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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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etwas mit seinem Wagen.«
    Blue glaubte nicht, dass etwas mit seinem Wagen war.
    Calla griff nach ihrem Buch und ging nach oben. Ihre Stimme drang zu ihnen herunter. »Wo du gerade von Autos sprichst, du musst unbedingt was wegen des Keilriemens beim Ford unternehmen. Ich sehe eine Panne in deiner Zukunft. Direkt vor diesem halbseidenen Möbelgeschäft. Ein extrem hässlicher Mann mit Handy wird anhalten und übermäßig hilfreich sein.«
    Möglicherweise sah sie wirklich eine Panne in Mauras Zukunft, aber vielleicht übertrieb sie auch nur. Vorsichtshalber machte sich Maura eine Notiz in ihren Kalender.
    »Vielleicht habe ich ihn aus Versehen für morgen Nachmittag statt heute herbestellt«, überlegte Maura.
    Persephone murmelte: »Das kann natürlich immer sein«, und sagte dann laut: »Ich glaube, ich backe einen Kuchen.« Blue sah sorgenvoll auf. Wenn Persephone Kuchen backte, dann war das eine langwierige, hingebungsvolle Prozedur, während der sie nicht unterbrochen werden wollte. Sie würde nicht anfangen zu backen, wenn sie noch glaubte, dass Gansey ihr dabei dazwischenkäme.
    Maura warf Persephone ebenfalls einen Blick zu und holte dann eine Tüte gelber Zucchini und ein Stück Butter aus dem Kühlschrank. Spätestens jetzt war Blue klar, wie der Rest des Tages ablaufen würde. Persephone würde etwas Süßes zubereiten, Maura etwas mit Butter. Und irgendwann würde Calla wieder auftauchen und etwas mit Würstchen oder Speck beisteuern. So ging es jeden Abend, wenn niemand die Mahlzeit vorher geplant hatte.
    Blue glaubte nicht, dass Maura Gansey aus Versehen für morgen Nachmittag statt heute herbestellt hatte. Sie glaubte vielmehr, dass Gansey einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett seines Mercedes’ oder im Radio seines Aston Martins geworfen und festgestellt hatte, dass die Sitzung ihn vom Freeclimbing oder Racquetball abhalten würde. Und damit war das Thema für ihn erledigt gewesen, genau wie für Adam sein Vorhaben, sie anzurufen. Wirklich überrascht war sie nicht. Sie hatten sich schließlich genau so verhalten, wie sie es von Raven Boys erwartete.
    Gerade als Blue sich nach oben zurückziehen wollte, um über ihren Stricknadeln und Hausaufgaben zu schmollen, jaulte Orla im Telefonzimmer auf. Schließlich formte sich ihr unverständliches Heulen zu Worten: »Da steht ein dreiundsiebziger Camaro vor dem Haus! Und er passt zu meinen Fingernägeln!«
    Das letzte Mal, als Blue Orlas Nägel gesehen hatte, waren sie in einem aufwendigen Paisleymuster lackiert gewesen. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie genau ein dreiundsiebziger Camaro aussah, aber wenn er ein Paisleymuster hatte, musste er ziemlich beeindruckend sein, so viel war sicher. Genau wie die Tatsache, dass Orla gerade am Telefon sein musste, denn sonst wäre sie schon längst nach unten gekommen, um den Wagen anzuglotzen.
    »Na, dann mal los«, sagte Maura und verstaute die Zucchini wieder im Kühlschrank. Calla erschien in der Küche und warf Persephone einen verschlagenen Blick zu.
    Blues Magen sackte ihr bis auf die Füße.
    Gansey. Mehr ist da nicht.
    Es klingelte an der Tür.
    »Bereit?«, fragte Calla Blue.
    Gansey war der Junge, den sie entweder töten oder in den sie sich verlieben würde. Oder beides. Für so etwas konnte man nicht bereit sein. Man konnte nur zusehen, wie Maura die Tür öffnete.
    Davor standen drei Jungen, von hinten durch die Abendsonne beschienen wie Neeve vor so vielen Wochen. Drei Paar Schultern: das erste breit, das zweite muskulös, das dritte drahtig.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte der Junge ganz vorn, der mit den breiten Schultern. Er verströmte einen kräftigen Minzgeruch, genau wie auf dem Kirchhof. »Ich hoffe, das stellt kein Problem dar?«
    Blue kannte diese Stimme.
    Sie musste sich am Treppengeländer festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als Präsident Multitasking in den Flur trat.
    Oh nein. Nicht der. Da hatte sie sich die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrochen, wie Gansey zu Tode kommen würde, und nun stellte sich heraus, dass sie ihn erwürgen würde. Im Nino hatte die laute Musik die Feinheiten seiner Stimme übertönt und der Knoblauchgeruch die Minze.
    Aber jetzt, wenn sie zwei und zwei zusammenzählte, war es offensichtlich.
    Hier in ihrem Flur wirkte er ein bisschen weniger präsidentenhaft, aber nur weil er sich der Hitze wegen nachlässig die Hemdsärmel hochgekrempelt und seine Krawatte abgelegt hatte. Sein stumpfbraunes Haar wirkte ebenfalls etwas

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