Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
verlogenen, mörderischen… «, begann Joby.
    »Ja«, fiel Jamie ihr ins Wort, »aber was haben sie verbrochen? «
    Keiner der neuen Besitzer wußte, wie man ein Landgut verwaltete. Statt dessen terrorisierten sie die Pächter, brannten die Ernte und die Häuser nieder, vergewaltigten alle jungen Mädchen, die sie finden konnten, und ritten über frisch bepflanzte Felder.
    Als Jamie hörte, seine Schwestern hätten den Bauern versichert, er würde nach seiner Rückkehr alles in Ordnung bringen, verschluckte er sich beinahe an seinem Wein. »Das ist nicht mehr mein Land. «
    Berengaria zuckte die Achseln. »Viele Jahrhunderte lang war dieses Land im Besitz der Montgomerys. Und nun willst du dich deiner Verantwortung entziehen? «
    »Weil es nicht mehr mein Eigentum ist! « Er schrie beinahe, aber seine Schwestern spürten, wie schwer die Last jener Jahrhunderte auf seiner Schulter lag.
    »Da wir gerade von Eigentum reden… «Joby nickte einem Diener zu, der hinter Jamie stand.
    Später dachte er, vielleicht wäre er aus einem Fenster gesprungen und davongerannt, hätte er sich nicht so schrecklich betrunken. Erst vor zwei Wochen hatte er den Auftrag übernommen, die reiche junge Frau durch England zu eskortieren. In dieser kurzen Zeit hatten seine Schwestern alle Bewohner der drei winzigen Dörfer auf dem einstigen Montgomery-Land für ihren Plan gewonnen.
    Wenn er sich vorstellte, wie die Leute über ihn redeten, stieg ihm das Blut in die Wangen. Seine Gefolgsmänner mußten so heftig lachen, daß sie aus der Halle flohen. Offensichtlich hatten die beiden Mädchen ihren Bruder »verkauft«.
    »Nur deine Schönheit«, versuchte Berengaria ihn zu trösten - als könnte ihm das helfen.
    »Wie einen Deckhengst oder Zuchtbullen«, meinte Joby. Erbost wollte er sie packen, aber sie nahm kichernd Reißaus.
    Der Diener, dem sie zugenickt hatte, führte Repräsentanten aus allen umliegenden Häusern in die alte Halle. Dort zeigten sie das Hab und Gut vor, das sie gerettet oder - wie Jamie vermutete - gestohlen hatten. Silberne Löffel, der Henkel eines goldenen Wasserkrugs, Münzen mit den Köpfen längst verstorbener Könige, Beutel voller Gänsefedern, Ferkel (eins versuchte, sich gemeinsam mit Jamie zu betrinken), Tierhäute, eine Gürtelschnalle, ein paar Knöpfe vom Kleid einer reichen Dame - ein unübersichtliches Arsenal.
    »Und was soll das alles, bitte? « fragte Jamie und musterte die Sachen, die sich auf dem Tisch und am Boden häuften. Inzwischen hatte das neugierige Ferkel alle Holzbecher umgestoßen und die Reste getrunken. Auch die Speisen, die übriggeblieben waren, erregten seine Aufmerksamkeit. Was den Menschen ungenießbar erschien, schmeckte ihm köstlich.
    »Das verkaufen wir, und du bekommst eine wundervolle Garderobe, nebst vielen anderen Sachen«, erklärte Berengaria. »Wie einen Fürsten werden wir dich ausstaffieren, und sobald dich die Erbin von Maidenhall sieht, wirst du ihr Herz erobern. «
    Wie absurd! Lachend warf er den Kopf in den Nacken. Das Ferkel schaute zu ihm auf und quiekte schrill. Als er sich umblickte, stellte er erstaunt fest, daß niemand außer ihm lachte. Immerhin befanden sich etwa hundert Leute in der Halle (wahrscheinlich hatten die meisten noch nie in ihrem Leben gebadet).
    »O Jamie, du bist unsere einzige Hoffnung! « beschwor ihn Berengaria. »Du kannst die Liebe jeder Frau gewinnen. « »Nein! « Krachend stellte er seinen Becher ab und trat beinahe auf den winzigen Huf des Ferkels. Unbemerkt kletterte das kleine Tier auf den Tisch und steckte seinen Rüssel in den Wein. »Diese Frau heiratet einen anderen! Niemals würde Perkin Maidenhall ihr erlauben, mich zu wählen. « Er hätte gern hinzugefügt, er würde gern aus Liebe heiraten. Aber so einen Luxus konnte sich ein armer Earl nicht leisten. Trotzdem hatte er beschlossen, auf ehrbare Weise in den Ehestand zu treten. Wenn er auch kein Geld besaß, er trug mehrere Adelstitel. Vielleicht die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns.
    Zum Beispiel die Maidenhall-Erbin. Sie wurde immer nur als »reich« bezeichnet. Kaum jemand hatte sie gesehen. Eine geheimnisvolle Aura schien sie zu umgeben, wie eine Märchenfee. Während einige von ihrer göttlichen Schönheit schwärmten, behaupteten andere, sie sei häßlich und verunstaltet. Wie auch immer, sie würde Millionen erben.
    »Ich kann nicht. Und ich will nicht. Nein! «
    Das hatte er letzte Nacht verkündet. Nun wurden ihm neue Kleider angepaßt. Wie seine Schwestern und

Weitere Kostenlose Bücher