Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Strauß künstlicher Blumen und einen Fernseher, den jemand eingeschaltet und danach nicht wieder abgestellt hatte. Stella-TV sendete gerade die neusten Nachrichten.
Umbildungen in der Regierung.
Vulkankatastrophe auf Island.
Eine neue militante Sekte in Afrika.
Die Regionalnachrichten aus Metropolis schlossen sich an. Ich starrte auf die schwelenden Trümmer meiner Diana. Die nächste Einstellung zeigte den gelben Sampan auf dem Rampengelände.
Eine weibliche Stimme kommentierte: »… obwohl es mittlerweile feststeht, daß sich an Bord des an der Kollision beteiligten Sampans eine mehrköpfige VOR-Delegation befunden hat, ist das Auswärtige Amt angeblich nicht in der Lage, hierzu eine Erklärung abzugeben.«
Ein neuer kurzer Filmstreifen zeigte den Botschafter der VOR, wie er auf dem VEGA-Flugdeck eilig aus seinem schwarzen Diplomatenhelikopter kletterte und, ohne nach rechts oder links zu blicken, im Aufzug verschwand.
Die weibliche Stimme kommentierte: »Inzwischen ist auch der Botschafter der Vereinigten Orientalischen Republiken, Sen Sung Yang, auf dem Gelände der VEGA eingetroffen – ein Umstand, der dazu beiträgt, die Vermutung zu erhärten, daß die überraschende Anreise der asiatischen Abordnung im Zusammenhang steht mit einem möglichen Bergungsunternehmen für einen in Schwierigkeiten befindlichen Kosmokreuzer der Peking-Klasse. Als autonome Gesellschaft wäre die VEGA theoretisch imstande, eine humanitäre Expedition unabhängig von der Regierung der EAAU in die Wege zu leiten.«
Die Kamera zielte auf die vier goldenen Lettern neben dem Hauptportal – auf diese weltweit bekannte Abkürzung für Venus-Erde, Gesellschaft für Astronautik.
»Wir hoffen, Ihnen, meine Damen und Herren, schon in der nächsten Ausgabe unserer Tageschronik nähere Angaben über dieses nicht ganz alltägliche Ereignis machen zu können, das so dramatisch begonnen hat.«
Noch einmal waren die stummen Zeugen der Katastrophe zu sehen: die verkohlten Trümmer des Schuppens und das rußgeschwärzte, noch immer rauchende Skelett der Diana.
»Mark, du kannst nichts dafür!«
Ich sah mich um. Mike Berger vom Tower war eingetreten.
»Die Leute von der Ambulanz haben mir gesagt, wo du steckst. Wie geht es Ruth?«
Ich hob die Schultern.
»Die Ärzte tun, was sie können.«
»Das klingt nicht gerade, als ob du Vertrauen zu ihnen hättest. Hier, nimm erst einmal das.«
Berger zog eine flache Nickelflasche aus der Tasche, schraubte sie auf und hielt sie mir hin.
»Ein kräftiger Schluck, Mark, und die Welt sieht gleich viel rosiger aus.«
Er meinte es gut, aber ich lehnte ab.
»Danke, Mike. Mir ist nicht danach. Später vielleicht …«
Berger stellte die Flasche auf den Tisch.
»Herrgott, Mark – wenn einer Schuld hat an dem Unfall, dann einzig und allein dieser verdammte Schlitten, der nicht warten wollte, bis ich ihn vom Himmel pfiff. Ich traute meinen Augen nicht, als der Sampan da plötzlich zur Landung ansetzte. Ich glaube, er hat dich ebensowenig gesehen wie du ihn. Und dann hat der Bursche auch noch mehr Glück als Verstand – setzt auf wie bei einer Bilderbuchlandung!«
Berger war eigens gekommen, um mir meinen moralischen Freispruch zu übermitteln. Er hatte den Dienst im Tower hingeknallt und war hierher zur Klinik herausgerast, weil dies ein Augenblick sein mochte, an dem ich seine Freundschaft benötigte. Und nun stand er vor mir, groß, zottig und ungeschlacht wie ein Bernhardiner, und tat sein Bestes, um mich seelisch aufzurichten.
»Und die Leute an Bord des Sampans, Mike?«
»Nicht einen Kratzer. Alles Schlitzaugen übrigens, auch Frauen. Hat angeblich was mit der Han Wu Ti zu tun, die sich festgeflogen hat und jetzt das fünfte Rad am Großen Wagen macht.«
Die Han Wu Ti , das modernste Passagierschiff der VOR im astralen Verkehr, war mir dem Namen nach ein Begriff. Davon, daß sie sich in Schwierigkeiten befand, hörte ich an diesem Tag zum ersten Mal.
Berger ließ das Thema bereits wieder fallen. Er war in Fahrt.
»Mark, wenn ich du wäre – ich würde dieses Miststück von Sampan-Piloten einmal mit allen einschlägigen Paragraphen ganz mächtig in den Hintern treten. Im Augenblick wird er von unseren Sicherheitsleuten verhört – aber bei den paar Brocken Metro, die er kauderwelscht, ist das ein echtes Problem.«
Ich sprach keine leere Drohung aus: »Wenn Ruth stirbt, Mike, drehe ich ihm eigenhändig den Hals um.«
Berger nickte.
»Ich glaube, das wäre dein gutes Recht, Mark. Und,
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