Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
los.
Es ging mir nicht um Jim Collins; der war mir gleichgültig. Es ging mir um Lieutenant O'Brien. Und wenn ich auch tausendmal verstehen mochte, wie ihm zumute war - ich mußte verhindern, daß er sich unglücklich machte. Immer wieder ließ man sich auf dem Uranus täuschen. Das Netz der Ozonerien war dünn. Der Sauerstoffgehalt der produzierten Luft entsprach dem einer irdischen Gipfelhöhe von viertausend Metern.
Das Tempo, das ich eingeschlagen hatte, ließ sich nicht halten. Ich rang nach Atem, mein Herz schlug wie wild. Ein Taxi steuerte quer über den Platz auf die Elsa Brandstroem zu.
Ich rannte weiter, halb erstickt, mit hämmernden Schläfen.
„Commander Brandis?"
Neben mir schwebte das Pistencab mit der Najade-Crew. Ein grauhaariger Frachtschiffer sprach mich an. Vor der Elsa Brandstroem kletterte Jim Collins aus dem Taxi.
„Sir", sagte der grauköpfige Frachtschiffer, „auf ein Wort. Der Mann im Tower meint gerade, in dieser Halleluja-Sache täte ich gut, mich an Sie zu wenden. Es könnte sein, wir sind da auf was gestoßen."
Ich konnte nicht mehr. Ich hielt an. Vor der Elsa Brandstroem standen sich Commander Collins und Lieutenant O'Brien gegenüber. Mein Radar-Controller streckte die linke Hand aus - die Hand mit der zweiten Waffe. Die Aufforderung zum Duell war unmißverständlich.
„Sir", sagte der aufdringliche Frachtschiffer, „das war also so. Wir schippern da gerade durch Uniform Charlie Alfa - da denk ich doch, mich tritt das Pferd. Plötzlich ist da wer am Singen. Erst er, dann ein ganzer Chor, dann wieder er. Na, wir sehen uns um. Was ist? Nichts ist. Aber der Gesang geht weiter. Wir haben ihn dann noch zweimal gehört. Fast möchte ich sagen, er kam vom Oberon."
Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und startete zum Endspurt.
Jim Collins nahm Lieutenant O'Brien den Revolver aus der Hand -und warf ihn fort. Die Geste war deutlich. Er lehnte den Zweikampf ab. Lieutenant O'Brien trat drei, vier Schritte zurück und hob die Waffe.
Ich war heran, schlug sie ihm aus der Hand und keuchte: „Collins, Sie suchen Uniform Charlie Alfa und Umgebung ab! Dies ist ein Auftrag. Machen Sie schon, daß Sie an Bord kommen!"
Ich sah die Zeichen des Aufbegehrens in dem glatten Jungengesicht mit den alten Augen, und ich sah, wie sie erloschen. Jim Collins nahm den Befehl entgegen.
„Uniform Charlie Alfa", sagte er. „Aye, aye, Brandis." Er wandte sich ab und stieg die Gangway hinauf. Die Revolver ließ er liegen. Ich drehte mich um. Das Gesicht meines Radar-Controllers war weiß wie die gekalkte Wand. Sein Blick wanderte langsam über den im Staub liegenden Frontier-Colt und kehrte dann vorwurfsvoll zu mir zurück. Lieutenant O'Brien bewegte die Lippen.
„Warum, Sir? Sie retten ihm das Leben! Warum tun Sie mir das an? Er hat mir alles geraubt, was ..."
Ich packte ihn und stieß ihn vor mir her.
„Vorwärts, vorwärts, Sie wildgewordener Cowboy! Wir haben auf Oberon zu tun!"
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16.
Vor dem Cockpit stand der Oberon und überschüttete uns mit seinem traurigen Licht. Mein Blick wanderte über eine der trostlosesten Landschaften, die es unter den Sternen gibt. Verglichen mit dieser chaotischen Felswelt war selbst das berüchtigte Tal des Todes noch ein üppiges Paradies. Tod setzt gewesenes Leben voraus. Auf diesem zweitgrößten der fünf Uranus-Trabanten jedoch war Leben eine unbekannte Größe. Der Oberon war, wie einer unserer führenden Autoren ihn genannt hatte, die Materialisierung des Nichts. In der Praxis freilich war er bittere Realität.
Ich löste den Blick vom Labyrinth der tiefeingekerbten Schluchten mit ihrer trüben Dämmerung auf der einen und der asphaltgrauen Dunkelheit auf der anderen Seite, rief das FK und ließ mir eine Verbindung zur Lisa Brandstroem geben. Collins überließ es seinem Lieutenant Meyer, das Gespräch mit mir zu führen. Mir war das recht.
„Also Lieutenant!"
„Negativ", erwiderte Lieutenant Meyer. „Wir, haben Uniform Charlie Alfa um- und umgewühlt. Nichts. Wir nehmen uns jetzt Uniform Charlie Bravo vor. Frage, Sir: Wie sieht das bei Ihnen aus ?"
Ich sah hinaus. Der Schatten der Henri Dunant wanderte über totes Geröll.
„Wir fangen gerade mit dem Absuchen des Oberon an", erwiderte ich.
„Oweia!" entfuhr es Lieutenant Meyer. „Und ganz ohne Anhaltspunkt? Oder hat er sich inzwischen gemeldet?"
Kurz zuvor war ich im FK gewesen. Alle in Frage kommenden Frequenzen waren geschaltet. Lieutenant Levy hatte sich mit hinreichend Kaffee
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