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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mein Kleid! Nein! Nein! Nicht dieses! Das auch nicht! Du Närrin! Wie oft soll ich dir noch erklären, daß ich all diese Kleider bereits anhatte? Ich will nene\ Immer wieder neue! Erwartest du, die Erbin von Maidenhall würde so was anziehen? Die Seide ist dermaßen dünn, daß sie sich verbiegen würde, wenn ich sie trüge. «
    Darüber mußte Rhys lachen, und sogar Thomas, der sich nur selten amüsierte, verzog einen Mundwinkel. Am Hof hatten sie Frauen in steifen Kleidern gesehen, die den Eindruck erweckten, sie wären aus Holz geschnitzt.
    »Ja, das trifft meinen Geschmack schon eher. « Joby trat zurück und betrachtete ein imaginäres Kleid. »He, ihr Männer! Hebt mich hinein! «
    Grinsend entblößte Thomas seine Zähne, und Jamie lachte schallend.
    Joby sprang hoch, um anzudeuten, sie würde sich in das steife Kleid heben lassen. Dann hielt sie still, während ihre Zofe die Häkchen am Rücken schloß.
    »Und jetzt die Juwelen! « rief sie und wühlte in unsichtbarem Geschmeide. »Smaragde, Rubine, Diamanten, Perlen … Was ich wähle? « beantwortete sie eine scheinbar lächerliche Frage. »Wie kann man sich zwischen so prachtvollen Juwelen entscheiden? Natürlich trage ich alle. « Sie spreizte die Beine, als stünde sie an Deck eines schwankenden Schiffes, und breitete die Arme aus. »Stemmt eure Hände gegen meinen Rücken, Männer, und stützt mich! Und du legst mir den Schmuck an! «
    Das Publikum applaudierte entzückt, während sie erst den einen Fuß emporschwang, dann den anderen, die Arme verdrehte und den Hals reckte, den eine Henkersschlinge hochzuziehen schien. Mit ihrem steifen Nacken gelang es ihr, das Gewicht massiver Ohrgehänge vorzutäuschen. Schließlich wurde ihr ein Kopfschmuck aufgesetzt, unter dessen Last sie heftig schwankte. Die Familie, die Gefolgsleute, die Dienerschaft - alle außer der Mutter kicherten hilflos. »Laßt mich jetzt los! « gebot sie den Männern, die immer noch ihre Schultern stützten. Wie ein betrunkener Seemann an Bord eines Schiffes, von stürmischen Wellen umtost, neigte sie sich nach rechts, dann nach links, fiel beinahe hin und stand endlich still, in majestätischer Haltung.
    Nur mühsam konnten die Zuschauer ihr Gelächter unterdrücken, um gespannt auf die nächste Szene zu warten. »Und nun«, verkündete Joby, »will ich den Burschen empfangen, der mich - die reichste Frau Englands - eskortieren wird. Ich möchte sehen, ob er der Ehre würdig ist, mich zu dem Mann zu geleiten, den ich auf Wunsch meines Vaters heiraten soll… Nein, wartet! Erzählt mir von ihm! «
    Alle Blicke richteten sich auf Jamie, der schüchtern den Kopf senkte und Berengarias Hand an sein Herz preßte.
    Erst vor wenigen Tagen war er heimgekehrt, und er ertrug es nicht, wenn sich einer der geliebten Menschen außerhalb seiner Reichweite befand.
    »James Montgomery«, fuhr Joby fort. »Von dieser Familie habe ich schon gehört. Diese Leute besitzen nicht viel Geld, aber wessen Reichtum kann sich schon mit meinem messen? Was? Redet lauter! Ich verstehe euch nicht… Sicher, ich weiß, wie reich ich bin. Trotzdem - eine Frau läßt sich so was immer wieder sehr gern sagen. « Gedankenverloren schien sie ihren linken Arm zu bewundern. »Wovon sprach ich gerade? Ach ja, der Mann, der das Privileg genießen wird, mich zu begleiten… Ein Montgomery… Was behauptet ihr da? Er entstammt dem armen Familienzweig? « Ihr Koboldgesicht mit der spitzen Nase drückte ungläubiges Staunen aus. »Arm? Dieses Wort kenne ich nicht. Erklärt mir doch, was es bedeutet. « Nachdem das Gelächter verstummt war, fügte sie hinzu: »Ah, jetzt habe ich’s begriffen. Wenn man nur hundert Seidenkleider und kleine Juwelen besitzt, ist man arm. Was? Keine Juwelen? Keine Seide? Dieser Mann bewohnt ein Haus mit schadhaftem Dach? Und manchmal kommt kein Fleisch auf den Tisch? «
    Nun runzelte Jamie die Stirn. Nur wegen seines Geldmangels hatte er den erniedrigenden Auftrag angenommen, eine verwöhnte Erbin quer durch England zu eskortieren und ihrem fast ebenso reichen Verlobten zu überantworten. Und es mißfiel ihm, daß dies laut ausgesprochen wurde.
    Joby ignorierte die ärgerliche Miene ihres Bruders. »Wenn er nichts zu essen hat, muß er ziemlich - klein sein«, meinte sie verwundert, und der grinsende Jamie vergaß seine Probleme. Klein war er nun wirklich nicht. »Soll ich ihn in einer Schatulle herumschleppen? « Mühsam hob sie ihre zierlichen, mit zahllosen Juwelen belasteten Hände. Die

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