Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
anzweifelt, den brauche ich nicht zu bezahlen. Wenn jemand meint, das hielte er nicht aus, soll er gehen.«
Wieder rührte sich kein einziger.
»Schön, ich sehe, daß wir einander verstanden haben. Morgen nachmittag erwartet uns unsere erste Aufgabe. Es dürfte ziemlich ruppig werden. Ihr meldet euch um 10 Uhr morgens hier, und ihr bekommt alles Nötige.«
»Und was sollen wir tun?« fragte einer, weil Howard sich nicht näher über ihre Aufgabe ausgelassen hatte.
»Was habe ich eben über das Fragenstellen gesagt?« schnarrte Howard. »Ist es nicht gleichgültig, was ihr zu tun habt? Ihr werdet tun, was ich sage, das genügt wohl.«
Nun aber meldete sich Jules zu Wort. »Der Kamerad meinte sicher, wir könnten uns besser auf die Aufgabe vorbereiten, wenn wir wenigstens den Schimmer einer Ahnung haben, um was es dabei geht. Immerhin besteht ein gewisser Unterschied in der Vorbereitung fürs Babysitting oder für einen Banküberfall.«
Howard warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ihr werdet es erfahren, sobald ich etwas erfahre«, brummte er. »Keine Bange, ihr werdet euch vorbereiten können.«
Howards Reaktion verriet Jules eine ganze Menge. Es war klar, daß der Boß selbst nicht wußte, was da lief, und seine Empfindlichkeit war ein Anzeichen dafür, daß ihm dieser Zustand keineswegs behagte. Abel Howard war ein Mann, der gern die Oberhand hatte. Daß er sich jemandem unterordnen mußte, war für ihn eine höchst ärgerliche Sache. Es bedurfte einer sehr einflußreichen Person, um ihn in dieser untergeordneten Stellung zu halten – und Jules konnte sich schon denken, wer diese Person war.
Die Tatsache, daß die Operation tags darauf am Nachmittag stattfinden sollte, war sehr kritisch. Es war der Zeitpunkt der Vermählung Kronprinzessin Ednas, die in einer Zeremonie von gewaltigen Ausmaßen vonstatten gehen sollte. Das zeitliche Zusammentreffen war so, daß man sich kaum vorstellen konnte, Howard hätte ein anderes Ziel im Sinn. Dazu kam noch die Tatsache, daß er an Attentatsversuchen gegen Adelige bereits beteiligt gewesen war. Jules hegte nicht die geringsten Zweifel, daß Howard ein wichtiges Element innerhalb eines hochverräterischen Komplotts darstellte. Und dabei drängte ihm sich natürlich der Gedanke an Lady A auf.
Er hatte Lady A nur ein einziges Mal in Aktion gesehen, und zwar auf einem Band, das er und Yvette im Verlauf ihres Abenteuers auf dem Asylplaneten erbeutet hatten. So wenig er von ihr wußte, so war er doch überzeugt, daß man sie nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen konnte. Sie war genau der Typ, der Howard im Zaum halten konnte, und Howard wiederum würde sich als Befehlsempfänger einer Frau besonders erbärmlich fühlen.
Nach ein paar allgemeinen Bemerkungen ließ sich Howard von jedem die Nummer geben, unter der er bei Bedarf zu erreichen war. Dann entließ er sie alle und ermahnte sie noch, sie sollten um 10 Uhr morgens zur Stelle sein.
Jules zog sich in sein Hotelzimmer zurück und verbrachte eine halbe Stunde damit, seine Vidicom-Anlage zu zerlegen. Während die Innereien der Anlage über das Bett verstreut dalagen, zog er eine kleine Vorrichtung aus einer Lade und verband sie mit zwei Leitungen. Dann setzte er die Anlage wieder zusammen. Die Veränderung war winzig, aber sehr bedeutsam. Diese Vidicom-Anlage besaß nun einen SOTE-Verzerrer und war für wichtige Anrufe abgesichert.
Nun konnte er ein Gespräch mit dem Chef in Florida führen. Er erklärte in allen Einzelheiten, was er und Vonrüe bislang erfahren hatten und erläuterte seine persönlichen Verdachtsmomente gegen Lady A. Wie immer hörte der Chef interessiert zu. Und wie immer war sein reger Verstand damit beschäftigt, das Gehörte einzuordnen, abzuschätzen und auszuwerten.
Als Jules geendet hatte, lehnte der Chef sich zurück. »Die Alternativen, wie ich sie sehe, sind folgende«, sagt er. »Erstens, wir könnten uns diesen Howard auf der Stelle schnappen. Das wäre sehr kurzsichtig gehandelt, weil man damit die oberen Ränge alarmiert und ihnen die Gelegenheit zur Flucht verschafft. Dieser Plan kommt daher nicht in Frage. Zweitens könnte ich ihn gründlich überwachen lassen, ihm so viele Agenten und Wanzen anhängen, daß er nicht mal ungestört aufs Örtchen gehen kann. Wir könnten jeden einzelnen, mit dem er sich von nun an bis zur Hochzeit trifft, unter die Lupe nehmen, alle seine Anrufe abhören – wenn er nicht ohnehin schon seine Befehle bekommen hat, so muß er sie irgendwann in
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