Weltraumschwimmer
würde den Philantropen spielen? Alles im Leben hat seinen Preis. Sie wissen, woran ich interessiert bin. An den Sternen. An der Überlichtgeschwindigkeit, die uns aus dem Sonnensystem hinausbringen kann. Das ist es, was die Welt braucht, und ich werde es ihr geben. Damals schon – ehe Sie Ihre Seekadetten aus der Raumakademie zurückzogen – versuchten wir durch unser Studium der Raumfledermäuse ans Ziel zu kommen.“
„Und Sie konnten keine geeigneten Freiwilligen –qualifizierte Kadetten – an Land finden, die uns hätten ersetzen können. Richtig?“ fragte Johnny. „Also mußten Sie die Akademie schließen.“
„Das stimmt.“ Ebberly blickte ihn grimmig an. „Ich versuche nicht, die Fähigkeiten Ihrer Leute zu schmälern, nur um einen besseren Handel zu erzielen. Die Menschen an Land glauben nicht mehr daran, daß wir ferne Sterne erreichen können. Aber es ist nicht ihre Schuld. Die Enge ist es, und dieses Spiel des Lebens. Aber vergessen wir das für den Augenblick. Ich brauche Raumkadetten. Sie besorgen sie mir, damit ich meine Akademie wieder eröffnen kann, und ich garantiere Ihnen, daß Ihr Volk nicht mehr gejagt wird.“
„Wie?“ fragte Johnny. Aber seine Stimme klang abwesend. Er beobachtete Ebberly, als wäre ihm dessen Gesichtsausdruck wichtiger als die Antwort.
„Kommen Sie an Land – in kleinen Gruppen zu meinen Transportstationen. Ich werde dort Leute postieren, die Ihnen unser Gruppenzeichen anstecken und Sie zu Transportangehörigen machen. Sind Sie das erst, kann keiner einer anderen Gruppe etwas gegen Sie unternehmen. So ist die Gesellschaftsordnung hier an Land. Die Theorie der Gruppenprotektion für ihre einzelnen Mitglieder ist so gut wie unantastbar.“
„Täuschen Sie sich nicht?“ fragte Johnny sanft. Wieder starrte ihn Ebberly mit einer Spur von Unsicherheit an.
„Was wollen Sie damit sagen?“ fragte er schließlich.
Johnny erhob sich.
„Ich werde mir Ihr Angebot überlegen“, erklärte er. „Obgleich eine große Zahl der Seegeborenen in den vergangenen sechs Jahren durch die Lander starben, und obwohl ich mir nicht sicher bin, daß das Ganze nicht Ihre Machination war, um uns zur Rückkehr in die Raumakademie zu zwingen.“
„Bei Gott!“ Ebberly sprang auf die Füße. Einen Augenblick sah es aus, als würde er sich trotz ihres Größenunterschieds auf Johnny stürzen. Doch dann faßte ersieh wieder. Johnny hatte sich weder gerührt, noch auch nur mit der Wimper gezuckt. „Vielleicht dachte ich unbewußt schon voraus, als ich mich vor sechs Jahren vom Rat überstimmen ließ. Aber ich sage Ihnen eines, Joya. Ich habe noch nie gelogen oder mein Wort gebrochen. Wenn ich vorausdachte, schäme ich mich dessen nicht. Denn wenn ich die Menschheit schließlich doch endlich aus dem Sonnensystem hinausführen kann, war es das wert!“
Er blickte Johnny hart an, dann drehte er sich um und trat hinter seinen Schreibtisch.
„Ich gehe jetzt zum Bankett“, sagte er über die Schulter zu Pat. „Sehen Sie zu, daß Sie einen Ort für ihn finden, wo er nicht gesehen wird, ehe Sie selbst zu Tisch kommen. Sie wissen, was Sie tun müssen.“ Er öffnete eine Schreibtischlade, holte etwas heraus und warf es Johnny zu.
Johnny fing es auf und betrachtete es. Es war ein mit einem Korken verschlossenes Reagenzglas, zu drei Viertel mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Er zog den Stöpsel heraus und roch daran.
„Seewasser“, murmelte er. „Von der Küste, der Naragansetbucht. Und – was wollen Sie damit?“ Er blickte Ebberly an.
„Ich mußte fünfzigtausend dafür bezahlen, daß jemand diese Probe für mich stahl“, brummte Ebberly. „Sie enthält eine laborentwickelte schwimmfähige, eigenständige Mutation der Salmonellenbakterie. Der Inhalt des Reagenzglases reicht aus, sich so weiterzuentwickeln und zu vermehren, daß er in etwa hundert Jahren alle Warmblütler des Meeres, einschließlich der Menschen, vernichtet hat. Man glaubte einmal, die Ozeane seien zu groß, als daß man sie vergiften könnte. Aber das stimmt nicht mehr.“
Er schob die Lade wieder zu und kam um den Schreibtisch herum. „Es gibt einige recht ungeduldige Elemente an Land“, brummte er. „Vor ihnen versuche ich Ihr Volk zu schützen. Lassen Sie sich also nicht allzu lange Zeit mit Ihrer Antwort.“
Er trat zur Tür hinaus. Nach einer kurzen Weile murmelte Pat: „Zumindest hat er den Ruf, sein Wort zu halten. Wenn er verspricht, sich um das Seevolk zu kümmern, sobald es an Land ist,
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