Wen die Goetter strafen
gewöhnlich zwei bis drei Monate. Ich muss Sie allerdings vorwarnen – es kann eine sehr schwierige Zeit werden.«
»Wir kommen schon damit zurecht«, versicherte ihm Dana.
Es war nicht so einfach. Am nächsten Morgen kam Kemal ohne seine Prothese aus dem Arbeitszimmer. »Ich bin soweit.«
Dana blickte ihn erstaunt an. »Wo ist dein Arm, Kemal?«
Trotzig hob Kemal die linke Hand. »Hier ist er.«
»Du weißt genau, was ich meine. Wo ist deine Prothese?«
»Die ist ätzend. Ich trag sie nicht mehr.«
»Du wirst dich daran gewöhnen. Ich versprech's dir. Du musst es nur versuchen. Ich helfe dir da –«
»Niemand kann mir helfen. Ich bin ein
fukati
, Krüppel...«
Dana suchte Detective Marcus Abrams noch mal auf. Als sie eintrat, saß Abrams an seinem Schreibtisch und war mit dem Ausfüllen von allerlei Formularen beschäftigt. Mit finsterer Miene blickte er auf.
»Wissen Sie, was ich an diesem verdammten Job nicht ausstehen kann?« Er deutete auf einen Stapel Akten. »
Das
da. Ich wünschte, ich wäre draußen auf der Straße und könnte auf ein paar Kriminelle schießen. Ach, vergessen Sie's. Sie sind Journalistin, nicht wahr? Zitieren Sie mich nicht.«
»Zu spät.«
»Und womit kann ich Ihnen dienen, Miss Evans?«
»Ich wollte Sie noch mal nach dem Fall Sinisi fragen. Hat man eine Autopsie vorgenommen?«
»Pro forma.« Er holte ein paar Papiere aus seiner Schreibtischschublade.
»Stand im Autopsiebericht irgendwas Verdächtiges?«
Sie sah, wie Detective Abrams das Formular überflog. »Kein Alkohol... keine Drogen... Nein.« Er blickte auf. »Sieht so aus, als ob die gute Frau Depressionen hatte und einfach beschlossen hat, dem Ganzen ein Ende zu machen. Ist das alles?«
»Das ist alles«, sagte Dana.
Danach schaute sie bei Detective Phoenix Wilson vorbei.
»Guten Morgen, Detective Wilson.«
»Und was führt Sie in mein bescheidenes Büro?«
»Ich wollte wissen, ob es irgendwelche Neuigkeiten in der Mordsache Gary Winthrop gibt.«
Detective Wilson seufzte und kratzte sich an der Nase.
»Nicht das Geringste. Eigentlich hätte mittlerweile eins der Bilder irgendwo auftauchen müssen. Darauf haben wir uns verlassen.«
Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun,
hätte Dana am liebsten gesagt. Doch sie hielt den Mund. »Keinerlei Hinweise?«
»Nicht ein einziger. Die Mistkerle haben sich einfach mir nichts, dir nichts abgeseilt. Wir haben hier nicht allzu oft mit Kunstdiebstählen zu tun, aber normalerweise laufen die immer nach dem gleichen Schema ab. Das ist ja das Erstaunliche daran.«
»Erstaunlich?«
»Ja. In diesem Fall sieht das anders aus.«
»Anders... inwiefern?«
»Kunstdiebe bringen keine unbewaffneten Menschen um, und die zwei hatten keinerlei Grund, Gary Winthrop kaltblütig niederzuschießen.« Er hielt inne. »Haben Sie ein besonderes Interesse an diesem Fall?«
»Nein«, log Dana. »Ganz und gar nicht. Reine Neugier. Ich wollte nur –«
»Gut«, sagte Detective Wilson. »Melden Sie sich wieder.«
Als die Konferenz in General Boosters Büro in der hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Zentrale der FRA zu Ende ging, wandte sich der General an Jack Stone. »Was treibt eigentlich diese Evans?«
»Sie läuft durch die Gegend und stellt allerlei Fragen, aber meiner Meinung nach ist sie harmlos. Sie kommt keinen Schritt weiter.«
»Mir passt das nicht, dass die da draußen rumschnüffelt. Leiten Sie Code drei in die Wege.«
»Wann soll ich damit anfangen?«
»Vorgestern.«
Dana war gerade mit den Vorbereitungen für die nächste Sendung beschäftigt, als Matt Baker in ihr Büro kam und sich in einen Sessel sinken ließ.
»Ich habe gerade Ihretwegen einen Anruf erhalten.«
»Meine Fans können nicht genug von mir kriegen, was?« sagte Dana leichthin.
»Der hier hatte genug von Ihnen.«
»Ach ja?«
»Der Anruf kam von der FRA. Die bitten Sie darum, Ihre Recherchen über Taylor Winthrop einzustellen. Nicht offiziell natürlich. Nur ein gut gemeinter Rat, wie die das bezeichnen. Anscheinend wollen sie, dass Sie sich um Ihren eigenen Kram kümmern.«
»Aha, so sieht das also aus«, sagte Dana. Sie ging mit Matt auf Blickkontakt. »Da fragt man sich doch wieso, nicht wahr? Ich denke nicht daran, die Sache sausen zu lassen, nur weil eine Regierungsbehörde das möchte. Es hat in Aspen angefangen, wo Taylor Winthrop und seine Frau bei einem Brand umkamen. Dahin fahre ich zuerst. Und wenn ich dort auf irgendwas stoße, könnte das der große Aufhänger zum Auftakt
Weitere Kostenlose Bücher