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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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du meine Antwort nicht, mein lieber Julian. Aber bedenke, alles hat seinen Preis. Selbst Tugendhaftigkeit – sie vielleicht sogar am meisten.«
    Julian blickte düster an der hohen Umfassungsmauer hinauf, alten rotbraunen Ziegeln und den Resten einer Kletterpflanze, die an der Wurzel gekappt worden war. Nach einer langen Pause sagte er: »Die Menschen werden beraubt und betrogen. Ich werde nicht die Augen davor verschließen. Was nützen mir all meine Bücher, wenn ich im entscheidenden Augenblick nur nach Zweckdienlichkeit entscheide? Soll Constantius mich doch zurückrufen. Es ist besser, Unrecht zu erleiden, als Unrecht zu tun.«
    Als ich später Marcellus davon berichtete, schlug er mit der Faust auf den Tisch und rief: »Pulcher! Kennt er denn keine Scham? Wir hätten ihm damals den Rest geben sollen!«
    Ich zuckte die Achseln. »Das dachte ich auch, als ich den Brief las. Aber jetzt sehe ich klarer. Es war richtig, wie wir uns damals entschieden haben. Ein schneller Tod wäre zu leicht gewesen. Pulchers Anhänger hätten ihn zum Märtyrer und Heiligen gemacht.«
    »Was Florentius angeht, weiß jeder, dass er schuldig ist«, fuhr Marcellus fort. »Julian sollte ihn entlassen.«
    »Das kann er nicht. Constantius steht hinter Florentius, und der weiß das genau. Aber Julian wird die Anklage nicht fallen lassen.«
    »Gut«, sagte Marcellus verärgert. »Soll er wenigstens vor Gericht gestellt werden. Das kommt davon, wenn man Männer herrschen lässt, die nicht einmal sich selbst beherrschen können. Das hätte Großvater gesagt.« Er wollte sich wie gewohnt durch die Haare fahren und zuckte zusammen. Seine Wunde zwickte ihn noch, wenn er sich streckte, obwohl sie sauber zugeheilt war. Jedes Mal, wenn ich ihn nackt sah, dachte ich daran, dass ich ihn beinahe verloren hätte.
    Das Barbarenmädchen hatte unsere Hütte noch am selben Tag verlassen, nachdem es Marcellus besser ging – so unangekündigt, wie sie gekommen war. Das Heer machte sich gerade bereit, die Grenze zu verlassen und in die Winterquartiere zu ziehen. Im Lager wurden Zelte, Hütten, Tierpferche und die Palisaden abgeschlagen; es glich einer Stadt, die eilig verlassen wurde.
    Da Marcellus außer Lebensgefahr war, machte ich mich auf die Suche nach Durano. Von der Nacht mit dem Mädchen hatte ich niemandem erzählt. Manchmal kam es mir sogar vor, als hätte es diese Nacht gar nicht gegeben.
    Doch was man erlebt hat, lässt sich nicht rückgängig machen, und das wollte ich auch gar nicht. Auf der Suche nach Durano musste ich ständig an das Mädchen denken. Als ich mich schließlich seinem Zelt näherte, bekam ich Herzklopfen, denn sie saß in ihrer schlichten weiten Tunika auf der Schwelle und wachste die Lederriemen seines Harnischs, der vor ihr im Gras lag.
    Ich hockte mich neben sie und war plötzlich verlegen. Sie blickte auf, und als sie mich erröten sah, wurden ihre Züge weicher, und sie lächelte. Halb mit Worten, halb mit Gesten dankte ich ihr, dass sie Marcellus gepflegt hatte. Mein Dank kam von Herzen, denn mir schien, dass sie als Einzige zu seiner Gesundung beigetragen hatte.
    Ich weiß nicht, wie viel sie davon verstand. Aber als ich fertig war, berührte sie mich sanft am Arm und ließ ihre Hand einen Moment lang darauf ruhen. Dabei wehte mir von ihrem Körper der süße Duft von Zedernöl entgegen. Peinlicherweise geriet mein Blut in Wallung, und Verlangen durchströmte meine Lenden.
    Als sie es spürte, sah sie mich belustigt an. Trotz meiner Verlegenheit lachte ich und machte einen Scherz. Dann hörte ich Duranos Stimme, der zwischen den Wagen und den aufgestapelten Zeltbahnen hervorkam.
    Pallas und Gereon waren bei ihm. Wir begrüßten uns herzlich wie Männer, die dem Tod gemeinsam ins Auge geblickt haben. Als ich mich wieder herumdrehte, war das Mädchen verschwunden, nur der Harnisch lag noch da.
    Durano sah meinen Blick und sagte: »Die Leute behaupten, sie hat Heilkräfte. Sie versteht es, jene Geister zu rufen, die Menschen gesund machen.«
    Ich pflichtete ihm bei und dankte ihm, dass er sie geschickt hatte.
    »Aber ich habe sie nicht geschickt. Sie ist auf eigenen Entschluss zu euch gegangen. Wie geht es Marcellus?«
    »Er ist wieder kampftauglich, sagt er. Du hast ihm das Leben gerettet, Durano. Und das Mädchen vielleicht auch. Das werde ich nie vergessen.«
    Durano lächelte und schlug mir auf die Schulter. Er wurde in eine der neu befestigten Städte am Rhein versetzt. Wir mussten uns also Lebewohl sagen.
    So gingen

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