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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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»Was passiert, wenn Lukas nicht erscheint?«, presse ich hervor.
    »Das wird er, keine Sorge.«
    »Aber er wollte … Er hat mit mir Schluss gemacht. Gestern Abend.«
    Der Fremde macht eine wegwerfende Geste. »Ja, das mag sein, aber gewollt hat er es sicher nicht. Er hatte nur Schiss, dir die Wahrheit über sich zu erzählen. Abhauen ist da der leichtere Weg. Mit dieser Lösung ist er bisher immer gut gefahren. Aber damit ist jetzt Schluss.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Zerbrich dir nicht den Kopf, Jana. Entspann dich lieber. Du wirst mehr erfahren, wenn Lukas hier ist. Ich will nichts vorwegnehmen. Es ist sein Job, dir die Wahrheit zu sagen.« Er erhebt sich und blickt auf seine Armbanduhr. »So langsam wird es Zeit, etwas nachzuhelfen. Ich darf mir doch sicher dein Handy ausleihen, oder? Auf eine Nachricht von dir wird er auf jeden Fall anspringen.«
    Der Mann zieht plötzlich mein Telefon hervor. Er muss es aus meiner Jackentasche geklaut haben. Allein bei dem Gedanken daran, dass er mit seinen Fingern an mir herumgenestelt hat, kriege ich eine Gänsehaut. Trotzdem nicke ich.
    Der Fremde lächelt. »Vielen Dank! Ich sehe, wir verstehen uns.«

Lukas
    Mein Handy piepst, während ich den Korridor entlanglaufe. Ich verlangsame. Die SMS ist von Jana: Schau bitte in deinen Briefkasten!
    Sonst nichts. Bloß dieser eine Satz. Reflexartig schnellt mein Blick zu meinem Briefkasten. Die weiße Oberkante eines Umschlags ragt aus dem Schlitz, als habe ihn dort jemand extra sichtbar eingeklemmt. Ich stürze mich darauf und reiße ihn mit einem seltsam flauen Gefühl im Magen auf.
    Ich hatte dich vor ein paar Tagen gewarnt, Matteo! Aber du wolltest ja nicht hören. Das wolltest du noch nie. Vielleicht war ich auch nur nicht deutlich genug. Deshalb nun Folgendes: Komm zu unten stehender Adresse. Ich warte auf dich. Ich und – ach ja, Jana. Und bitte lass Beck aus dem Spiel. Ich schätze, wir können uns besser allein einigen.
    »Cazzo!« Der Boden unter meinen Füßen beginnt zu schwanken. Alle angestaute Wut auf Noah löst sich auf in Übelkeit. Und schwindelerregende Panik. Ich starre wie hypnotisiert auf den Brief. Eigentlich nur auf ein einziges Wort.
    Matteo …
    Wer immer den Brief geschrieben hat, er kennt meinen richtigen Namen. Sosehr mich Noah auch ankotzt, so sehr hat mich insgeheim der Gedanke erleichtert, dass nur ein hirnamputierter Idiot wie er hinter den Drohungen steckt. Aber ich lag falsch. Der Brief stammt nicht von ihm, genauso wenig wie der erste. Sie stammen von jemand anderem. Jemandem aus meiner Vergangenheit. Und dieser Jemand hat Jana in seiner Gewalt und versucht, mich zu erpressen.

Jana
    »Jetzt erzähl doch noch irgendetwas«, fordert mich der Typ auf und lässt sich wieder neben mich auf die Bank fallen. »Was machst du so? Studierst du? Hast du irgendwelche Hobbys? Komm schon, ich will nicht, dass du dich vor mir fürchtest. Eigentlich bin ich ein netter Kerl, wirklich. War ich immer. Bisher hatte noch niemand Angst vor mir. Alle hielten mich immer für anständig und absolut zuverlässig. Dass das bei dir anders ist, fühlt sich … unangenehm an. Es gefällt mir nicht.«
    Ich öffne die Lippen. Am liebsten würde ich ihn anschreien. Was erwartet er denn? Dass ich vor Freude juble, wenn mir jemand ein in Chloroform getränktes Taschentuch vor die Nase drückt und mich in irgendein düsteres Loch verschleppt, ohne mir zu erklären, was das alles soll?
    »Mir wäre es auch lieber, ich hätte keine Angst«, entfährt es mir und ich erschrecke selbst vor meinem scharfen Ton.
    Der Fremde lacht bitter auf. »Wenn du wüsstest, wer dein Freund Lukas Richter wirklich ist«, murmelt er, »dann, glaube mir, würdest du dich mehr vor ihm fürchten als vor mir.«
    Während ich ihn verstohlen von der Seite betrachte, frage ich mich erneut, wer er wohl ist und was Lukas ihm Schlimmes angetan haben soll. Er sieht gepflegt aus – sowohl seine Frisur als auch seine Kleidung. Und sein Gesicht und die Art, wie er redet, wirken alles andere als gefährlich oder brutal. Im Gegenteil, seine dunkelbraunen Augen wären mir unter normalen Umständen sogar sanft und vertrauenerweckend erschienen. Bloß ab und an zucken seine Mundwinkel leicht nervös. Vor allem, wenn er auf die Uhr blickt.
    Wahrscheinlich macht er so etwas zum ersten Mal in seinem Leben, überlege ich. Was bedeutet, dass er eine schreckliche Wut auf Lukas haben muss.
    Wir horchen beide gleichzeitig auf, als sich ein Motorgeräusch nähert. Kies

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