Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)
der Druckerpresse hing das Überleben eines Buches vom handschriftlichen Kopieren ab, was langwierig war und große Sorgfalt erforderte, und es war die Kirche, die über das Schreiben, Kopieren und Bücherverbrennen bestimmte.
Die Kirche brandmarkte Julian als vom Glauben Abgefallenen, als Apostaten. Dieser Makel blieb an ihm haften, sodass man ihn noch heute vor allem als »Julian Apostata« kennt. Sein Onkel hingegen, Kaiser Constantin, der das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches erhob, ist als Constantin der Große bekannt.
Umso überraschender ist es, dass viele von Julians Schriften überlebt haben. Nach wie vor können wir eine Verbindung zu diesem Mann herstellen – nicht nur über seine eigenen Worte, auch über die seiner Freunde und Feinde, denn er war eine Persönlichkeit, die heftige Kontroversen hervorrief. Aus diesen Texten erschließt sich uns das Bild eines intelligenten, nachdenklichen jungen Mannes, der im Zentrum der spätrömischen Macht gelebt und sie herausgefordert hat.
Vielleicht ist es sinnvoll, kurz auf die Begriffe »Cäsar« und »Augustus« einzugehen. Ursprünglich bezog »Cäsar« sich auf Julius Caesar, und »Augustus« war der Name, den Caesars Neffe und Adoptivsohn Oktavian annahm, als er der erste römische ›Kaiser‹ wurde. Im späten Römischen Reich waren diese Namen zu Amtstiteln geworden. Ein Augustus war ein Kaiser; ein Cäsar war ein Stellvertreter des Kaisers und dessen designierter Nachfolger. Und oft, aber nicht immer, waren beide Blutsverwandte.
Darüber hinaus erachtete man es zu verschiedenen Zeiten für zweckmäßig, das gewaltige Reich zwischen zwei oder mehr Kaisern aufzuteilen, von denen jeder einen Teil regierte – gewöhnlich trennte man in Ost und West. In der Spätzeit des Reiches gab es oft mehr als einen Kaiser, und jeder beherrschte ein anderes Gebiet. Da es dieser Geschichte dienlich schien, habe ich die komplizierteren Aspekte der spätrömischen Provinzverwaltung vereinfacht.
Was die Ortsnamen angeht, habe ich mich überall dort für den modernen Namen entschieden, wo die Wahrscheinlichkeit besteht, dass er dem Leser von heute vertraut ist. So habe ich Britannien gegenüber Britannia den Vorzug gegeben, London gegenüber Londinium, York gegenüber Eboracum, Autun gegenüber Augustodunum. Für weniger bekannte Orte und für Städte, die nicht mehr existieren, habe ich den antiken Namen beibehalten. Sirmium ist das moderne Sremska Mitrovica, Naïssus ist N ǐ s, und Letocetum ist das Dorf Wall südlich des englischen Lichfield.
Wen die Götter lieben ist eine Fortsetzung meines Romans Wer trauert um Apoll .
Über den Autor:
Paul Waters ist in England geboren und riss mit siebzehn von zu Hause aus, um zur See zu fahren. Irgendwo auf dem Indischen Ozean fiel ihm ein Exemplar von Herodots Historien in die Hände, was seine Faszination für die Antike weckte. Später studierte er Latein und Griechisch am University College London. Danach lebte und lehrte er in Frankreich, Griechenland, Amerika und im südlichen Afrika. Er wohnt heute in Cambridge, England.
Weitere Kostenlose Bücher