Wen die Goetter strafen
»Ja.«
Abbe seufzte. »Was für ein romantischer Antrag.«
»So ist mein Zukünftiger eben.«
»Dana, unsere Ratgeberin in Sachen Liebeskummer sagt, man soll nach der Hochzeit losziehen, ein paar Tüten mit Lebensmittelkonserven kaufen und sie im Kofferraum des Wagens verstauen.«
»Wozu, um Himmels willen...?«
»Sie sagt, wenn man irgendwann im Laufe der Zeit mal Lust auf ein bisschen Spaß außer der Reihe kriegt, zu spät nach Hause kommt und der liebe Gatte dann fragt, wo man gewesen ist, kann man einfach die Tüten vorweisen und sagen: ›Einkaufen‹. Dann –«
»Besten Dank, meine gute Abbe. Ist Matt zu sprechen?«
»Ich sage ihm Bescheid, dass Sie da sind.«
Kurz darauf trat Dana in Matts Büro.
»Setzen Sie sich, Dana. Gute Nachrichten. Wir haben gerade die neuesten Nielsen-Quoten erhalten. Wir haben die Konkurrenz gestern Abend wieder um Längen geschlagen.«
»Großartig, Matt. Ich habe mit einer ehemaligen Sekretärin von Taylor Winthrop gesprochen, und sie –«
Er grinste. »Ihr Jungfrauen lasst wohl nie locker, was? Sie haben mir doch gesagt, dass Sie –«
»Ich weiß, aber hören Sie mal zu. Sie hat Taylor Winthrop seinerzeit verklagt, als sie noch für ihn gearbeitet hat. Die Sache kam nie vor Gericht, weil er sich vorher mit ihr geeinigt hat. Sie wohnt in einem riesigen Penthouse, das sie sich mit einem Sekretärinnengehalt niemals leisten könnte, folglich muss sie eine gewaltige Abfindung bekommen haben. Als ich den Namen Winthrop erwähnte, war die Frau mit einem Mal verängstigt, völlig verängstigt. Sie benahm sich so, als ob sie um ihr Leben fürchtet.«
»Hat sie gesagt, dass sie um ihr Leben fürchtet?«, sagte Matt Baker geduldig.
»Nein.«
»Hat sie gesagt, dass sie Angst vor Taylor Winthrop hatte?«
»Nein, aber –«
»Dann könnte sie also genauso gut Angst vor einem gewalttätigen Freund haben oder vor Einbrechern unter ihrem Bett. Sie haben nicht das Geringste in der Hand, oder?«
»Na ja, ich –« Dana sah seinen Gesichtsausdruck. »Nichts Konkretes.«
»Genau. Also, was die Nielsens angeht...«
Joan Sinisi sah sich die Abendnachrichten auf WTN an. »...und nun zu dem Neuesten aus dem Inland«, sagte Dana gerade. »Die Zahl der in den Vereinigten Staaten begangenen Straftaten ist in den letzten zwölf Monaten um siebenundzwanzig Prozent gesunken. Den größten Rückgang in der Verbrechensstatistik haben Los Angeles, San Francisco und Detroit zu verzeichnen...«
Joan Sinisi musterte Danas Gesicht, betrachtete ihre Augen und versuchte eine Entscheidung zu treffen. Sie schaute sich die ganze Nachrichtensendung an, und als sie vorüber war, hatte sie einen Entschluss gefasst.
7
Guten Morgen«, sagte Olivia, als Dana am Montagmorgen in ihr Büro kam. »Eine Frau hat schon dreimal angerufen und wollte Sie sprechen. Sie wollte ihren Namen nicht nennen.«
»Hat sie eine Nummer hinterlassen?«
»Nein. Sie sagte, sie ruft noch mal an.«
Eine halbe Stunde später meldete sich Olivia bei ihr. »Die Frau ist wieder dran. Möchten Sie mit ihr sprechen?«
»In Ordnung.« Dana nahm den Hörer ab. »Hallo, Dana Evans hier. Wer ist –«
»Hier ist Joan Sinisi.«
Danas Herz schlug einen Takt schneller. »Ja, Miss Sinisi...«
»Möchten Sie immer noch mit mir reden?« Sie klang nervös.
»Ja. Unbedingt.«
»Na schön.«
»Ich komme in ein paar Minuten bei Ihnen –«
»Nein!« Panik schwang in ihrer Stimme mit. »Wir müssen uns irgendwo anders treffen. Ich – ich glaube, ich werde beobachtet.«
»Von mir aus. Wo?«
»Beim Vogelhaus im Zoo. Können Sie in einer Stunde dort sein?«
»Ich werde da sein.«
Der Park war völlig verlassen. Der eisige Dezemberwind, der über die Stadt hinwegfegte, hielt die Menschen fern, die sich ansonsten in Scharen hier tummelten. Zitternd vor Kälte stand Dana vor den Volieren und wartete auf Joan Sinisi. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie war schon seit über einer Stunde da.
Ich gebe ihr noch fünfzehn Minuten.
Eine Viertelstunde später sagte sich Dana:
Noch eine halbe Stunde, dann ist Schluss.
Nach weiteren dreißig Minuten dachte sie:
Verdammt! sie hat es sich anders überlegt.
Nass und ausgefroren kehrte Dana in ihr Büro zurück. »Irgendwelche Anrufe?«, fragte sie Olivia erwartungsvoll.
»Ein halbes Dutzend. Liegt alles auf Ihrem Schreibtisch.«
Dana ging die Liste durch. Joan Sinisis Name stand nicht darauf. Dana rief bei ihr an. Sie ließ das Telefon über zehnmal klingeln, ehe sie auflegte.
Vielleicht
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