Weltraumschwimmer
wird er es auch tun.“ Er blickte Johnny verwundert an.
Johnnys Gesicht war düster. „Sein Wort ist nicht mehr wert als eine gefälschte Kreditkarte.“ Er schob das Reagenzglas in seine Tasche.
„Ich verstehe dich nicht!“ Pat sah ihn an. „Er hat immer sein Wort gehalten. Dieser Ruf geht ihm über die ganze Welt voraus.“
„Genau“, brummte Johnny. „Er achtet auf seinen Ruf, nicht sein Wort!“ Jetzt blickte er seinen Vetter an. „Du verlangst doch nicht von mir, daß ich ihm traue?“
„Um Himmels willen …“ Es hörte sich an, als wollte Pat noch mehr sagen, aber er drehte sich um. „Wir sprechen später weiter. Jetzt muß ich dich erst einmal irgendwo für die nächsten fünfundvierzig Minuten unterbringen, während ich mich auf dem Bankett sehen lasse.“
Er führte Johnny aus dem bungalowähnlichen Gebäude und über ein Laufband zu einer mit Ranken überwucherten Laube, von der aus man die Bankettplattform sehen konnte.
„Hier kannst du ungestört warten“, versicherte er ihm. Er deutete auf ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen, das mit dem Rücken zu ihnen an der Banketttafel saß. „Das ist Mila Jhan, die Baronesse der Unterhaltungsgruppe. Ich werde in ihrer Nähe sitzen, und du kannst mich ständig im Auge behalten. Falls es zu unerwarteten Schwierigkeiten kommen sollte, werde ich dir ein Zeichen geben. Einverstanden?“
„Gut.“ Während Pat sich auf den Weg machte, setzte Johnny sich auf einen der weißen Stühle um einen ebenfalls weißen, runden Tisch. Seine Gedanken wollten sich gerade mit Ebberly befassen, als er ein schwaches Geräusch vom Laubeneingang hörte. Er drehte sich um.
Jemand, dessen Gesicht im Schatten der dichten Ranken lag, stand dort. Aber die breiten Schultern der Pelzjacke waren unverkennbar.
„Hallo, Johnny Joya“, grüßte Barth Stuve mit weicher Stimme.
„Bitte?“ fragte Johnny.
„Oh, selbst nach sechs Jahren war es nicht schwer, Sie nach den Klassenbildern der Raumakademie wiederzuerkennen. Ich habe darauf gewartet, daß Sie einmal hierherkommen. Ich will mich schon seit langem mit Ihnen unterhalten.“
Die flüsternde Stimme klang plötzlich in der flüchtigen Stille auf der Plattform lauter als beabsichtigt. Man bat dort gerade Pat, etwas zu singen, und jemand drückte ihm eine Gitarre in die Hand. Johnny lächelte grimmig in der Düsternis der Laube. Stuve mußte irgendwie erfahren haben, daß er, Johnny, hierherkam, und hatte ihn erwartet. Und er wußte jetzt, daß dieser Mann die schattenhafte Gestalt im Analog war der zweite an Land mit einer Zündschnur für Armageddon.
„Wenn Sie mit mir sprechen wollten“, brummte Johnny, „weshalb haben Sie dann jemanden geschickt, um mich umzubringen?“
Stuve kicherte verhalten. „Ah, Sie sind darauf gekommen? Ich wußte, daß Pat im Auftrag Ebberlys in die See zurückkehren würde – das bedeutete, daß er schließlich auch Sie aufsuchen würde. Ihn zu beschatten war ganz einfach. Ich mußte nur dafür sorgen, daß seinem letzten Essen an Land ein bißchen schweres, metallisches Salz beigefügt wurde, das noch eine ganze Woche Spuren in seinem Körper hinterlassen würde – und sich auf dem Schirm meines Jägerschiffs abzeichnete.“
„Das nicht mehr zurückkehren wird“, sagte Johnny finster.
Wieder kicherte Stuve. „Ich konnte meinen Vetter Larry nie leiden.“
Auf der Plattform spielte Pat die ersten Töne auf der Gitarre und begann zu singen:
„Ich traf meine Bruder am Morgen …“
Johnny lächelte unwillkürlich in der Düsternis. Es war Lukannon, das Lied der Robben, das Rudyard Kipling vor fast zweihundert Jahren als Gedicht geschrieben hatte, die Hymne der von den Pelzjägern gejagten Robben, zu der Pat die Musik komponiert hatte, und die schließlich das Anthem des gejagten Seevolks geworden war. Er schleuderte es jetzt den Landern dort oben auf der Plattform ins Gesicht – die allerdings nicht ahnten, worum es ging.
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Weshalb schickten Sie jemanden, mich umzubringen, wenn Sie mit mir sprechen wollten?“ wiederholte Johnny.
„Ich mußte sichergehen“, murmelte Stuve, übertönt von Pats Gesang. „Sie hätten ja vielleicht nach sechs Jahren nicht mehr derselbe sein können.“
„Derselbe? Warum machten Sie sich die Mühe, das herauszufinden?“
„Weil …“ Stuve lachte leise. „Sie dann besser mit mir verhandeln als mit Ebberly.“
„Weshalb sollte ich überhaupt mit jemanden verhandeln wollen?“
„Sie
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