Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
Vom Netzwerk:
miteinander verband. Und gerade dieser Tatsache war es wohl auch geschuldet, dass sich nach ihrer gewaltsamen Trennung ein bohrender, messerscharfer Splitter in ihrem Herzen eingenistet hatte, der fortan jeden Tag in ihrem Inneren gewetzt hatte.
    "Also?" Nikolajs Stimme durchbrach ihren Gedankengang. „Wie wär’s mit Marmeladenbrot? Oder haben sich deine Vorlieben inzwischen geändert?“
    „Marmeladenbrot wäre wunderbar!“ Dankbar grinste sie ihn an.
    Während er zwei Brote mit Butter und Erdbeermarmelade bestrich, sah sie sich nochmals im Raum um. Erst jetzt, auf den zweiten Blick, fiel ihr auf, dass die Wohnung irgendwie kahl und unbewohnt wirkte. Trotz der gängigsten Einrichtungsgegenstände und dem beträchtlichen Vorrat an Büchern. Neugierig fragte sie: „Wohnst du schon lange hier?“
    Er schob ihr den Teller mit den Broten vor die Nase. „Hmmm … wie man es nimmt.“
    „Was soll das jetzt bitte heißen? Ist die Frage so schwer zu beantworten?“ Herzhaft biss sie in ihr Brot und genoss das Gefühl etwas in den Magen zu bekommen.
    „
Wohnen
, wäre vielleicht ein wenig übertrieben. Es ist mehr so was wie … ein Ort zum Schlafen … oder zur Zuflucht. Ich würde es nicht als mein Zuhause bezeichnen.“
    Sie sah ihn fragend an. „Und wo bist du dann zu Hause?“
    Nikolaj dachte einige Augenblicke lang nach, ehe er erwiderte: „Einen anderen Wohnsitz als diesen hier, kann ich dir leider nicht anbieten.“
    „Dann ist aber doch das hier dein Zuhause? Wenn du sonst keine andere Wohnung hast, in der du lebst? Oder willst du mir nicht sagen, wo du wirklich wohnst? Wo du wirklich zu Hause bist? Ist es ein Geheimnis? So wie deine Familie eines ist? Dein Nachname? Deine Herkunft?“
    Nikolaj zog die Augenbrauen hoch und sah sie prüfend an. „Hmmm … ich seh schon. Immer noch der Sturkopf von früher.“
    Gwen schmatzte mit vollem Mund. „Das hat nichts mit Sturheit zu tun! Ich will einfach nur die Antworten, die du mir versprochen hast. Falls du dich erinnern kannst … Wenn du mir schon so eine einfache Frage, wie die, nach deinem Zuhause nicht beantworten kannst, dann …“
    „Ich habe nicht gesagt, dass ich sie nicht beantworten kann – und mein Versprechen hab ich auch nicht vergessen, du Sturkopf.“ Er nahm sich erneut einige Augenblicke Zeit, ehe er weiter sprach. „Von mir aus … Dann würde ich doch sagen, dass das hier mein Zuhause ist. Vielleicht fehlt mir einfach das „Zuhause-Feeling“, weil ich nicht so viel Zeit hier verbringe oder weil Zuhause eben nicht nur vier Wände und ein Dach über dem Kopf bedeutet.“
    Sie dachte kurz über seine Worte nach, ehe sie fragte: „Und wie lange wohnst du schon hier?“
    Er goss sich Kaffee nach. „Etwa ein Jahr.“
    „Ich bin vor ungefähr zwei Jahren in die Stadt gezogen! Das gibt’s doch nicht … So nah beieinander und doch so weit entfernt …“ Sie versank einen Moment in stillem Selbstmitleid, dann bohrte sie weiter: „Und wo hast du vorher gewohnt? Was hast du vorher gemacht? Warst du bei deiner Familie?“
    Abermals dauerte es einen Moment, ehe er ihr antwortete. „Als du die Stadt verlassen hast, habe ich sie auch verlassen. Das habe ich dir ja schon gesagt. Danach war ich viel unterwegs und habe nach dir gesucht. In der Zeit hab ich mal hier mal da geschlafen. Je nachdem, was sich angeboten hat und wo ich gerade war.“
    „Aber du warst gerade mal 18!“, unterbrach sie ihn. „Hattest du denn einen Job? Du brauchtest doch sicherlich Geld, um zu reisen, eine Unterkunft und deinen sonstigen Lebensunterhalt bezahlen zu können, oder?“
    „Ein Bekannter hat mir einen Job verschafft. Abgesehen davon bekommt man immer irgendetwas in die Finger, das einem ein paar Scheine einbringt. Vor allem bei meinem Charme und meiner Beharrlichkeit. Außerdem … solch große Ausgaben hatte ich nicht. Keine Hochglanzwohnung. Keine Versicherungen. Keine Freundin.“ Er grinste sie schief an, doch es wirkte nicht überzeugend unbeschwert. „Ich habe also nach dir gesucht, aber deine Eltern waren äußerst sorgfältig, was das Vertuschen eurer Spuren anging. Eine Weile habe ich bei dem Bekannten gewohnt, der mir den Job verschafft hat. Vor einem knappen Jahr hat das alles … nicht mehr funktioniert, wie ich es wollte. Daher hab ich mich nach was Eigenem umgesehen und diese Wohnung gemietet.“
    Immer noch tanzten schwindelnd viele Fragen in ihrem Kopf. Welche sollte sie zuerst stellen? „Und warum gerade hier? Warum gerade in dieser

Weitere Kostenlose Bücher