Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
besser geeignet, eine Prinzessin zu bezaubern? dachte Jules erbittert.
Doch mußte er sich mit absoluter Sicherheit vergewissern, ob seine Hypothese stimmte, ehe er Symond zum Tod verurteilte -oder wie immer man das bei einer Maschine nennen mochte. Er ging mit erzwungenem Gleichmut hinüber zu Symond, der sich noch immer mit Mulvaney unterhielt. Die Sensoren beseitigten jeden Zweifel – Symond war tatsächlich eine Maschine in Menschengestalt. Jules zeigte Jacques mit einem unmerklichen Kopfnicken an, daß Symond der Gesuchte war.
Nun galt es, Symond unauffällig aus dem Kreis der anderen Kandidaten wegzulotsen. Jules wollte, wenn irgend möglich, Verletzungen vermeiden. »Paul«, sagte er leise. »Dürfte ich Sie einen Augenblick allein sprechen?«
Vielleicht waren es Jules' Tonfall oder seine Haltung. Vielleicht griff Jacques ein wenig zu hastig nach seiner Waffe oder er sah Symond eine Spur zu forschend an. Vielleicht waren es alle diese Faktoren zusammen. Was immer es war, irgend etwas meldete dem Roboter die Tatsache, daß seine Identität gelüftet worden war. Sein Gehirn nahm diese Information blitzartig auf und erkannte sofort, daß er keine Möglichkeit mehr hatte, seine Mission zu beenden. Und mit dieser Erkenntnis gewann die zweite alles beherrschende Triebkraft seiner Programmierung die Oberhand: Überleben! Überleben um jeden Preis.
Ohne die leiseste Warnung ließ er beide Hände gegen Jules und Mulvaney vorschnellen. Letzterer wurde durch den halben Raum geschleudert und verlor das Bewußtsein, als er mit dem Kopf kräftig gegen eine Wand stieß. Doch mit Jules wurde er nicht so leicht fertig.
Der unerwartete Stoß lähmte ihn momentan und ließ ihn rücklings taumeln. Doch verlor er nicht das Gleichgewicht und prallte nirgends auf. Symond hatte mit seinem Zustoßen nur ein paar lebenswichtige Sekunden gewonnen.
Gleichzeitig mit dem Stoß begann der Roboter zu laufen. Bis Jacques die Waffe in Anschlag brachte und feuern konnte, hatte der Roboter die Hälfte des Raumes durchquert und steckte mitten in einem Rudel anderer Kandidaten. Diese von der plötzlich erwachten Aktivität total überraschten Männer blieben verblüfft mitten im Raum stehen und verhinderten, daß Jacques auf den Roboter richtig anlegen konnte. Die Gefährdung von menschlichem Leben ließ ihn zögern – und dieser Augenblick genügte Symond, der sofort im Nebenraum verschwand. Yvette und Yvonne hatten in diesem Raum mit schußbereiten Waffen gesessen und gewartet. Doch Symond kam so plötzlich hereingeplatzt, daß sie nicht reagierten. Wer von dieser Gegenüberstellung mehr überrascht war, blieb fraglich – Symond, der von zwei weiteren Bewaffneten erwartet wurde, oder die zwei SOTE-Agentinnen, weil er so unerwartet aufkreuzte. Symond aber hatte sich dank seiner computergesteuerten Reflexe rascher gefaßt.
Er wußte jetzt, daß dies der folgenschwerste Kampf in seiner kurzen Existenz war und daß er sich keine Tricks wie in dem Kampf auf dem Korridor erlauben konnte. Yvette stand links, ihm am nächsten. Er holte mit der flachen Hand aus und zielte direkt auf ihre Kehle. Es war ein tödlicher Hieb, der so schnell kam, daß Yvette nicht ausweichen konnte. Ihre Reflexe waren jedoch noch schnell genug, daß sie, während sie den Schlag empfing, sich rücklings fallen ließ. Symonds Hand traf sie daher mit geringerer Wucht als beabsichtigt. Er brach ihr nicht das Genick, und die starken Halsmuskeln verhinderten, daß ihre Luftröhre beschädigt wurde. Sie wurde zu Boden geschleudert, verlor das Bewußtsein und blieb minutenlang so liegen.
Blieb also nur noch Vonnie. Der Angriff auf Yvette hatte ihr kostbare Sekunden Zeit gelassen, ihre Schußwaffe ins Spiel zu bringen. Jules hatte sie nicht allein wegen der Tatsache, daß sie seine Verlobte war, für die Mission ausgesucht. Beim 1000-Punkte-Test, dem alle SOTE-Agenten unterworfen wurden – war sie auf beachtliche 989 gekommen. Es gab unter allen Agenten höchstens zwei Dutzend, die eine höhere Punktezahl erreicht hatten.
Aber niemand hatte voraussehen können, wie rasch Symond reagierte. Kein lebendiges Wesen konnte sich so rasch und so wirkungsvoll bewegen, nicht einmal ein DesPlainianer – aber Symond war eben kein Lebewesen. Sein Computer-Gehirn konnte eine Situation besser erfassen und darauf schneller reagieren als ein menschliches Hirn. Seine Körperteile waren mechanisch und keinen zufälligen Impulsen unterworfen wie menschliches Gewebe. Wenn er sich bewegte,
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