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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gewisse Eigenschaften, die der Mensch braucht, um wahrhaft Mensch zu sein, nicht ungestraft manipulieren. Ich hoffe, Sie werden keine Enttäuschung erleben.“
    Als ich hinausging, wandte er sich wieder dem Diktiergerät zu. Es war schon sehr sonderbar. Obwohl wir Gegner waren, waren wir Freunde.

14.
    Die Übereinkunft, die ich mit Professor Jago getroffen hatte, schloß keine Vorbehalte ein. Sie beruhte auf Gegenseitigkeit. Ich half ihm durch meinen Unterricht, die Zwillinge auf dem Kometen Cunningham beschleunigt zu vollwertigen Astronauten zu erziehen, so daß die Abnabelung termingemäß, vielleicht sogar vorzeitig stattfinden konnte, und er stand mit seinem Wort dafür ein, daß die Muster, meine Schüler, ein Schiff und eine Chance erhielten.
    Man kann sagen: Ich beteiligte mich an einer Rebellion. Ob ich hierbei durch meine Eigenschaft als Rettungsmann der UGzRR gedeckt sein würde, war fraglich. Ich mußte damit rechnen, für meine Handlungsweise zur Verantwortung gezogen zu werden.
    Am späten Abend noch, bevor ich mich zur Ruhe begab, hatte ich mich vor den Computer gesetzt und die einschlägigen Paragraphen abgerufen. Ich würde einen guten Verteidiger benötigen: den besten. Vor dem Gesetz waren die Muster keine Menschen, sondern Laborphänomene. Meine Verteidigung, dreizehn jungen Menschen das Leben gerettet zu haben, würde auf schwachen Beinen stehen. Damit mußte ich mich abfinden.
    In der Nacht fand ich keinen Schlaf.
    Benzinger hatte recht. Wir alle waren von dem Projekt geblendet gewesen: auch ich. Als man die genetische Brut ansetzte, hatte der Sündenfall schon begonnen. Und nun standen wir da wie Zauberlehrlinge und wußten nicht, wie der Geister Herr zu werden, die wir heraufbeschworen hatten.
    Die aufsichtführende Kommission und mit ihr Benzinger mochten gewichtige Gründe haben, wenn sie die spurlose Auslöschung des Projektes forderten - aber dagegen sträubte sich mein Innerstes. Mit den Zwillingen auf dem Cunningham verband mich nichts, sie hatte ich nie zu Gesicht bekommen, sie waren und blieben für mich eine Abstraktion. Desto mehr verband mich mit den Mustern. Die Muster waren meine Schüler. Wir hatten miteinander gebüffelt, geschwitzt und gelacht. So etwas schafft Bindungen.
    Ich beschloß, noch einmal mit Dr. Benzinger zu reden. Ein Kompromiß mußte gefunden werden: vielleicht in Form eines Aufschubs. Um die Retortenpannen zu beheben, konnte man Pädagogen einfliegen, Psychologen, Erzieher, Religionsphilosophen. Die Muster waren lernbegierig.
    Am Morgen verzichtete ich auf das Frühstück und suchte die Mensa auf. Die Muster waren damit beschäftigt, die übliche Morgenmahlzeit einzunehmen, ihren genau berechneten Morgentrunk, der alle erforderlichen Aufbaustoffe einschließlich des unumgänglichen synthetischen Antigerontins enthielt. Olga Orlow, die vor dem Rezeptator stand, gab die Becher aus. Sie blickte auf.
    „Suchen Sie mich, Commander?“
    „Dr. Benzinger.“
    „Er hat sich noch nicht blicken lassen.“
    Ich sagte zu den Mustern: „Überfreßt euch nicht!“ und erntete höfliches Gelächter; danach begab ich mich zu Dr. Benzingers Quartier.
    Und plötzlich kam alles anders.
    „Sie gehen den gefährlicheren Weg!“ hatte er noch vor wenigen Stunden zu mir gesagt. Damals hatte ich nicht verstanden, was er damit meinte, und wahrscheinlich hatte ich es nicht einmal verstehen wollen, um nicht an mir selbst irre zu werden. Dabei hätte ich mir darüber im klaren sein müssen, daß er kein leeres Stroh drosch. In letzter Minute hatte er den Versuch unternommen, die Katastrophe, die er kommen sah, zu verhindern.
    Ich klopfte und bekam keine Antwort. Ich klopfte noch einmal an und trat dann unaufgefordert ein.
    Dr. Benzinger lag in einer Blutlache auf dem Fußboden, und es war ein Wunder, daß er noch lebte. Ich beugte mich über ihn. Er bemerkte es und schlug die Augen auf.
    „Commander…“
    „Was ist geschehen?“
    Das Sprechen bereitete ihm Schmerzen. Er antwortete mit leiser Stimme.
    „…Professor Jago. Erst wollte er, daß ich meinen Bericht widerrufe.“
    Er lag im Sterben und sprach die Wahrheit. Auf einmal überkam mich das große Schaudern. Mit einer solchen Entwicklung hatte ich nicht gerechnet.
    „Weiter!“
    „Ich wollte nicht. Er ließ die Muster kommen.“
    „Unsere Muster?“
    Wozu fragte ich noch, wo es doch nur die eine Antwort geben konnte? An Warnsignalen hatte es nicht gefehlt.
    Dr. Benzinger sammelte Kraft.
    „Monster!“ sagte er. „Die

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