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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gefehlt, aber Gerlinde Tuborg war es nie gelungen, ihrem erklärten Widersacher in der Kommission, dem geschäftigen Konsul Paul Lapierre, jene klare Mehrheit abspenstig zu machen, die sie brauchte, um das Projekt zu Fall zu bringen. Einmal, als sie Lapierre bezichtigte, von der Pan Develop, Inc., gekauft zu sein, mußte sie dies auf einen Gerichtsbeschluß hin mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen: da ein jedes Kommissionsmitglied nur seinem Gewissen verantwortlich ist.
    An diesem Tag geschah etwas höchst Sensationelles.
    „Bitte, Mr. Harris!“ Sir Arthur, eines jener Mitglieder der Kommission, die sich im allgemeinen im Hintergrund hielten, dösend oder damit beschäftigt, ein Kreuzworträtsel zu lösen, hob plötzlich die Hand: ein würdevoller alter Herr. „Ich meine, man kann nicht abstimmen, ohne zuvor eine grundsätzliche Frage geklärt zu haben.“
    Harris sah ihn an.
    „Abbruch“, sagte Sir Arthur, „ist schließlich nur ein Wort. Aber was steht dahinter? Da wird fortwährend von Astraliden gesprochen, von Mustern und ihren Zwillingen. Aber sind das nicht Menschen?“ Plötzlich war es sehr still im Raum. Die Frage war unbequem, sie war lästig, und nur der alte Herr hatte den Mut gehabt, sie zu stellen. Harris neigte den Kopf.
    „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, Sir Arthur. Ein Abbruch wäre das endgültige Aus.“
    „Man würde sie… eliminieren?“
    Harris starrte stumm geradeaus. Sir Arthur seufzte.
    „Das wollte ich nur geklärt wissen, Mr. Harris. Wissen Sie, manchmal verstehe ich diese Welt nicht mehr… Zu meiner Zeit war ein Mensch immer noch ein Mensch, und wer sich an ihm vergriff, bekam die ganze Strenge des Gesetzes zu spüren.“
    Der alte Herr schüttelte den Kopf.
    Eine halbe Stunde später stimmte er gegen den Abbruch des Projekts. Die Abstimmung endete mit einem Patt. Sechs Kommissionsmitglieder, deren Wortführer Lapierre war, stimmten gegen Dr. Benzingers Antrag, sechs Mitglieder stimmten dafür.
    John Harris warf seine Stimme in die Waagschale.
    „Abbruch!“ sagte er. „Der Schwere Kreuzer Invictus, der vor drei Wochen aufgebrochen ist zur Sirius-Patrouille, wird angewiesen werden, Kurs auf PANDORA zu nehmen und dort Sorge zu tragen, daß die Entscheidung der Kommission befolgt wird.“
    Die Entscheidung der Kommission wurde PANDORA unverzüglich
    übermittelt.

13.
    Auf PANDORA hatten die eingeschleppten Mäuse Konkurrenz bekommen. Die Gerüchte huschten und flatterten durch alle Räume und vermehrten sich dabei auf erschreckende Weise.
    Der Beschluß der aufsichtführenden Kommission, das Projekt Astralid abzubrechen, war nicht geheimzuhalten gewesen. Allenthalben wurde mit halblauter Stimme diskutiert, wobei die aufsichtführende Kommission zum Teil mit Ausdrücken belegt wurde, die sich nicht wiedergeben lassen. Der Unmut des Personals war verständlich: Die Leute fühlten sich, nachdem sie monatelang in mönchischer Abgeschiedenheit ihr Bestes gegeben hatten, übergangen.
    Der Unterricht ruhte. Die Muster wurden in ihren Unterkünften zurückgehalten. Als ich in der Frühe des Tages mit zwei von ihnen zusammengetroffen war, hatte ich versucht, in ihren Gesichtern zu lesen - aber ihre Mienen waren so heiter und glatt gewesen wie eh und je, so daß ich nicht zu sagen vermochte, wie weit sie über ihr Schicksal im Bilde waren. Sollte ich sie einweihen? Ich unterließ es. Aber plötzlich fühlte ich mich - mehr denn je zuvor - für sie verantwortlich. Sie waren und blieben meine Schüler.
    Professor Jago hatte den Abbruch zwar noch nicht offiziell bekanntgegeben, doch praktisch war dieser bereits schon vollzogen. Die Nachmittags-Konferenz, an der teilzunehmen alle leitenden Mitarbeiter des Projektes aufgerufen waren, war wohl nur noch als Schlußpunkt gedacht.
    An diesem Tag hatte ich ein paarmal versucht, mit John Harris in Metropolis zu sprechen, um ihm meine Bedenken vorzutragen, doch jedesmal wieder erwartete mich im Funkraum höfliches Bedauern: Die Verbindung sei leider gestört. Das mochte zutreffen. Der scheinbar leere Raum, der PANDORA von der Erde trennte, war ein Ozean aus Energie und Strahlung: beherrscht von Gesetzmäßigkeiten, die noch immer unentschlüsselt waren. Die Technik stieß immer wieder auf Grenzen.
    Wahrscheinlich wäre es mir ohnehin nicht gelungen, Harris umzustimmen. Aber zumindest hätte ich ihn dazu gebracht, mich anzuhören. Wahrscheinlich hätte ich, indem ich Kritik geübt hätte am Beschluß der aufsichtführenden

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