Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
kaiserlichen Familie relativ Nahestehenden geben, der vorhersagen konnte, wie sich Ednas Geschmack entwickeln würde, damit man den Roboter dementsprechend anlegte. Was diesen Fall betrifft, so fürchte ich, daß wir bis jetzt nur die Spitze des Eisberges zu sehen bekommen haben. Wir müssen noch fleißig unter die Oberfläche tauchen, ehe wir den Gesamtaufbau der Bedrohung ausmachen können. Hoffentlich scheut ihr beiden vor reichlicher Arbeit in der Zukunft nicht zurück!«
»Wir werden richtig aufleben!« versprach Jules.
»Und was Ednas Geschmack betrifft«, sagte Yvette nachdenklich, »so glaube ich, daß der Konstrukteur des Symond-Roboters von Frauen nicht viel versteht. Symond verfügte über alle ins Auge fallenden Eigenschaften – gutes Aussehen, Charme, Persönlichkeit, geistreicher Witz – die Verpackung war geradezu ideal. Edna gestand mir gegenüber sogar ein, daß er sie interessiere. Er ist der Typ Mann, mit dem die meisten Mädchen – und ich nehme mich selbst nicht aus – liebend gern ausgehen würden.
Aber Edna war viel zu klug, ihn sich als Gatten zu wünschen. Eine Ehe mit der personifizierten Vollkommenheit wäre bald unerträglich. Wenn ihr mich fragt, glaube ich, daß Ednas Blicke in eine ganz andere Richtung zielen.«
»Wohin denn?« fragte Jules.
»Choyen Liu«, sagte seine Schwester ohne zu zögern. Als Jules erstaunt die Brauen hochzog, fuhr sie fort: »Ja, ich weiß, er entspricht nicht dem romantischen Standardtyp, aber der löst sich in der Ehe ohnehin bald auf. Symond war ganz Oberfläche. Choyen Liu hat kein nennenswertes Äußeres aufzuweisen, doch verfügt er über Hefen, die auszuloten ein Menschenleben kaum hinreicht. Edna sucht jemanden, mit dem sie ihr Leben verbringen kann, und eines kann ich in diesem Fall garantieren – mit Choyen Liu wird es ihr niemals langweilig werden. Ich glaube wirklich, sie könnte sich zu einer Ehe mit ihm entschließen.«
Der Chef hörte sich Yvettes Meinung an und dachte dabei an die Nachricht, die Edna an diesem Tag ihren Eltern geschickt hatte. Sie habe auf der Tour jemanden kennengelernt, den sie ernsthaft in Betracht zöge. Sie wolle die Sache sofort nach ihrer Rückkehr mit den Eltern besprechen. Er selbst hätte nie gedacht, daß dieser Choyen Liu – den er nur aus seinen Unterlagen kannte – für die Prinzessin in Frage käme. Aber schließlich hatte er sich noch nie als Heiratsvermittler versucht.
Lächelnd hörte er zu, wie das Gespräch sich in weiterer Folge um die Prinzessin und ihren möglichen Gemahl drehte. Das Thema war zwar nicht von wirklichem Interesse für ihn – Lius Unterlagen wiesen ihn als guten und treuen Diener der Krone aus, und das allein zählte in den Augen des Service. Aber seine Top-Agenten mußten sich geistig entspannen, ehe sie in den Endkampf gegen die drohende Störung der Ordnung gingen. Er zweifelte nicht daran, daß sie bald wieder ihr Leben für die Ideale des Imperiums aufs Spiel setzen würden.
Ende des dritten Buches
Band 4
Der Asyl-Planet
1. KAPITEL
Plauderei mit Lady A
Die junge Frau wirkte völlig fehl am Platze. Hochgewachsen und schlank, schön und voll natürlicher Würde, so stand sie nach der Landung in der Wartereihe vor dem Quartieramt und sah hier aus wie eine edle Tulpe in einem Kaktusbeet. Die hier gemeinsam mit ihr warteten, bildeten den Abschaum Dutzender von Welten. Praktisch alle, männlich wie weiblich, hatten die härteste Schulung hinter sich, welche die Galaxis zu bieten hatte – nämlich das kaiserliche Gefängnissystem. Sie waren grobschlächtig, größtenteils ungebildet und verkommen. Ihre Herkunft war an der Slangfärbung ihres jeweiligen Heimatplaneten und an den Kraftausdrücken, mit denen sie ihre Gespräche würzten, zu erkennen.
Die gepflegte junge Dame bildete zu all dem einen scharfen Kontrast. Das von einem führenden Modeschöpfer der Erde stammende Kleid saß wie angegossen. Ihr Blick verriet Intelligenz, das lange schwarze Haar war tadellos frisiert. Benehmen, Kopfhaltung, Selbstsicherheit – das alles deutete darauf hin, daß diese Frau etwas Besonderes war und daß sie aus reichem, wenn nicht gar adeligem Hause stammte.
Geduldig harrte sie in dem Korridor aus, dessen einstmals weißer Anstrich einer trüben Grauschattierung gewichen war und unzählige Kritzeleien aufwies. Sie starrte geradeaus zu den Tischen, an denen die Computer-Programmierer die auf den Karten der Wartenden verzeichneten Informationen den leise summenden Maschinen eingaben.
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