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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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steht.«
 »Warum?«
 »Stell es dort hinüber«, sagte Robert Jordan und zeigte auf die Stelle, »und später werde ich dir sagen, warum! – Hier. So. Wart, ich helfe dir.« Er hockte sich nieder, visierte an dem schmalen, länglichen Lauf entlang und schätzte die Höhe der Felsen zu beiden Seiten.
 »Es gehört noch weiter hinaus«, sagte er. »Gut. Hier. Das wird vorläufig genügen. So. Leg die Steine hin. Da hast du einen. Und einen zweiten leg dort an die Seite. Laß Platz, damit der Lauf sich bewegen kann. Der Stein muß weiter nach links. Anselmo! Lauf zur Höhle hinunter und hol mir eine Axt. Schnell! – Habt ihr nie einen richtigen Platz für das MG gehabt?« sagte er zu Agustín.
 »Wir haben es immer hier aufgestellt.«
 »Aber Kaschkin hat euch doch nicht gesagt, daß ihr es hier aufstellen sollt?«
 »Nein. Er war schon weg, als man uns das Ding brachte.«
 »Und die es brachten, wußten nicht damit umzugehen?«
 »Nein. Es waren gewöhnliche Träger.«
 »Das sind Methoden!« sagte Robert Jordan. »Man hat es euch einfach übergeben, ohne jede Gebrauchsanweisung?«
 »Ja, so wie man ein Geschenk übergibt. Eins für uns und eins für El Sordo. Vier Mann waren es. Anselmo hat sie geführt.«
 »Ein Wunder, daß sie sie nicht unterwegs verloren haben – mit vier Mann durch die Linien gehen!« »Das habe ich mir auch gedacht«, sagte Agustín. »Ich dachte, die, die sie geschickt haben, wollten vielleicht, daß sie verlorengehen. Aber Anselmo hat sie gut geführt.«
 »Du verstehst mit dem MG umzugehen?«
 »Ja. Ich habe es ausprobiert. Ich kann es jetzt. Pablo kann es. Primitivo kann es. Und auch Fernando. Auf dem Tisch in der Höhle haben wir es auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Einmal hatten wir es auseinandergenommen und konnten es zwei Tage lang nicht zusammenkriegen. Seit damals haben wir es nicht wieder auseinandergenommen.«
 »Schießt es jetzt?«
 »Ja. Aber den Zigeuner und die anderen lassen wir nicht damit herumspielen.«
 »Siehst du?« sagte Robert Jordan. »Hier hat es ganz sinnlos gestanden. Schau! Diese Felsen, die unsere Flanke schützen sollen, geben den Angreifern Deckung. Wenn du ein MG hast, mußt du dir eine flache Stelle suchen, über die du wegfeuern kannst. Und du mußt die Angreifer von der Seite nehmen. Verstanden? Schau jetzt! Jetzt beherrschen wir den Zugang!«
 »Ich verstehe«, sagte Agustín. »Aber wir haben noch nie in der Defensive gekämpft, außer damals, als unsere Stadt überfallen wurde. Bei dem Zug waren Soldaten mit einer máquina.«
 »Dann werden wir es miteinander lernen«, sagte Robert Jordan. »Es gibt da ein paar Dinge, die man beachten muß. Wo ist der Zigeuner? Er sollte doch hier sein.«
 »Ich weiß es nicht.«
 »Wo könnte er denn sein?«
 »Ich weiß es nicht.«
 Pablo war durch den Paß geritten, hatte dann eine Wendung gemacht und war im Kreis über die flache Stelle geritten, die im Schußfeld des MGs lag. Jetzt sah Jordan ihn den Hang hinunterreiten, dicht an der Fährte entlang, die das Pferd bei seinem Herankommen hinterlassen hatte. Nach links abbiegend verschwand er zwischen den Bäumen.
 Hoffentlich läuft er nicht der Kavallerie über den Weg, dachte Robert Jordan. Ich fürchte, dann haben wir ihn gleich wieder auf dem Hals.
 Primitivo kam mit den Fichtenzweigen, Robert Jordan steckte die Zweige durch den Schnee hindurch in die aufgetaute Erde und bog sie von beiden Seiten her über das MG.
 »Hol noch ein paar Zweige!« sagte er. »Wir brauchen auch ein Schutzdach für die zwei Mann, die das MG bedienen. Das taugt zwar nicht viel, aber es muß reichen, bis die Axt kommt. Hör zu!« sagte er. »Wenn du ein Flugzeug hörst, wirf dich auf den Boden nieder, im Schatten der Felsen, wo du gerade bist. Ich bleibe hier neben dem MG.«
 Jetzt, da die Sonne schon ziemlich hoch am Himmel stand und der warme Wind wehte, war's an der Sonnenseite der Felsen recht angenehm. Vier Pferde, dachte Robert Jordan. Die zwei Frauen und ich, Anselmo, Primitivo, Fernando, Agustín, und wie zum Teufel heißt denn der zweite Bruder? Das macht acht. Den Zigeuner habe ich nicht mitgerechnet. Macht neun. Plus Pablo, der mit dem einen Pferd weg ist, sind es zehn. Andrés heißt er. Der andere Bruder. Plus Eladio. Macht elf. Und nicht einmal ein halber Gaul pro Nase. Drei Mann können diese Stellung halten, und vier können abhauen. Mit Pablo fünf. Zwei bleiben übrig. Mit Eladio drei. Wo zum Teufel steckt er?
 Weiß der

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