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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Er zog und zerrte sich vorwärts. Es ging um Sekunden. Er mußte von Bord und so viel leeren Raum wie möglich zwischen sich und die programmierte Stätte der Begegnung bringen.
    Der geöffnete Ausstieg tauchte vor ihm auf, der kreisrunde Ausschnitt in der Bordwand vor der Unfaßbarkeit der gleichgültig flimmernden Lichtjahre.
    Brandis durchzuckte die Erinnerung an den verunglückten Las-Lunas-Piloten. Hatte er die gleichen Gefühle und Empfindungen gehabt bei seinem Sprung aus dem brennenden Versorger?
    Im Rücken – der sichere Tod. Vor sich – das Nichts.
    Weygand war nirgends zu sehen. Das konnte nur bedeuten, daß er bereits in sicherer Entfernung war. Na, Gott sei Dank!
    Brandis stieg über das Süll, bekam die seitlichen Griffe zu fassen und stieß sich ab.
    Und zugleich nahm der Satellit seine letzte Kursberichtigung vor. Sein Triebwerk sprang noch einmal an.
    Das Zugpferd legte sich in die Sielen, und sein Anhängsel schlenkerte hinterher.
    Brandis’ freier Flug endete unsanft an der narbigen Bordwand des Raiders. Daran hing er plötzlich fest, und als er den rechten Arm hob, erkannte er auch den Grund. Sein Atemgerät hatte sich am äußeren Handrad der Schleuse verfangen.
    Und Brandis wußte, daß das sein Ende war.
    Er hing an dem verdammten Handrad wie der Regenschirm am Garderobehaken – unfähig, sich aus eigener Kraft zu befreien. Seine Füße stießen ins Leere. Und sobald er versuchte, sich unter Ausnutzung der Schwerelosigkeit mit den Fingerspitzen an der Bordwand hochzustemmen, blieb ihm die Luft weg. Aber wenigstens konnte er sehen, was geschah. Er war jetzt völlig ruhig. Fast vermochte er, über sein Mißgeschick zu lächeln.
    Ruth , dachte er, was hältst du von meinem Logenplatz unter den Sternen?
    Der Winkel zwischen dem Schiff, mit dem General Alfred Dreyer, der Konsul, zur Venus unterwegs war, und dem Satelliten war nach dessen Kurskorrektur erheblich spitzer geworden. Und nun erst schien man drüben aufmerksam zu werden.
    Das Schiff des Konsuls änderte den Kurs, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
    Brandis verspürte eine Berührung und wandte mühsam den Kopf.
    Weygand schwebte schräg über ihm und war damit beschäftigt, das Atemgerät vom Handrad zu lösen. Er hätte längst weit fort sein sollen.
    Brandis sagte es ihm.
    »Lassen Sie das!« schrie er Weygand zu. »Kümmern Sie sich nicht um mich! Denken Sie an sich selbst! Hauen Sie ab!«
    Weygand nahm es nicht zur Kenntnis. Er sagte: »Ich hätte Sie schon längst losgehabt, Sir – aber ich muß höllisch aufpassen, daß der morsche Schlauch nicht bricht.«
    Das andere Schiff nahm mehr und mehr Gestalt an, und Brandis konnte sehen, daß seine Flanke bereits mit der goldenen Kaiserkrone geziert war, mit der Dreyer wie ein Übergott nach Metropolis zurückzukehren gedachte.
    »Ihre Hand, Sir.«
    Brandis fühlte, wie er plötzlich freikam. Weygand hatte einen Arm um ihn gelegt, und nun stieß er sich ab.
    Es war schwer zu sagen, ob sie stürzten, hinab zum leuchtenden Blau der Erde, oder ob sie stiegen, den fernen Sternen entgegen, oder ob sie nur irgendwohin schwebten durch die Leere des nirgendwo endenden Raumes, in dem es nichts gab, um ihren Flug zu bremsen.
    Zu Brandis’ letzten bewußten Wahrnehmungen zählte die Erkenntnis, daß sich Satellit und Raider mit großer Geschwindigkeit von ihnen entfernten.
    Dann endete plötzlich das Knistern in seinen Ohren, und er erkannte die Stimme des Konsuls, die dem zu nahe gekommenen Satelliten galt – die Stimme eines seiner Überlegenheit bewußten Dompteurs: »Wetterhahn!« Und noch einmal – diesmal jedoch schrill, ungläubig und entsetzt: »Wetterhahn!« Dann schien irgendwo in der Weite des Raumes eine Sonne zu explodieren, und Brandis hörte Weygand rufen: »Es ist wirklich aus!«, bevor er die Besinnung verlor.

18.
    Die Plattform Himmlisches Kanton war im Jahr 2092 nur noch ein Stück treibendes Metall im Weltraum. Und als solches war sie kartographisch auch vermerkt: Ein die Schiffahrt gefährdendes Hindernis.
    Vor einem halben Jahrhundert hatten sich mit ihrer Indienststellung hochfliegende Erwartungen der jungen VOR verknüpft – aber dann waren im Wettrennen zur Venus schließlich doch die EAAU als Sieger hervorgegangen. Und so war das Himmlische Kanton im Jahr 2057 endgültig geräumt und sich selbst überlassen worden. Eine leere Hülle, rotierte die Plattform weiterhin um die Erde, und manchmal, in bestimmten Nächten, konnte man sie mit dem Fernrohr sehen.
    Auf

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