Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Zuneigung der Völker erworben. In ihm, darin war man sich einig, hatte die EAAU ihren fähigsten und beliebtesten Präsidenten seit langer Zeit.
Der mittelgroße, schlanke Mann im Raumfahrerdress, mit dem sich Hastings angeregt unterhielt, war gleichfalls kein Unbekannter. Als Erster Vormann der Unabhängigen Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger (UGzRR) hatte er seine Flotte in den Dienst der hungernden Menschheit gestellt. Daß die Fünfzig-Millionen-Stadt Metropolis mit dem Leben davongekommen war, hatte sie den von Commander Mark Brandis geführten Konvois zu verdanken.
» Commander Brandis, der auf Präsident Hastings’ Wunsch, nach anfänglicher Weigerung, als Projektleiter die Verantwortung für den Ausbau von Intersolar übernahm, ist von den Strapazen der letzten Wochen gezeichnet. Er steht vor einer schweren Aufgabe. Was er einzubringen hat – Raumerfahrung und moralisches Gewicht –, kann nur zum Teil wettmachen, daß unter den Sternen ein verzweifeltes Wettrennen gegen die Zeit geführt wird. Als wir uns beim Commander vorhin nach dem Stand der Dinge erkundigten, gab er sich wortkarg und ließ lediglich verlauten, daß er nach diesem Rapport bei Präsident Hastings unverzüglich zur Baustelle zurückzukehren gedenkt. Der Rapport könnte im Zusammenhang stehen mit der Festsetzung eines verbindlichen Termins für die Inbetriebnahme von Intersolar.«
Präsident Hastings drückte Brandis die Hand und begleitete ihn dann zur Tür. Damit endete die Übertragung aus dem Amtssitz des Präsidenten. Weitere Nachrichten folgten.
Colonel Diaz löste den Blick von der TV-Wand und kam zur Sache: »Es ist an der Zeit, Sie ins Vertrauen zu ziehen. Hastings Tage sind gezählt.«
Brown gab sich vorsichtig: »Hastings aus dem Weg zu räumen wird nicht leicht sein. Er ist bestens bewacht.«
Hagen quetschte sich eine Zigarre zwischen die Zähne. Erst als diese brannte, bemerkte er: »Das ist es. Man kommt nicht ran an ihn. Auch meine tüchtigsten Jungs schaffen das nicht.«
Mit einer knappen Handbewegung winkte Colonel Diaz die Einwände hinweg.
»Wie gesagt, Hastings Tage sind gezählt. Sowohl der Ort als auch der Zeitpunkt seines Todes stehen fest.«
Einen Atemzug lang war im Penthouse nur die Stimme des Nachrichtensprechers zu hören.
Brown schluckte.
Hagen knurrte: »Versteh ich recht?«
Colonel Diaz machte der Ungewißheit ein Ende.
»Die ganze Welt wird vor dem Bildschirm Zeuge sein, Kameraden. Der Tag, an dem Intersolar die Arbeit aufnimmt, wird demnächst bekanntgegeben. Wie das Programm ablaufen wird, steht bereits fest. Das neue Energiezeitalter wird eingeläutet mit einem feierlichen Akt. Hastings wird sich, bevor er das Signal zum Zuschalten gibt, mit einer Ansprache an die Völker der EAAU wenden – und zwar vom Balkon seines Amtssitzes – und dort wird es ihn erwischen.«
»Großartig!« sagte Chuck Brown. »Der Sensationswert einer solchen Übertragung darf nicht zu gering veranschlagt werden. Man muß den Leuten weismachen, daß sie Augenzeugen gewesen sind einer gerechten Bestrafung.«
Hagen nahm die Zigarre aus dem Mund.
»Zum Teufel mit der Psychologie!« sagte er. »Mich interessiert die Technik. Bisher weiß ich nur, wann es ihn erwischt und wo, Colonel. Über das Wie ist bisher kein Wort gefallen.«
»Wie?« ColonelDiaz’ Daumen wies plötzlich himmelwärts. »So!«
Hagen als auch Brown – beide Kameraden blickten unwillkürlich zur Decke hoch.
»Der Blitz wird ihn treffen«, fuhr Colonel Diaz fort. »Genauer gesagt: gleich der erste Energiestoß des neuen EBL. Für die noch zu berechnende Abweichung wird gesorgt werden. Und da Commander Brandis der verantwortliche Projektleiter ist …«
Colonel Diaz sprach den Satz nicht zu Ende. Der Präsident der EAAU würde tot sein und Brandis als sein vermeintlicher Mörder den schweren Weg zum Galgen antreten müssen – falls ihn nicht zuvor die eigenen Arbeiter in Stücke rissen.
So sah es auch Harald Hagen. Er neigte das massige Haupt.
»So weit, so gut.«
Brown war begriffsstutziger.
»Brandis gehört zu uns?! Dann darf man nicht zulassen …«
Der AGA-Chef fiel ihm ins Wort.
»Eine Klappe – zwei Fliegen! Brandis’ Rolle ist festgeschrieben. Er sorgt dafür, daß wir mit dem Attentat gar nicht erst in Verbindung gebracht werden. Doch da man ihn nicht überzeugen kann, muß man ihn benutzen. Der wahre Attentäter wird selbstverständlich ein anderer sein.«
Kamerad Hagen verschluckte sich am Rauch seiner
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