Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Ordnungsmächte der EAAU weniger überzeugt gewesen wären, die Gefahr, die von den unerkannt gebliebenen wie untergetauchten, als auch von den mittlerweile herangewachsenen und hinzugekommenen Smith-Anhängern ausging, unter Kontrolle zu haben, hätten sie sich wohl irgendwann für das Penthouse und seine Mieter interessiert. In diesem Fall hätten sie die böse Überraschung erleben müssen, daß sich hinter der Tarnung als gemeinnütziger Verein die AGA der Reinigenden Flamme verbarg, die Abteilung Geheime Aktionen.
Das Gespräch, zu dem die drei Männer zusammengekommen waren, diente der Vorbereitung eines beabsichtigten Staatsstreiches.
Der Falke, der vor dem Exzelsior-Turin seine Kreise zog, hörte nichts von diesem Gespräch. Es hätte auch nichts geändert, falls die Wände durchlässiger gewesen wären. Der Falke war wirklich nur ein gewöhnlicher Falke.
»Eins steht fest«, ließ es sich vernehmen, »die psychologischen Voraussetzungen könnten günstiger nicht sein. Erst der Hunger, dann die Kälte. Die Menschen sind verzweifelt. Und da erscheinen wir – als die Retter in der Not.«
Der das von sich gab, ein blonder Mann mit schütteren Augenbrauen, war der kaufmännische Angestellte Chuck Brown. In der Organisation war er zuständig für die Psychologie der Massenführung.
Neben ihm saß, schwer und massig, Harald Hagen, ehemaliger Brandstifter -Major , seit seiner Entlassung Taxiunternehmer. In der Organisation war Hagen verantwortlich für die Rekrutierung bezahlter Hilfskräfte. Meist fand er diese in den Kreisen der Unterwelt.
Und schließlich war da der Chef der AGA selbst, hager, schlank und sportlich fit, Colonel Pedro Diaz – nach außen hin ein harmloser Handelsvertreter.
»So ist es«, bestätigte Colonel Diaz mit Blick auf die TV-Wand. »Man muß eine solche Situation nur zu nutzen wissen, Kameraden.«
Im Bild war ein Erdwärmekraftwerk auf Island zu sehen.
»… nachdem erst vor kurzem aus Gründen der Weltgesundheit die Stillegung der Kernkraftwerke verfügt werden mußte, ist nun auch die Ära eines weiteren Energielieferanten zu Ende gegangen. In Island wurde das letzte noch in der EAAU arbeitende Erdwärmekraftwerk abgeschaltet. Erzwungen wurde dies durch neue Messungen der Erdkrustentemperatur. In einer Erklärung des Ministeriums für Energie und Technik heißt es, die weltweite Errichtung von immer neuen Erdwärmekraftwerken als einzige Alternative zu den KKWs sei eine verhängnisvolle Fehlentscheidung gewesen. Wörtlich heißt es in der Erklärung: ›Der erhöhte Energieverbrauch in der Zeit der Großen Katastrophe, vor allem aber auch in den daran anschließenden Wochen und Monaten als Folge eines dramatisch gesteigerten Bedarfs an Kunstdünger hat zu einer Situation geführt, in der die Entnahme von Erdwärme zu Konsumzwecken nicht länger zu verantworten ist. Um einem weiteren Auskühlen der Erdkruste Einhalt zu gebieten, wird hiermit die unwiderrufliche Abschaltung aller Erdwärmekraftwerke angeordnet.‹«
»Ausgezeichnet«, bemerkte Colonel Diaz sarkastisch. »Die Leute bekommen kalte Füße. Die Reinigende Flamme wird ihnen einheizen.«
Kamerad Brown und Kamerad Hagen lachten.
Auf dem Bildschirm erschien das Modell des unvollendet gebliebenen astralen Kraftwerkverbunds Intersolar.
»Inzwischen werden die technischen Vorbereitungen zur Inbetriebnahme von Intersolar mit Nachdruck vorangetrieben. Mit dem Bau der ursprünglich als Kette interplanetarischer Kraftwerke geplanten Anlage war 2077 begonnen worden. Technische Pannen bei der Übermittlung der Sonnenenergie zur Erde als auch neuerliche Spannungen mit den Vereinigten Orientalischen Republiken, die am Projekt mitbeteiligt waren, erzwangen seinerzeit die Stillegung von Intersolar. Nunmehr soll die gigantische Bauruine unter den Sternen partiell überholt und mit einem von Professor Enrico Brabante entwickelten Energieträger auf Laserbasis, dem EBL, betriebsklar gemacht werden. Die Energieversorgung der EAAU wäre damit sichergestellt.«
»EBL!« bemerkte Colonel Diaz. »Merken Sie sich die Bezeichnung, Kameraden. Ich komme darauf zurück.«
Die Übertragung fand ihre Fortsetzung in den Amtsräumen des Präsidenten der EAAU.
Der Präsident war im Bild, Joffrey Hastings. Bis vor kurzem noch Gouverneur des Uranus, hatte er sich in den Schreckensmonaten immerwährender Dunkelheit durch die Einführung des Gregorius-Weizens, durch die Wiederherstellung der politischen Einheit als auch von Recht und Ordnung die
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