Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall
Commander?“
Er begriff mich nicht, und so nannte ich ihm meine Beweggründe klipp und klar.
„Professor, es geht mir einzig und allein darum, einer Handvoll junger Menschen, die unfreiwillig den Makel tragen, Muster zu sein, das Leben zu erhalten. Mit der aufsichtführenden Kommission wird diesbezüglich nicht zu reden sein, die ist gebunden an ihre Vorschriften. Aber Sie, Professor, können in diesem Sinne entscheiden.“
Er starrte mich an.
„Unter dieser Bedingung würden Sie den Unterricht zu Ende führen, Commander?“
„Im Vertrauen auf Ihr Wort, Professor“, erwiderte ich.
Er unternahm einen letzten Vorstoß. Möglicherweise versuchte er nur noch das Gesicht zu wahren.
„Selbst mit einem Schiff würde es für die Muster keine Zukunft geben. Niemand würde ihnen Asyl gewähren - mit gutem Grund.“
Ich wischte seinen Einwand hinweg.
„Die Muster sind hochintelligent. Sie sind zäh. Und sie sind durch meine Schule gegangen. Sie werden sich schon durchschlagen. Aber dazu benötigen sie ein Schiff.“
Professor Jago sah schließlich ein, daß ihm keine andere Wahl blieb. Er willigte ein.
„Einverstanden.“
Damit war für Professor Jago das Kapitel Unterricht abgeschlossen, und er wandte sich an Captain Mboya. Neben mir bemerkte Olga Orlow halblaut:
„Sie haben Ihre Position gründlich ausgenützt, Commander. Ich hoffe, Sie werden es nie bereuen.“
Ich wollte sie fragen, wie sie das meinte, aber dazu kam ich nicht mehr, denn in diesem Augenblick gab Professor Jago seine Absicht bekannt, die Plattform PANDORA zu verlagern.
„Der Umstand, daß der Schwere Kreuzer Invictus hierher unterwegs ist, um als verlängerter Arm der aufsichtführenden Kommission zu dienen, macht es erforderlich, nach einem Platz im Weltraum Ausschau zu halten, an dem sich das Projekt ohne Störung zu Ende führen läßt… Captain Mboya, Sie wissen, was Sie zu tun haben.“
Mein Blick suchte den meines alten Bordkameraden, aber Captain Mboya sah nicht zu mir herüber. Er war aufgesprungen.
„Professor…“
„Sie haben Ihre Befehle, Captain.“
„Ich verweigere die Ausführung.“
Captain Mboya war grau im Gesicht. Er schwitzte. Aber seine Stimme hatte nicht geschwankt.
Professor Jago runzelte die Stirn.
„In diesem Fall betrachten Sie sich als abgelöst durch Mr. McBride, Captain. Sie können gehen.“
Captain Mboya stand kerzengerade.
„Auch mit McBride brauchen Sie nicht zu rechnen, Professor.“
Professor Jago machte eine knappe Handbewegung als schnippte er etwas hinweg.
„Schön. Es gibt auch noch Mr. Sappen, den dritten Offizier, der eine Beförderung sicher nicht ausschlagen wird. Das Problem der Verlagerung wird zu lösen sein - auch ohne Sie.“
Captain Mboya machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Auf der Schwelle blieb er noch einmal stehen und sah mich an. Sein Blick war ein stummer Hilferuf. Ich hob die Schultern.
Nachdem alles vorüber war, suchte ich Dr. Benzinger auf. Er saß in seiner Kammer vor dem Diktiergerät. Als ich eintrat, wandte er mir sein fragendes Eulengesicht zu.
„Ich möchte klare Verhältnisse schaffen, Doktor“, sagte ich. „Auch als Ausbilder auf PANDORA stehe ich nach wie vor im Dienst der UGzRR. Meine Pflicht ist es, Menschenleben zu erhalten, nicht sie zu vernichten. Im Augenblick bin ich für meine Schüler verantwortlich. Alles andere muß dahinter zurückstehen.“
Er seufzte.
„Sie sind ein Narr, Commander.“
„Weshalb? Weil ich B sage, nachdem Jago, Sie und Ihresgleichen A gesagt haben?“
Er beantwortete den Vorwurf mit einem müden Heben der Schultern.
„Es war falsch. Heute weiß ich es. Aber die Versuchung war unwiderstehlich. Wir traten an die Stelle von Gott. Wir schufen eine neue Menschheit, wir streckten die Hand aus nach dem Universum.“ Er sah mich an. „Und Sie, Commander, als Sie den Vertrag unterschrieben - haben Sie sich nicht auch blenden lassen?“
„Ja. Und jetzt zahle ich meinen Preis.“ In einem plötzlichen Impuls reichte ich ihm die Hand. „Ein jeder tut, was ihm sein Gewissen gebietet. Sie haben sich für den Abbruch entschieden - ich mich für meine Schüler.“
Eine kleine Weile zögerte er, dann griff er zu.
„Viel Glück, Commander!“ sagte er. „Sie werden es brauchen. Sie gehen, glauben Sie mir, den gefährlicheren Weg.“
Ich verstand ihn nicht. Er merkte es und zeigte mir ein wehmütiges Lächeln.
„In der Retorte ist zu viel schief gegangen“, sagte er. „Vielleicht lassen sich
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