Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
den nächsten vierundzwanzig Stunden bekommen. Und ich möchte wissen, tun was es geht, sobald er es weiß. Wenn aber Lady A mit in die Sache verstrickt ist – und meine Nase sagt mir, daß die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist -, dann muß ich mir vor Augen halten, was sie auf jenem Band sagte, daß nämlich ihre Organisation über alle Vorgänge im SOTE Bescheid weiß. Bis jetzt konnte ich das Leck nicht entdecken und stopfen.
Jeder meiner Mitarbeiter erweist sich bis auf zwölf Dezimalstellen als loyal, und jeder einzelne Quadratzentimeter eines jeden Büroraumes wurde gründlichst nach Wanzen abgesucht. Es gibt für sie keine Möglichkeit, wie sie erfahren kann, was sie offenbar weiß, und das treibt mich zum Wahnsinn.
Wenn es stimmt, was sie so großsprecherisch behauptet, dann dürfen wir Howard weder beschatten noch ihn festnehmen. Damit würden wir zu erkennen geben, daß wir etwas wissen. Lady A würde ihn einfach fallenlassen und zu einer anderen Taktik Zuflucht nehmen, die wir vielleicht nicht rechtzeitig aufdecken könnten. Aus verständlichen Gründen ziehen wir den uns bekannten Teufel einem uns unbekannten vor.«
Der oberste Chef des SOTE legte den Kopf schräg und sah Jules an. »Bleibt also bloß Möglichkeit Nummer drei. Sie und Vonnie bleiben auf Ihrem Posten und setzen die Überwachung bis zum letzten möglichen Augenblick fort. Hoffentlich wird die Verschwörung bald aktiv und wagt sich so weit vor, daß sie sich nicht mehr zurückziehen kann, sobald wir unser Netz auswerfen. Wir – und ihr beide – befinden uns mitten in einer Seiltanznummer, und ein einziger Ausrutscher kann katastrophale Folgen haben.«
»Ich habe in meinem Leben schon so viele Nummern auf dem Hochseil vorgeführt und bis jetzt alle überlebt«, sagte Jules lächelnd.
Sein Chef erwiderte das Lächeln. »Hm, Sie müßten mich daran erinnern, daß ich mir diese Zirkusvergleiche abgewöhne. Man könnte sie zu wörtlich nehmen. Na, hoffentlich habe ich mich deutlich ausgedrückt. Wir müssen so lange warten, bis Lady A und ihre Gruppe sich so weit vorwagen, daß sie nicht mehr zurückkönnen, wenn wir aber zu lange warten, werden wir vielleicht nicht mehr imstande sein, wirksam dagegen einzuschreiten. Wenn das Wohl und Wehe des Imperiums auf dem Spiel steht, ist Abwarten ein gefährliches Spiel.«
Jules' Lächeln war wie weggewischt. »Ja, ich habe verstanden. Aber sehen wir doch den Tatsachen ins Auge – solange wir das Leck nicht stopfen können, ist es das einzige Spiel, das wir spielen können.«
Der Chef nickte. »Ich wollte nur sichergehen, daß Sie die Situation voll erfassen, ehe Sie sich mit unserem Vorgehen einverstanden zeigen.«
»Mir ist alles klar. Überdies bin ich selbst zu demselben Schluß gekommen. Aus diesem Grund ist Vonnie jetzt auf dem Posten und behält Howard im Auge. Sollte sich etwas tun, meldet sie sich sofort.«
Der Chef seufzte. »Na, Sie verstehen es, einem alten Mann das Gefühl zu vermitteln, er wäre überflüssig. Was soll's, schließlich sind Sie mein bester Agent. Halten Sie mich weiter auf dem laufenden – und viel Glück, Jules.«
»Danke, Sir.« Jules hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als das Bild seines Chefs auf dem Schirm verblaßte.
In der hohen Kunst der Beschattung eines Verdächtigen war Yvonne Roumenier eine Meisterin. Sie hatte Jules zu dem Treff in der Turnhalle begleitet und hatte draußen in seinem Wagen gewartet. Jules aber nahm auf dem Rückweg ins Hotel ein Taxi und überließ ihr den Wagen zur freien Verfügung.
Die Agentin wartete nun zwei Stunden lang vor der Turnhalle, bis Howard herauskam, in seinen Wagen stieg und losbrauste. Vonrüe hatte unter der Karosserie seines Vehikels unauffällig ein kleines Funkgerät angebracht, so daß sie ihm durch die ganze Stadt folgen und so große Distanz halten konnte, daß es nicht weiter auffiel. Howard tat nichts dergleichen, und sie konnte daraus schließen, daß er sich unbeobachtet glaubte. Er fuhr direkt zu einem Restaurant, dem ›Chez Gaston‹, und ging hinein. Vonnie folgte ihm.
Ihre Augen mußten sich an das Halbdunkel im Inneren erst gewöhnen. Als sie sich endlich genauer umsehen konnte, sah sie das Wild, das sie jagte, an einem Tisch sitzen – in Gesellschaft einer bildschönen Frau. Die beiden sprachen eine halbe Stunde miteinander – die Frau ruhig und gelassen, der Mann gestikulierend und eindringlich. Nach dem Essen übergab die Frau Howard einen dicken braunen Umschlag, stand auf und
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