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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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verlassen hatte, ging ich erneut auf die Mann-Schiff-Frequenz, wechselte hinüber auf die andere Seite der Schlucht und wollte mein Glück gerade noch einmal versuchen, als der Engelschor einsetzte.
    Ich bekam den Ruf der mir bereits auf der Zunge lag -"Henri Dunant - Commander!" - nicht über die Lippen.
    Die Stimmen kamen laut und deutlich. Da sangen Jakob der Navigator, Thomas der Radar-Controller, Simon der Funker, und Petrus der Chief Und über dem vereinigten Chor ihrer Stimmen schwebte ein hoher, heller Jubelton. -Auch Captess Maria ließ sich vernehmen.
    Ich sprach bereits ins Mikrofon: „Pater Himmlisch -Brandis. Over!"
    O'Connerys röhrender Baß setzte ein und brachte den Helm schier zum Bersten.
    Laß nur die Woge toben, die an dein Schifflein schlägt, dein Heiland sieht von oben, was hier dein Herz bewegt...
    Ich sah mich um. Der Ursprung der Stimmen war nicht zu sehen. Bis auf das Wrack war die Schlucht leer: eine wüste, unwirkliche Stätte ohne einen Funken Leben, überspannt vom ungerührt glimmenden Zweigestirn des Drachen.
    Sing, Pater, sing! dachte ich und ging auf die Mann-Mann-Frequenz.
    „Lieutenant O'Brien - Brandis!"
    Er antwortete nicht. Ich zwängte mich in das Wrack. Der Schein der Lampe wanderte über geborstene Bordwände und verbogene Schotten und richtete sich schließlich auf den Radar-Controller. Vielleicht war Lieutenant O'Brien zusammengebrochen, vielleicht wollte er lediglich mit seinem Schmerz allein sein. Es mag auch sein, daß er Zuflucht suchte im Gebet. Er kauerte vor dem Altar. Ich schüttelte ihn, bis er zu mir aufsah.
    „Lieutenant O'Brien, die Mann-Schiff-Frequenz!" sagte ich. „Schnell!"
    Langsam richtete er sich auf. Langsam gehorchte er. Dann merkte ich, wie plötzlich sein Atem stockte. Lieutenant O'Brien stand wie erstarrt.
    Ich schaltete zurück auf die Welle des Gesangs. Pater Himmlisch stimmte gerade eine neue Strophe an.
    Wenn auch in manchen Stürmen dein Lebensschifflein schwankt, dein Heiland wird dich schirmen, wenn nur dein Glaub' nicht wankt...
    Ich stieß Lieutenant O'Brien an. Er begriff und setzte sich wortlos in Bewegung. Vor dem Wrack blieben wir kurz stehen, um uns in aller Eile zu verständigen. Danach trennten wir uns. Wieder ging er nach links, ich nach rechts, zwei Schiffe, die ein drittes Schiff mit unbekanntem Standort anpeilen. Pater Himmlisch und sein Chor mußten ganz in unserer Nähe sein - aber so sehr ich das oberonische Steinchaos auch mit den Augen absuchte, ich vermochte sie nicht zu entdecken.
    Der röhrende Baß verstummte, doch zu meiner Beruhigung setzte er nach einem herzhaften Räusperer wieder ein.
    Ihr Verirrten, laßt euch leiten, höret Ihn und schaut Ihn an! Zu des Himmels Seligkeiten ruft Er euch und geht voran ...
    Lieutenant O'Brien ging los, mit zielstrebigem Schritt. Ich marschierte aus einer anderen Richtung los. Wir trafen uns dort, wo er sich nach der abgebrochenen Schnalle gebückt hatte.
    Der Chorgesang ebbte ab. Der Baß übernahm wieder die Führung.
    Folget Ihm, dem guten Hirten, führt Ihm auch Verirrte zu! O wie wird er uns bewirten in der Heimat Himmelsruh!
    Der Schein der Lampe ruhte auf dem Stummel einer provisorischen Antenne, die aus dem kahlen Fels zu wachsen schien. Der Eingang zum Energiestollen der demontierten Reflektorenbasis lag so verborgen, daß wir vorhin achtlos an ihm vorbeigegangen waren.
    Lieutenant O'Brien hängte sich die Lampe an den Gürtel und griff mit beiden Händen nach dem Handrad der Verriegelung. Der zentnerschwere Lukendeckel schwang auf.
    Die Schleuse war noch intakt. Hinter ihr zischte aus einer Preßluftflasche, die zu den Beständen der Halleluja gehörte, frische Atemluft in das Gewölbe. Ein kleines Feuer brannte und verbreitete Licht und Wärme.
    Eine rothaarige Dampfwalze quetschte meine Hand.
    „Willkommen auf Oberon, mein Sohn. Der Himmel hat mein Flehen erhört. Ich habe nie daran gezweifelt."
    Auf dem Boden lag ein nicht benötigter Raumhelm. Der, dem er gehörte, Lieutenant O'Brien, war beschäftigt. Er hielt Captess Maria in den Armen.
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    17.
    Auf die hektischen Wochen folgte eine ruhige Zeit. Die apokalyptischen Nachwehen wurden seltener und seltener, und am 12. August erstmalig wieder enthielt der Report den langentbehrten Vermerk: Alle registrierten Raumgebiete frei von Fremdmaterie . Auf den Schifffahrtsstraßen herrschten wieder normale Verhältnisse, und die Zahl der Einsätze, die die UGzRR zu fliegen hatte, ging rapide zurück.
    In meiner Eigenschaft

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