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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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hinter ihm zu.
    Ashleys Mund formte kein O, sondern vielmehr ein auf der Seite liegendes D. Eine Sekunde zu spät verpasste Gansey Ronan einen Boxhieb auf den Arm.
    »Es tut ihm leid«, sagte Gansey.
    Ashleys Mund schloss sich langsam. Blinzelnd sah sie zu der Karte von Wales hinüber und dann wieder zu Ronan. Er hatte seine Waffe gut gewählt: die reine Wahrheit, durch keinen Tropfen Freundlichkeit verdünnt.
    »Mein Bruder ist …«, setzte Declan an. Aber er sprach nicht weiter. Nichts von dem, was er hätte sagen können, hatte Ronan nicht schon selbst demonstriert. Schließlich entschied er sich für: »Wir gehen dann jetzt. Ronan, du solltest mal überlegen, ob …« Erneut fehlten ihm die Worte, um den Satz zu beenden. Sein Bruder hatte alle schlagfertigen Kommentare für sich beansprucht.
    Declan griff Ashley bei der Hand und zerrte sie weg von ihnen zur Tür des Lofts.
    »Declan«, begann Gansey.
    »Spar dir den Versuch, das wieder hinzubiegen«, warnte Declan. Noch während er Ashley in den schmalen Flur und hinter sich her die Treppe hinunterzog, hörte Adam, wie er anfing, den Schaden so gut es ging zu begrenzen: »Ich habe dir ja gesagt, dass er Probleme hat, ich hatte extra gefragt, wann er nicht da sein würde, er hat damals Dad gefunden, weißt du, das hat ihn völlig fertiggemacht, wie wär’s, wollen wir nicht lieber woanders essen gehen, heute Abend haben wir uns doch bestimmt einen Hummer verdient, meinst du nicht? Ja, auf jeden Fall.«
    In dem Moment, als die Tür des Apartments zufiel, seufzte Gansey: »Ach, Ronan.«
    Ronans Gesichtsausdruck wirkte immer noch hochexplosiv. Sein Ehrenkodex ließ keinen Raum für Untreue, für lockere Beziehungen. Nicht weil er so etwas nicht guthieß – er verstand es einfach nicht.
    »Dann ist dein Bruder eben eine männliche Schlampe. Aber das ist doch nicht dein Problem«, sagte Gansey. In Adams Augen war Ronan eigentlich auch nicht Ganseys Problem, aber diese Diskussion hatten sie schon einmal geführt.
    Ronan hatte eine Augenbraue rasiermesserscharf hochgezogen.
    Gansey verschloss sein Notizbuch mit dem zugehörigen Lederband. »Ach komm, das zieht bei mir nicht. Dieses Mädchen hat doch nichts mit Declan und dir zu tun.« Er sagte »Declan-und-dir«, als wäre es ein fester Gegenstand, etwas, das man aufheben konnte, um die Unterseite zu inspizieren. »Du warst echt mies zu ihr. Und dadurch hast du auch uns andere mies aussehen lassen.«
    Ronan blickte reumütig, doch davon ließ Adam sich nicht täuschen. Ronan tat sein Verhalten nicht leid; ihm tat nur leid, dass Gansey es mitbekommen hatte. Was zwischen den Lynch-Brüdern brodelte, war so finster, dass auf die Gefühle anderer keine Rücksicht genommen werden konnte.
    Aber das wusste Gansey sicher genauso gut wie Adam. Er fuhr sich mit dem Daumen über die Unterlippe, hin und zurück, eine Angewohnheit, die ihm selbst nie aufzufallen schien und auf die Adam ihn auch nie hinwies. Als er Adams Blick bemerkte, sagte er: »Mann, jetzt fühle ich mich richtig schäbig. Kommt, lasst uns ins Nino gehen. Wir essen Pizza und ich rufe diese Wahrsagerin an und dann wird sich diese ganze verdammte Welt schon von selbst wieder einrenken.«
    Dies war der Grund, warum Adam Gansey problemlos die oberflächliche Hochglanzversion seiner selbst verzeihen konnte, die er als Erstes kennengelernt hatte. Sein Geld und sein guter Name, sein nettes Lächeln und sein offenes Lachen, sein Interesse an Menschen und (obwohl er selbst oft gegenteilige Befürchtungen hegte) deren Interesse an ihm hätten Gansey alle Freunde gesichert, die er nur wollte. Doch er hatte sich für sie entschieden, drei Jungs, die, aus völlig unterschiedlichen Gründen, niemanden sonst gehabt hätten.
    »Ich komme nicht mit«, sagte Noah.
    »Brauchst ein bisschen Zeit für dich, was?«, stichelte Ronan.
    »Ronan«, mahnte Gansey. »Stell deine Waffen ausnahmsweise mal nur auf Betäuben, okay? Noah, wir können dich nicht zwingen, was zu essen. Adam?«
    Adam schreckte aus seinen Grübeleien hoch. Seine Gedanken waren von Ronans schlechtem Benehmen zu Ashleys offensichtlichem Interesse an dem Notizbuch gewandert und er fragte sich, ob es auf mehr schließen ließ als die übliche Neugier der Leute, wenn sie mit Gansey und seinen exzentrischen Hilfsmitteln konfrontiert wurden. Ihm war jedoch klar, dass Gansey ihn nur für unnötig misstrauisch halten würde, für übermäßig geheimnistuerisch bei ihrer Suche, an der Gansey selbst andere nur zu gern

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