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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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du, du könntest dir alles erlauben. Aber das ist falsch. Sieh diesen Brief als Warnung an. Halte dich fern und komm mir nicht noch einmal in die Quere. Ansonsten wirst du nicht mehr bloß mit einem blauen Auge davonkommen.

Jana
    Ich wälze mich unruhig in meinem Bett hin und her. Ich habe Beck sofort informiert, nachdem Lukas mir gestern Abend geschrieben hat, so wie vereinbart. Aber er unterbrach mich ziemlich schnell und meinte bloß, es wäre bereits alles geklärt.
    Ich war total aufgelöst und wollte irgendetwas aus ihm herausquetschen, denn für mich ist nach wie vor nichts geklärt. Aber Beck würgte mich ab, und seine letzten Sätze brennen jetzt noch in meinen Ohren.
    »Du musst versuchen, ihn zu vergessen, Jana. Lukas hat seine Entscheidung getroffen. Er wird morgen die Stadt verlassen und woanders neu anfangen. Er hat seine Gründe. Es tut mir leid. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Ich habe mich so lange an Carlas Schulter ausgeheult, bis ich nicht mehr konnte und völlig erschöpft ins Bett fiel. Aber an Schlaf brauche ich gar nicht erst zu denken. Ich bin viel zu durcheinander und kriege rein gar nichts auf die Reihe. Lukas schreibt, er gibt mir keine Schuld und er versteht, warum ich ihm die Wahrheit verschwiegen habe. Aber was ist dann sein Problem? Warum will er nichts mehr mit mir zu tun haben? Was soll er mir die ganze Zeit über vorgemacht haben? Und wieso glaubt er, dass ich nicht bereit bin, ihm zu verzeihen?
    Plötzlich verwandelt sich meine Hilflosigkeit in eine Mordswut. So einfach kann Lukas mich nicht mit ein paar vagen, nichtssagenden Erklärungen abservieren. Und sein Onkel auch nicht. Nicht nach diesen letzten glücklichen Wochen, die Lukas und ich miteinander verbracht haben. Unsere Gefühle, seine Liebesgeständnisse, sein Geburtstagsgeschenk … das alles waren keine Lügen. So gut schauspielern kann niemand. Entschlossen richte ich mich auf und werfe die Decke von mir. Ich habe ein Recht zu erfahren, was los ist. Und ich werde Lukas zwingen, es mir ins Gesicht zu sagen. Morgen, hat Beck am Telefon gesagt. Erst morgen wird er die Stadt verlassen. Ich schnappe mir mein Handy und schaue auf die Uhr. Vier Uhr früh. Es ist bereits morgen.
    Nur eine Viertelstunde später hetze ich auf dem Fahrrad durch die Straßen von Altona. Es ist kurz vor Tagesanbruch und kaum jemand ist um diese Zeit schon unterwegs. Mir ist heiß, obwohl die Luft frisch ist und nach Regen riecht.
    Als das Wohnheim vor mir auftaucht, verlangsame ich mein Tempo. Ich steige ab und lasse mein Fahrrad einfach auf die Rasenfläche am Parkplatz fallen. Schon von Weitem erkenne ich, dass in Lukas’ Zimmer Licht brennt. Er ist also tatsächlich zu Hause. Er ist wach und noch nicht abgereist. Mit klopfendem Herzen nähere ich mich der Tür, aber ich schaffe es nicht bis zu den Klingelknöpfen.
    »Jana, stimmt’s?«
    Ich schnelle herum. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich ein bekanntes Gesicht vor mir. Ich öffne meine Lippen – aber dann spüre ich nur noch ein beißendes Stechen durch meine Nase.

Lukas
    Ich lese diesen verdammten Drohbrief jetzt bestimmt schon zum hundertsten Mal, aber ich werde noch immer nicht schlau daraus. Eben noch wollte ich ihn einfach zerfetzen und das Klo runterspülen, aber als ich kurz davor war, tat ich es nicht. Und zwar, weil mir der Arsch plötzlich auf Grundeis ging. Ich werde nicht drum herumkommen, Beck zu informieren. Ich habe keine Ahnung, wie lange der Umschlag schon in meinem Briefkasten liegt. Wurde er vor Albertis Ermordung eingeworfen oder erst danach? Und von wem? War es Alberti selbst oder irgendein Bote? Hat eines der Mitglieder der Rosa Nera herausgefunden, dass ich nicht mehr im Koma liege, sondern seit Monaten hier in Hamburg stecke? Wurde jemand aus meiner ehemaligen Klinik bestochen und hat gesungen? Und was meint der Typ, wenn er schreibt, ich soll ihm nicht in die Quere kommen?
    Scheiße, wenn ich Beck von dem Brief erzähle, war’s das mit meiner Rückkehr nach Rom, so viel steht fest. Aber ich habe keine Chance. Ich will nicht mit Reißzwecken bespickt und brutal erstochen werden. Weder hier noch in Rom.
    Ich greife nach meinem Handy, um Beck anzurufen, da schießt mir plötzlich ein neuer Gedanke wie ein Blitzlicht durch den Kopf.
    »Scheiße noch mal …!«
    Mit Herzklopfen greife ich wieder nach dem Brief, obwohl ich die wenigen Zeilen mittlerweile schon auswendig kenne. Aber dieses Mal habe ich ein Gesicht vor mir, während ich sie lese. Und plötzlich

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