Wen die Goetter strafen
wir doch wieder ins Wohnzimmer«, schlug Pamela Hudson vor.
Dana zitierte Kemal zu sich und folgte ihnen. »Du bleibst bei mir«, murmelte sie wütend. Sie nahmen wieder Platz.
Roger Hudson musterte Kemal. »Wodurch hast du deinen Arm verloren, mein Junge?«
Dana war überrascht über die offene, unverblümte Art, mit der er diese Frage stellte, doch Kemal ging bereitwillig darauf ein.
»Durch eine Bombe.«
»Aha. Und was ist mit deinen Eltern passiert, Kemal?«
»Die kamen beide bei einem Luftangriff um, und meine Schwester.«
Roger Hudson schniefte. »Verfluchter Krieg.«
In diesem Augenblick kam Cesar herein. »Das Essen ist aufgetragen.«
Das Essen war köstlich. Dana fand Pamela freundlich und umgänglich, Roger Hudson hingegen eher verschlossen.
»Woran arbeiten Sie gerade?«, fragte Pamela Hudson Dana.
»Wir bereiten eine neue Sendung mit dem Titel
Alibi
vor. Wir wollen darin einerseits Menschen präsentieren, die Straftaten begangen haben, ohne dass sie dafür belangt wurden, und andererseits denen helfen, die unschuldig im Gefängnis sitzen.«
»Washington ist dafür der beste Ausgangspunkt«, sagte Roger Hudson. »Hier wimmelt es von allerlei scheinheiligen Zeitgenossen an höchster Stelle, die jede nur erdenkliche Straftat begangen haben, ohne dass man sie dafür belangt.«
»Roger sitzt in etlichen Ausschüssen, die sich mit Regierungs- und Verwaltungsreformen befassen«, sagt Pamela Hudson stolz.
»Weil das ja viel nützt«, grummelte ihr Mann. »Die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verschwimmen anscheinend immer mehr. So was muss man daheim im Familienkreis lernen. Unsere Schulen bringen einem das bestimmt nicht bei.«
Pamela Hudson wandte sich an Dana. »Übrigens, Roger und ich wollen am Sonnabend eine kleine Dinnerparty geben. Hätten Sie Lust, uns dabei Gesellschaft zu leisten?«
Dana lächelte. »Oh, vielen Dank. Herzlich gern.«
»Haben Sie einen Begleiter?«
»Ja. Jeff Connors.«
»Den Sportreporter von Ihrem Sender?«, sagte Roger Hudson.
»Ja.«
»Der ist nicht übel. Ich schau mir ab und zu seine Sendungen an«, sagte er. »Ich möchte ihn gern kennen lernen.«
Dana lächelte. »Jeff kommt sicherlich gern mit.«
Als Dana und Kemal aufbrachen, nahm Roger Hudson Dana beiseite.
»In aller Offenheit, Miss Evans. Ich halte Ihre Verschwörungstheorie für ein reines Hirngespinst. Aber Matt Baker zuliebe bin ich bereit, mich umzuhören und zuzusehen, ob ich irgendetwas herausfinde, das sie womöglich untermauern könnte.«
»Vielen Dank.«
In aller Offenheit, Miss Evans. Ich halte Ihre Verschwörungstheorie für ein reines Hirngespinst. Aber Matt Baker zuliebe bin ich bereit, mich umzuhören und zuzusehen, ob ich irgendetwas herausfinde, das sie untermauern könnte.
Vielen Dank.
Ende der Aufnahme.
9
Dana saß wie jeden Morgen in der Redaktionskonferenz und sprach gerade mit einer Hand voll Reporter und Rechercheure über
Alibi,
als Olivia den Kopf durch die Tür steckte.
»Mr. Baker möchte Sie sprechen.«
»Sagen Sie ihm, ich komme gleich.«
»Der Chef erwartet Sie schon.«
»Danke, Abbe. Sie wirken so fröhlich.«
Abbe nickte. »Ich habe endlich mal wieder eine Nacht lang durchgeschlafen. Zum letzten –«
»Dana? Kommen Sie rein«, brüllte Matt.
»Ich erzähl's Ihnen später«, sagte Abbe.
Dana ging in Matts Büro. »Wie ist Ihr Gespräch mit Roger Hudson verlaufen?«
»Ich habe das Gefühl, dass ihn die Sache nicht sonderlich interessiert. Er hält mich für versponnen.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nicht der Allerfreundlichste ist.«
»Er ist etwas gewöhnungsbedürftig. Seine Frau allerdings ist ganz reizend. Sie sollten mal hören, wie die sich über die Marotten der so genannten besseren Kreise von Washington auslässt. Ganz schön boshaft.«
»Ich weiß. Sie ist eine tolle Frau.«
In der Kantine für die leitenden Angestellten lief Dana Elliot Cromwell über den Weg.
»Leisten Sie mir Gesellschaft«, sagte Elliot Cromwell.
»Vielen Dank.« Dana nahm Platz.
»Wie geht's Kemal?«
Dana zögerte. »Momentan leider nicht so besonders.«
»Ach ja? Was ist los?«
»Kemal wurde von der Schule verwiesen.«
»Warum?«
»Er hat sich auf eine Prügelei eingelassen und einen anderen Jungen krankenhausreif geschlagen.«
»Das sollte genügen.«
»Ich bin davon überzeugt, dass Kemal nicht schuld an der Prügelei war«, sagte Dana abwehrend. »Er wird oft gehänselt, weil er nur einen Arm hat.«
»Ich nehme an, er kommt nur schwer damit
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