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Wen die Goetter strafen

Titel: Wen die Goetter strafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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den Eindruck, dass er viel ruhiger wirkte.
    »Da bist du ja wieder.« Er umarmte sie.
    »Hallo, mein Schatz. Du hast mir gefehlt. Wie war's in der Schule?«
    »Nicht schlecht. Wie war die Reise?«
    »Die war prima. Ich habe dir etwas mitgebracht.« Sie gab Kemal den handgewebten indianischen Beutel und die Mokassins, die sie in Aspen erstanden hatte. Danach kam der schwierige Teil. »Kemal, ich muss leider noch mal ein paar Tage weg.«
    Dana wappnete sich bereits für das Schlimmste, doch Kemal sagte lediglich: »Okay.«
    Nicht einmal die Andeutung eines Wutanfalls.
    »Ich bringe dir wieder was Schönes mit.«
    »Ein Geschenk für jeden Tag, den du weg bist?«
    Dana lächelte. »Hör mal, du gehst doch erst in die siebte Klasse, aber du klingst wie ein angehender Anwalt.«
    Er saß gemütlich in einem Lehnsessel, hatte ein Glas Scotch in der Hand und ließ den Fernseher laufen. Auf dem Bildschirm vor ihm sah er Dana und Kemal am Tisch sitzen, während Mrs. Daley das Abendessen auftrug, offenbar Irish Stew.
    »Das ist ja köstlich«, sagte Dana gerade.
    »Besten Dank. Freut mich, dass es Ihnen schmeckt.«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass sie eine prima Köchin ist«, sagte Kemal.
    Das ist ja fast so, als ob man bei ihnen im Zimmer sitzt,
dachte er,
statt sie nur von der Wohnung nebenan aus zu beobachten.
    »Erzähl mir, wie es in der Schule läuft«, sagte Dana.
    »Ich mag meine neuen Lehrer. Mein Mathelehrer ist schwer auf Zack...«
    »Großartig.«
    »Die Jungs in dieser Schule sind auch viel netter. Die finden meinen neuen Arm geil.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Ein Mädchen in meiner Klasse ist ziemlich hübsch. Ich glaub, sie mag mich. Lizzy heißt sie.«
    »Magst du sie auch, mein Schatz?«
    »Klar. Sie ist echt knies.«
    Er wird älter,
dachte Dana, und wider Erwarten versetzte ihr das einen Stich. Als Kemal im Bett lag, ging sie in die Küche und sprach mit Mrs. Daley.
    »Kemal kommt mir so... so ausgeglichen vor. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin«, sagte Dana.
    »Sie tun
mir
einen Gefallen.« Mrs. Daley lächelte. »Ich komm mir vor, als ob ich eins von meinen Kindern wieder hätte. Die sind jetzt alle erwachsen, müssen Sie wissen. Kemal und ich haben mächtig Spaß miteinander.«
    »Ich bin ja so froh.«
    Dana wartete bis nach Mitternacht, und als Jeff bis dahin immer noch nicht angerufen hatte, ging sie zu Bett. Sie lag da und fragte sich, was Jeff wohl machen mochte, ob er vielleicht mit Rachel schlief, und im gleichen Moment schämte sie sich für ihre Gedanken.
    Der Mann in der Wohnung nebenan erstattete Bericht. »Alles ruhig.«
    Ihr Handy klingelte.
    »Jeff, mein Schatz. Wo bist du?«
    »Ich bin im Doctors Hospital in Florida. Die Brustamputation ist überstanden. Der Onkologe ist noch dabei, das Gewebe zu untersuchen.«
    »Ach Jeff! Hoffentlich hat es sich nicht schon ausgebreitet.«
    »Das hoffe ich auch. Rachel möchte, dass ich noch ein bisschen länger bei ihr bleibe. Ich wollte dich fragen, ob –«
    »Natürlich. Du musst.«
    »Es handelt sich nur um ein paar Tage. Ich rufe Matt an und sage ihm Bescheid. Läuft droben bei euch irgendwas Spannendes?«
    Einen Moment lang war Dana versucht, Jeff von Aspen zu erzählen und dass sie weitere Nachforschungen anstellen wollte.
Er hat genug um die Ohren.
 »Nein«, sagte Dana. »Nichts Neues.«
    »Gib Kemal einen Kuss von mir. Die übrigen sind für dich.«
    Als Jeff den Hörer auflegte, kam eine Schwester auf ihn zu.
    »Mr. Connors? Dr. Young möchte Sie sprechen.«
    »Die Operation ist gut verlaufen«, teilte Dr. Young Jeff mit, »aber sie wird viel seelischen Beistand brauchen. Sie wird das Gefühl haben, sie wäre keine richtige Frau mehr. Wenn sie aufwacht, wird sie zunächst panisch reagieren. Sie müssen ihr klar machen, dass es völlig normal ist, Angst zu zeigen.«
    »Schon verstanden«, sagte Jeff.
    »Und die Angst und die Depressionen werden wiederkehren, wenn wir mit der Bestrahlung beginnen, damit sich der Krebs nicht weiter ausbreitet. So etwas kann sehr belastend sein.«
    Jeff saß da und dachte über all das nach.
    »Hat Sie jemanden, der für sie sorgt?«
    »Mich.« Und im gleichen Moment war Jeff klar, dass er der einzige Mensch war, den Rachel hatte.
    Der Flug mit der Air France nach Nizza verlief ohne besondere Vorkommnisse. Dana schaltete ihren Laptop ein und ging noch einmal sämtliche Informationen durch, die sie bislang zusammengetragen hatte. Aufregend, aber noch keineswegs schlüssig.
Beweise,
dachte

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