die Seite krachte, war eine halbe Drehung nach Backbord.
    Der gelbe Blitz schrammte mit ohrenbetäubendem Getöse an unserem Heck entlang – und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich im Spiegel ein fremdes Cockpit –, dann war die Diana auf einmal nicht mehr zu halten.
    In Augenblicken wie diesen begreift man sofort; man begreift mit nahezu hellsichtiger Klarheit. Jemand hatte Mist gebaut: entweder Mike Berger im Tower oder der Pilot des VOR-Schlittens, der viel zu früh und noch dazu auf ungehörigem Kurs zur Landung angesetzt hatte. Vierhundert Meter über dem Atlantik waren die beiden Schiffe miteinander zusammengestoßen.
    Ein Unfall, wie er nicht vorkommen darf.
    Ein Unfall, wie er doch immer wieder vorkommt.
    Der VOR-Schlitten – wahrscheinlich ein Sampan – war nicht mehr zu sehen. Ich hatte anderes zu tun, als mich um ihn zu kümmern. Das Triebwerk setzte aus, sprang wieder an, setzte aus. Es war ein Alptraum. Irgendwie gelang es mir, die Diana auf Westkurs zu legen. Das Rampengelände der VEGA raste auf das Cockpit zu. Mit etwas Glück mußte es mir gelingen, das lädierte Schiff aufzusetzen.
    Das Triebwerk sprang wieder an, aber die Steuerwirkung war gleich null. Die Diana geriet mir aus der Hand und raste mit der Sturheit eines angreifenden Stieres auf das Hauptgebäude zu. Ich weiß bis auf den Tag nicht, wie ich es anstellte, sie noch einmal in die Höhe zu zwingen, bevor sie sich in die verspiegelte Fassade bohren konnte.
    Zwei Kilometer hinter dem Hauptgebäude krachte sie auf das Dach eines Hangars, prallte wieder ab, überschlug sich und raste mit dem Heck voraus in einen der Reparaturschuppen.
     
    Als ich wieder zu mir kam, hing ich mit dem Kopf nach unten in den Gurten, und um mich herum wütete ein wahnsinniger Stummfilm. Das Schiff brannte – aber es war ein Bild, zu dem der Ton fehlte. Meine Ohren waren noch zu sehr betäubt, um das Prasseln und Fauchen der Flammen wahrzunehmen.
    Daß es nicht schlimmer gekommen war, hatten wir lediglich dem Schuppen zu verdanken, der den Aufprall gedämpft hatte: weiches, elastisches Material – Kunststoff und gestapelte Kisten.
    »Ruth!«
    Sie gab keine Antwort. Mit wächsernem Gesicht hing sie neben mir schlaff in den Gurten.
    »Ruth, komm zu dir! Ruth! Wir müssen hier raus! Ruth!«
    Auf einmal war mein Gehör wieder da. Ich hörte meine eigene Stimme und Ruths totengleiches Schweigen, und ich hörte das laute Prasseln der Flammen, die sich als quirlender roter Wall an das Cockpit heranfraßen. Die Luft schmeckte nach Rauch; die Luft schmeckte nach verschmorten Kunststoffen. Ich keuchte und hustete und war am Ersticken. Die Augen schmerzten, die Lungen schmerzten. Es war heiß wie in der Hölle.
    Mein Gurt ließ sich öffnen. Ich ließ mich fallen. Heißes Metall versengte mir die Schulter. Ich stemmte mich hoch. Es ging um Sekunden.
    Ruths Gurt hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher