Wem die Stunde schlaegt
hinüberwerfen kann?«
»Nicht eher, als bis die máquina zu feuern begonnen hat. Möglich, daß sie nur ihren Kameraden suchen und gar nicht den Versuch machen, hier einzudringen. Vielleicht verfolgen sie die Spuren Pablos. Wir wünschen keinen Kampf, falls er sich vermeiden läßt. Wir möchten ihn sehr gern vermeiden. Und jetzt hinauf mit dir!« »Me voy«, sagte Primitivo und kletterte mit seinem Karabiner in die hohen Felsen hinauf.
»Du, Agustín!« sagte Robert Jordan. »Weißt du mit dem MG Bescheid?«
Agustín hockte neben ihm, groß, schwarz, die Wangen voller Stoppeln, mit seinen eingesunkenen Augen, seinem schmalen Mund und seinen großen, abgearbeiteten Händen.
»Pues, laden. Zielen. Abdrücken. Weiter nichts.«
»Du darfst nicht eher feuern, als bis sie auf fünfzig Meter herangekommen sind, und nur, wenn du überzeugt bist, daß sie durch den Paß wollen, der zur Höhle führt.«
»Ja. Wie weit ist das?«
»Bis zu diesem Felsen.« Robert Jordan fuhr fort: »Wenn ein Offizier dabei ist, dann nimm ihn zuerst aufs Korn und richte nachher das Gewehr auf die anderen. Du mußt es ganz langsam bewegen. Es reagiert auf den kleinsten Druck. Ich werde Fernando zeigen, wie man den Zapfen einsetzt. Halt die Griffe fest, damit es nicht wackelt, visiere sorgfältig und gib nicht mehr als sechs Schüsse auf einmal ab, falls es sich vermeiden läßt. Denn das Feuer des MGs springt nach oben. Aber ziele immer nur auf einen Mann und nimm dann den nächsten aufs Korn. Wenn's ein Berittener ist, ziel auf den Bauch.«
»Ja.«
»Einer muß das Gestell festhalten, damit das MG nicht wackelt. So. Er wird auch das Laden besorgen.«
»Und wo wirst du sein?«
»Auf der linken Seite, oben in den Felsen. Von dort aus kann ich alles überblicken, und ich werde mit dieser kleinen máquina deine linke Flanke decken. Hier! Wenn sie wirklich kommen, müßte es möglich sein, sie alle niederzumachen. Aber du darfst erst Feuer geben, wenn sie ganz nahe herangekommen sind.« »Ja, ich glaube, wir könnten sie massakrieren. ¡Menuda matanza!«
»Aber hoffentlich kommen sie nicht.«
»Wenn nicht die Brücke wäre, könnten wir hier ein Massaker veranstalten und uns dann aus dem Staub machen.«
»Das hätte gar keinen Zweck. Das würde gar nichts nützen. Die Brücke gehört zu einem bestimmten Plan, der uns helfen soll, den Krieg zu gewinnen. Das hier wäre gar nichts. Ein kleiner Zwischenfall. Ein Nichts.«
» Qué va, ein Nichts. Jeder tote Faschist ist ein Faschist weniger.«
»Ja. Aber die Brücke wird uns vielleicht helfen, Segovia zu nehmen. Die Hauptstadt einer Provinz. Überleg dir das einmal. Die erste Stadt, die wir erobern.«
»Glaubst du ernsthaft daran? Daß wir Segovia nehmen können?«
»Ja. Es ist möglich, wenn die Brücke richtig gesprengt wird.«
»Ich möchte gern beides haben, hier das Massaker und nachher die Brücke.«
»Du hast einen guten Appetit«, sagte Robert Jordan.
Unterdessen hatte er unablässig die Krähen beobachtet. Jetzt sah er, wie die eine von ihnen den Kopf hob, krächzte und aufflog. Aber die andere blieb im Geäst hocken. Robert Jordan blickte zu Primitivo hinauf, der hoch oben zwischen den Felsen stand. Er sah ihn Ausschau halten, aber es kam kein Signal. Robert Jordan bückte sich, öffnete den Verschluß des MGs, sah die Patrone in der Kammer, ließ das Schloß zurückschnappen. Die eine Krähe saß immer noch auf dem Baum, die andere flog in weiten Kreisen über den Schnee und setzte sich dann wieder hin. Im Sonnenschein und warmen Wind fiel der Schnee von den Kiefernästen. »Morgen früh habe ich ein Massaker für dich«, sagte Robert Jordan. »Der Posten an der Sägemühle muß niedergemacht werden.«
»Ich bin bereit«, sagte Agustín. »Estoy listo.«
»Ebenso der Posten an der Straßenwärterhütte unterhalb der Brücke.«
»Welchen kriege ich?« fragte Agustín. »Oder kriege ich beide?«
»Nein, nicht beide«, sagte Robert Jordan. »Sie müssen gleichzeitig erledigt werden.«
»Dann nur irgendeinen!« sagte Agustín. »Seit langem schon sehne ich mich nach Kampf. Pablo hat uns hier verfaulen lassen, in Untätigkeit.«
Anselmo erschien mit der Axt.
»Brauchst du noch mehr Zweige?« fragte er. »Ich finde, das Ding ist sehr gut versteckt.«
»Zweige brauche ich nicht«, sagte Robert Jordan, »aber zwei kleine Bäumchen, die wir hier und hier einpflanzen, damit es noch natürlicher wirkt. Jetzt stehen zu wenig Bäume in der Nähe,
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